DTM-Champion, Formel-1-Fahrer, amtierender Formel-E-Weltmeister, und jetzt geht es auf die Langstrecke: Pascal Wehrlein stellt sich an diesem Wochenende der nächsten Herausforderung in seiner ohnehin schon beeindruckenden Karriere. Der Porsche-Werksfahrer gibt bei den 24 Stunden von Daytona (25.-26. Januar 2025) sein Debüt in einem LMDh-Prototypen.

Wehrlein teilt sich den Porsche 963 des US-Kundenteams JDC-Miller Motorsports mit Renn-Veteran Gianmaria Bruni sowie den noch unbekannten Nachwuchspiloten Tijmen van der Helm und Bryce Aron. Der Auftakt auf dem berühmten Ovalkurs verlief vielversprechend: Bruni führte den gelben Porsche im verkürzten Qualifying zum fünften Startplatz.

Wer zeigt heute das 24-Stunden-Rennen von Daytona im Livestream und TV? In unserer Programm-Übersicht findet ihr alle Infos und Links zur Übertragung:

Pascal Wehrlein: "Möchte natürlich in nächsten Jahren Le Mans fahren"

Für Wehrlein könnte das 24-Stunden-Rennen von Daytona nur der Anfang gewesen sein: Der 30-Jährige kann sich berechtigte Hoffnungen machen, dieses Jahr auch bei den noch berühmteren 24 Stunden von Le Mans anzutreten. Zwischen den beiden Langstrecken-Klassikern und seinem Hauptprogramm, der Formel E, gibt es diesmal keine Terminüberschneidungen.

"Mein Hauptprogramm ist die Formel E, und das wird sie auch in Zukunft bleiben", sagte Wehrlein in Daytona zu Motorsport-Magazin.com. "Aber ich bin erst 30 Jahre alt und habe noch ein paar gute Jahre vor mir. Natürlich möchte ich in den nächsten Jahren in Le Mans fahren, und ich möchte mit Porsche gewinnen. Wann das sein wird, kann ich noch nicht sagen. Die Vorbereitung darauf hat in jedem Fall begonnen."

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Wehrlein fährt in Daytona den knallgelben JDC-Miller Motorsports-Porsche 963, Foto: Porsche AG

Porsche-Motorsportchef bestätigt drittes Le-Mans-Auto noch nicht

Platz in Le Mans wäre für Wehrlein schon dieses Jahr, sogar in einem Werks-Porsche. Die Zuffenhausener haben sich durch den Gewinn der IMSA-Meisterschaft einen zusätzlichen Startplatz in Le Mans gesichert. Schon 2023 und 2024 traten je drei werksunterstützte Porsche 963 - zwei aus der WEC und einer aus der IMSA - beim Rennen entlang der Sarthe an. Aber: Der neuerliche Einsatz des IMSA-Porsche in Le Mans soll noch nicht in trockenen Tüchern sein. Das kostenintensive Projekt muss der Vorstand offenbar erst durchwinken.

"Wir haben den Entry. Ich bestätige es (das dritte Le-Mans-Auto; d. Red.) noch nicht, aber wir arbeiten dran", sagte Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach in Daytona während einer Medienrunde mit ausgewählten Journalisten zu Motorsport-Magazin.com. Es gebe bereits "eine Liste mit zwei, drei ausgewählten Fahrern" für den letzten freien Platz, so Laudenbach. "Es ist kein Problem, einen Fahrer zu finden. Wir haben Formel-E-Fahrer, die schon Langstrecke gefahren sind und viele weitere talentierte GT3-Piloten."

Porsche in Le Mans: Was ist mit Sebastian Vettel?

Neben Wehrlein trifft das auch auf seinen Formel-E-Teamkollegen Antonio Felix da Costa zu, der in Daytona in der LMP2-Klasse antritt, sowie auf Neuzugang Nico Müller. Ob Sebastian Vettel auch auf Laudenbachs Zettel steht? Schließlich stand der vierfache Formel-1-Weltmeister schon 2024 zur Debatte, spulte sogar ein ausgiebiges Testprogramm ab. Inzwischen soll das Interesse etwas nachgelassen haben. Laudenbach wollte sich dazu nicht auf den Zettel blicken lassen: "Ich weiß es nicht."

Vettels Landsmann Wehrlein scheint sich eher in Stellung gebracht zu haben für Le Mans, nicht zuletzt wegen seines WM-Titelgewinns in der Formel E. "In der Vergangenheit waren Doppelprogramme für uns nicht möglich", sagte der gebürtige Sigmaringer. "Das hat sich ein bisschen gelockert. Der Titelgewinn hat bestimmt auch geholfen. Schauen wir mal, was sich ergibt."

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Porsche ist Rekordsieger bei den 24 Stunden von Daytona, Foto: LAT Images

Wehrlein: LMDh-Auto weckt Erinnerungen an DTM

Bei den Testfahrten und an diesem Wochenende hatte Wehrlein die Gelegenheit, sich mit dem rund 700 PS starken Porsche-Prototypen vertraut zu machen. Etwa 130 Runden habe er auf dem 5,73 Kilometer langen Ovalkurs bisher abgespult.

"Das Fahrgefühl erinnert mich sehr an die DTM-Autos", sagte er. "Die sind viel näher dran als ein Formel-E-Auto. Hier ist alles ein bisschen anders, als ich es kenne, aber ich habe ein gutes Gefühl bekommen. Du teilst dir das Auto mit drei Fahrern und versuchst, einen guten Kompromiss zu finden, damit sich alle möglichst wohlfühlen. Ich versuche mich an Gimmi (Gianmaria Bruni) zu orientieren. Er ist schon lange bei Porsche, hat viel Erfahrung mit diesen Autos und kennt die Langstrecke in- und auswendig."

Formel-E-Auto komplexer als LMDh-Prototyp

Mit dem Speed des Porsche hat keine Wehrlein keine Schwierigkeiten - wenig überraschend bei einem Fahrer, der zwei Jahre lang in der Formel 1 mit rund 1.000 PS starken Downforce-Monstern unterwegs war. Auch an das Management des Hybridsystems konnte sich Wehrlein recht zügig gewöhnen: "In der Formel E haben wir deutlich mehr Möglichkeiten, Dinge im Auto zu verändern. Da spielen wir im Rennen viel mehr am Lenkrad herum."

Die größte Herausforderung bestehe darin, sich richtig im Verkehr der 61 Rennwagen unterschiedlicher Leistungsklassen zu verhalten. Das kennt Wehrlein noch gar nicht. "Das richtig einzuschätzen und möglichst wenig Zeit zu verlieren, ist die Herausforderung", erklärte er. "Mit der entsprechenden Erfahrung kann man sich viel besser einteilen, ob man langsamere Autos direkt überholt oder erst ein bisschen Benzin spart. Durch die Tests habe ich eine gute Idee davon bekommen. Aber das Auto schnell zu bewegen und die Reifen am Leben zu halten, ist jetzt nicht so schwierig."