Was sich schon seit einigen Wochen angedeutet hatte, ist seit vergangener Woche Mittwoch offiziell: Lukas Tulovic verliert seinen Moto2-Platz beim Liqui Moly Husqvarna IntactGP Team und muss sich für 2024 nach einer neuen Herausforderung umsehen. Am Rande des Indonesien Grand Prix sprach der Deutsche am Samstag erstmals über sein Moto2-Aus, Teamchef Jürgen Lingg offenbarte weiterhin gemeinsame Zukunftspläne.

"Es ist schade. Ich hätte gehofft, noch ein weiteres Jahr zu bekommen, um meinen Fortschritt zeigen zu können. Ich bin definitiv überzeugt davon, dass ich mehr Potenzial habe", zeigte sich Tulovic am 'ServusTV'-Mikrofon ziemlich zerknirscht. "Das Jahr hätte, auf gut deutsch gesagt, nicht wirklich beschissener laufen können mit den ganzen Verletzungen und vielen Stürzen, die ich hatte."

Der Moto2-Europameister von 2022 verletzte sich gleich zu Saisonbeginn im abschließenden Wintertest in Portimao am rechten Handgelenk und musste dadurch die ersten beiden Saisonrennen auslassen. Das Comeback in Austin endete gleich mit einem Sturz in der ersten Runde. In Jerez und Le Mans setzte ein Aufwärtstrend ein, Tulovic sammelte seine ersten WM-Punkte. Anschließend blieben weitere Steigerungen aber aus. Er scheiterte in aller Regelmäßigkeit schon in Q1 und konnte einzig beim Österreich-GP nochmal punkten.

Lukas Tulovic enttäuscht: Hätte weiteres Jahr gebraucht

Zu einem ganz entscheidenden Zeitpunkt der Saison verletzte sich Tulovic bei einem Crash im 3. Freien Training zum Indien Grand Prix dann erneut, brach sich diesmal das Schlüsselbein. Dadurch konnte er nach einem vielversprechenden Start in Dehli keine Eigenwerbung mehr betreiben und musste auch in Japan zusehen. Drei Tage später wurde sein Moto2-Aus verkündet. "Ich bin wirklich überzeugt, dass mehr möglich ist, aber dazu brauche ich mehr Zeit und die bekomme ich leider nicht", reagierte Tulovic enttäuscht. "Jetzt muss ich halt schauen, was Plan B ist und was es für mich nächstes Jahr zu fahren gibt."

Ersetzt wird der Deutsche 2024 überraschend aber nicht von Ayumu Sasaki, der in der Moto3 für das IntactGP-Team um den WM-Titel kämpft, sondern vom erst 18-jährigen Senna Aigus. Dieser gewann am vergangenen Wochenende vorzeitig die Moto2-Europameisterschaft mit IntactGP und agierte bereits in Jerez, Le Mans, Barcelona, Misano und zuletzt Motegi als Ersatzmann für Tulovic und dessen Teamkollegen Darryn Binder. Auch im Vorjahr kam Agius bereits bei vier Grand Prix in der mittleren Klasse zum Einsatz, damals als Vertretung für Sam Lowes bei MarcVDS.

Senna Agius folgt 2024 bei IntactGP auf Lukas Tulovic, Foto: LAT Images
Senna Agius folgt 2024 bei IntactGP auf Lukas Tulovic, Foto: LAT Images

Wirklich überzeugen konnte der Australier bislang aber nicht, blieb er 2023 in seinen fünf Einsätzen doch immer punktlos. Ein 19. Platz in Le Mans steht als bestes Ergebnis zu Buche. Einzig beim Saisonfinale in Valencia schaffte es der damals 17-Jährige im Vorjahr als Neunter in die Punkteränge. Dennoch fiel die Entscheidung zu Gunsten von Senna und gegen Tulovic aus. "Es ist halt einfach ein hartes Geschäft und es gibt viel Konkurrenz. Wir haben schon vor der Saison ganz klar kommentiert, dass er [Tulovic, Anm.] eine zweite Chance bekommt, aber eine dritte Chance wird es halt nicht mehr geben. So ist das in diesem Geschäft", gab IntactGP-Teamchef Lingg bei 'ServusTV' zu Protokoll.

Lukas Tulovic: 2024 mit IntactGP in der MotoE?

Tulovic hatte 2019 bereits eine erste Moto2-Saison mit dem Kiefer Racing Team absolviert, erzielte damals aber nur drei WM-Punkte. Der Deutsche versuchte sich anschließend mit Engagements in MotoE und Moto2-EM zu rehabilitieren, ehe er 2022 bei IntactGP unterkam. Und genau dort könnte Tulovic im kommenden Jahr nach seinem erneuten Moto2-Aus weiterhin fahren, nur eben in einer anderen Klasse. "Es ist für uns alle hart, aber er hat das sportlich hingenommen und wir werden eventuell in Zukunft sogar weiter in irgendeiner Art und Weise zusammenarbeiten", verriet Lingg. Auf weitere Nachfrage ließ der IntactGP-Teamchef dann wissen, dass Tulovic 2024 in der MotoE für den deutschen Rennstall an den Start gehen könnte: "Wir haben ja viele Klassen und Kategorien. Wir müssen mal schauen und sprechen gerade, vielleicht machen wir etwas in der MotoE. Das ist aber noch in Arbeit."

Lukas Tulovic konnte in der MotoE schon ein Rennen gewinnen, Foto: LAT Images
Lukas Tulovic konnte in der MotoE schon ein Rennen gewinnen, Foto: LAT Images

Nach dem Titelgewinn mit Dominique Aegerter 2022 startete IntactGP in diesem Jahr mit Hector Garzo und dem Schweizer Randy Krummenacher in der Elektro-Rennserie. Beide konnten zwar je ein Rennen gewinnen, aber nie wirklich in den Titelkampf eingreifen. Ob sie 2024 eine neue Chance erhalten, steht noch in den Sternen. Tulovic selbst bestritt zuletzt 2022 zwei MotoE-Rennen für RNF, im Jahr 2021 konnte er dort seinen bislang einzigen Sieg im Rahmen der Motorrad-Weltmeisterschaft feiern.