Die Nachtphase während der 24 Stunden von Daytona 2024 hat einige Opfer beim Kampf um den Gesamtsieg bei der 62. Auflage des Langstrecken-Klassikers gefordert. Bei noch sieben zu fahrenden Stunden befinden sich sechs der zehn LMDh-Autos in der Führungsrunde, darunter die beiden Werks-Porsche 963 sowie die beiden Kundenautos von Proton Competition und JDC-Miller Motorsports.

Nach 575 Runden auf dem 5,7 Kilometer langen Ovalkurs lag der #31 Cadillac V-Series.R (Pipo Derani/Jack Aitken/Tom Blomqvist) mit Pole-Setter Pipo Derani am Steuer knapp in Führung. Aufgrund unterschiedlicher Boxenstopp-Sequenzen wechselte sich der von Action Express eingesetzte V8-Dampfhammer an der Spitze immer wieder mit dem #6 Werks-Porsche 963 (Nick Tandy/Mathieu Jaminet/Kevin Estre/Laurens Vanthoor) ab.

Nächste Strafe für #6-Porsche 963

Porsche-Werksfahrer Mathieu Jaminet hatte die #6 im Morgengrauen von Kevin Estre übernommen und hing dem Cadillac mit wenigen Sekunden Rückstand dicht im Heck. Dann ein bitterer Rückschlag: Wegen eines Verstoßes gegen die Powertrain-Parameter kassierte der Porsche eine 10-Sekunden-Boxenstopp-Strafe - und das bereits zum zweiten Mal im Rennen nach einem vorangegangenen Vergehen in den ersten Stunden.

Bis zur Strafe folgte knapp dahinter der zweite von Penske eingesetzte Werks-Porsche mit der Startnummer #7 mit dem Quartett Matt Campbell/Felipe Nasr/Josef Newgarden/Dane Cameron. Mit einem Abstand von rund einer halben Minute befand sich auch der Kunden-Porsche des deutschen Teams Proton Competition (#5 Gianmaria Bruni/Neel Jani/Romain Dumas/Alessio Picariello) mit Langstrecken-Veteran Gianmaria Bruni am Steuer in Sichtweite.

Der Porsche mit der Nummer 6 verlässt die Box.
Der #6 Porsche 963 von Penske, Foto: LAT Images

Button kämpft: "Hunderte Dinge mehr zu tun als in F1-Auto"

Mit dem #40 Acura ARX-06 (Jordan Taylor/Louis Deletraz/Colton Herta/Jenson Button) befand sich zu diesem Zeitpunkt noch eines der beiden von Wayne Taylor Racing ins Feld geführten Autos im Rennen um den Gesamtsieg. Der Bolide von Hondas US-Ableger lag nur knapp vor dem Kunden-Porsche von JDC-Miller Motorsports (Tijmen van der Helm/Phil Hanson/Ben Keating/Richard Westbrook).

Daytona-Debütant und Ex-Formel-1-Weltmeister Jenson Button sorgte in der 9. Stunde für einen kurzen Schreckmoment, als er mit der #4 Corvette GT3.R in Kurve 3 kollidierte und sich auf der Strecke drehte. Der Brite, der dieses Jahr in der WEC für das Porsche-Team Proton Competition um Gesamtsiege kämpfen will, konnte das Rennen allerdings unbeschadet fortsetzen.

Button, der laut eigener Aussage seine Zukunft in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sieht, nutzt den Gaststart in Daytona auch, um sich generell mit den LMDh-Prototypen vertraut zu machen - das scheint selbst für einen F1-Champion keine allzu einfache Aufgabe zu sein. "Es gibt hunderte Dinge mehr zu tun als in einem Formel-1-Auto", hatte Button am Freitag vor dem Rennstart gesagt. "Diese Autos sind technisch so weit fortgeschritten, das ist verrückt. In der Formel 1 passiert vieles hinter den Kulissen, hier können wir im Auto so viele verschiedene Dinge anpassen."

Acura bei den Roar-Testfahrten zu den 24 Stunden von Daytona
Jenson Button im #40 Acura ARX-06, Foto: LAT Images

Beide BMW-LMDh in Schwierigkeiten

Die beiden BMW M Hybrid V8 sind unterdessen raus aus dem Rennen um den Gesamtsieg. Der Wagen mit der Startnummer #25 (Connor De Phillippi/Nick Yelloly/Maxime Martin/Rene Rast) verlor während der 15. Stunde neun Runden 'behind the wall' (in der Garage) wegen eines Getriebeproblems. Im Morgengrauen fuhr Nick Yelloly dem Rest des Feldes mit acht Runden Rückstand hinterher, nachdem Teamkollege Rene Rast das Rennen während der Nacht sogar kurzzeitig angeführt hatte.

Noch unglücklicher lief es in der Nacht für das BMW-Schwesterauto mit der Startnummer #24 (Jesse Krohn/Augusto Farfus/Dries Vanthoor/Philipp Eng): Nach rund 14 Stunden verlor BMW-Werksfahrer Dries Vanthoor den Vortrieb und blieb auf der Strecke liegen. Die Abschleppaktion warf das Quartett um 13 Runden und damit aussichtslos zurück. Sieben Stunden vor Schluss düste der Österreicher Philipp Eng dem Feld mit unverändertem Rückstand hinterher.

BMW M Hybrid V8 bei den Roar-Testfahrten zu den 24 Stunden von Daytona
BMW startet mit zwei LMDh-Autos in Daytona, Foto: BMW M Motorsport

Cadillac abgemeldet, Acura erlebt Technik-Drama

Für den zweiten Cadillac V.Series-R, die Startnummer #01 mit Sebastien Bourdais/Renger van der Zande/Scott Dixon/Alex Palou, war das Rennen zu diesem Zeitpunkt längst gelaufen. Nach 15 Stunden und 423 absolvierten Runden meldete das Einsatzteam Chip Ganassi Racing das Auto wegen eines zunächst nicht näher beschriebenen Technikproblems vorzeitig ab. Zuvor war Renger van der Zande ohne Leistung ausgangs der Le-Mans-Schikane ausgerollt und musste abgeschleppt werden.

Zwar noch im Rennen, aber mit mehr als 100 Runden Rückstand, sammelte der #10 Acura ARX-06 (Ricky Taylor/Filipe Albuquerque/Brendon Hartley/Marcus Ericsson) nur noch Kilometer für die Statistikbücher. Nach 8 Stunden Fahrzeit entfaltete sich das Drama, als Ex-DTM-Pilot Filipe Albuquerque in Kurve 3 ohne Vortrieb stehen blieb und in die Garage geschleppt werden musste. Der Acura konnte das Rennen nach dem Elektrikproblem zwar wieder aufnehmen, die Reparaturarbeiten hatten allerdings zu einem gigantischen Rückstand von 89 Runden geführt.

Der Cadillac mit der Nummer 1 bei Nacht beim Boxenstopp.
Vorzeitiger Feierabend für den #01 Cadillac V.Series-R, Foto: LAT Images

Enge Kämpfe in LMP2- und GT3-Klassen

In der LMP2-Klasse lagen am frühen Morgen noch fünf der 13 Autos in der Führungsrunde. Angeführt wurde das Feld von #04 CrowdStrike Racing by APR (George Kurtz/Colin Braun/Toby Sowery/Malthe Jakobsen) vor #18 Era Motorsport (Dwight Merriman/Ryan Dalziel/Connor Zilisch/Christian Rasmussen) und #52 Inter Europol by PR1 (Jakub Smiechowski/Nick Boulle/Tom Dillmann/Pietro Fittipaldi), wo Fittipaldi kurzfristig den verletzten Clement Novalak ersetzte.

In der GTD-Pro-Klasse ging es nicht weniger eng zu: Die #4 Pratt Miller Corvette (Tommy Milner/Nicky Catsburg/Earl Bamber) führte vor dem #1 BMW M4 GT3 von Paul Miller Racing (Bryan Sellers/Madison Snow/Neil Verhagen/Sheldon van der Linde) sowie dem #62 Risi Competizione Ferrari 296 GT3 mit Davide Rigon/Daniel Serra/Alessandro Pier Guidi.

Im GTD-Klassement lag der #023 Ferrari 296 GT3 von Triarsi Competizione (Alessio Rovera/Onofrio Triarsi/Ricky Agostini/Charlie Scardina) an der Spitze. Für den Sonntagmorgen ist leichter Regen vorhergesagt, der dem Rennverlauf eine besondere Würze mit Blick auf die Reifen-Strategien verleihen könnte.