Neues Rennauto, neue Reifen: Bridgestone wird ab der Saison 2026/27 neuer Exklusivaussatter der Formel E. Das japanische Unternehmen kommt pünktlich zur Einführung des künftigen Gen4-Boliden, also der vierten technologischen Ära der Elektro-WM, in rund drei Jahren.

Bridgestone folgt in der Formel E auf Hankook, das in der abgelaufenen Saison sein Debüt gab und die aktuellen Gen3-Autos mit seinen Reifen bestückt. Die Koreaner haben unterdessen mit der Rallye-WM ein neues Betätigungsfeld gefunden und folgen ab 2025 auf den bisherigen WRC-Exklusivpartner Pirelli.

Änderungen gibt es auch beim Batterielieferanten der Formel E: Das Unternehmen Podium AT liefert ab der 13. Formel-E-Saison die Akkus. Marelli übernimmt die Entwicklung der elektrischen Frontmotoren, während Spark wie seit 2014 durchgängig weiterhin die Chassis bauen wird.

Bis Bridgestone und Co. in die Formel E einsteigen, stehen eine weitere Saison mit dem Gen3-Fahrzeug sowie zwei Jahre mit dem Gen3-Evo-Auto samt überarbeiteter Hankook-Bereifung und mit WAE (Williams)-Batterien bevor. Bridgestone hat sich jüngst bei einer Ausschreibung der FIA für das Gen4-Auto durchgesetzt, der Deal ist diesem Mittwoch bei einem Treffen des World Motor Sport Council (WMSC) in Baku bestätigt worden.

Bridgestone erstmals seit 2010 wieder in FIA-Weltmeisterschaft

Der Reifenhersteller mit Hauptsitz in Tokio kehrt erstmals seit 2010 in eine FIA-Weltmeisterschaft zurück. Damals stattete Bridgestone die Formel 1 mit seinen Gummis aus, bis im Anschluss Pirelli übernahm. Bridgestone hatte sich zuletzt für eine F1-Partnerschaft beginnend mit der Saison 2026 samt neuer Rennautos beworben, Pirelli erhielt jedoch den Zuschlag.

Im europäischen Automobilsport hatte sich Bridgestone nach seinen Formel-1-Zeiten von 1950 bis 1975 (mit Tochterfirma Firestone), 1976/1977 sowie zwischen 1997 und 2010 eher rar gemacht. Von 2009 bis 2015 lieferten die Japaner die Reifen für die MotoGP-Weltmeisterschaft. Aktuell engagiert sich Bridgestone unter anderem in der IndyCar-Serie (mit Firestone) sowie in der japanischen Super GT.

Aktuell stattet Hankook die Formel E mit Reifen aus, Foto: DPPI/Hankook
Aktuell stattet Hankook die Formel E mit Reifen aus, Foto: DPPI/Hankook

Künftiges Formel-E-Auto mit über 800 PS und Allrad

Künftig dann Formel E statt Formel 1: Zwar reichen die Elektro-Renner nicht an die Power eines F1-Autos heran, doch mit der 4. Generation wird ein deutlicher Performance-Fortschritt angepeilt. Die Gen4 sollen laut einer FIA-Ausschreibung bis zu 816 PS (600 kW) leisten und über einen Allradantrieb verfügen. Die aktuellen Gen3-Autos bringen es auf eine Leistung von maximal 476 PS (350 kW). Der neue Front-Elektromotor darf derzeit nur zur Energierückgewinnung genutzt werden, soll künftig aber auch Leistung an die Räder abgeben.

Formel E weiterhin mit Allwetter-Reifen

Was sich trotz der deutlich gestiegenen Performance nicht ändern soll, sind die Reifen. Auch in der Gen4-Ära will die Formel E nach aktuellem Stand strikt an ihrem Allwetter-Reifen-Konzept festhalten. Dieses Vorhaben führt auf den Gedanken der Nachhaltigkeit zurück.

Während andere Rennserien tausende Reifen für die Rennen rund um den Globus transportieren, beschränkt sich die Formel E seit jeher auf das Nötigste. Und so soll es in Zukunft auch mit dem Gen4-Auto bleiben: Pro Rennen stehen einem Fahrer nur zwei Reifensätze zur Verfügung, bei Doppel-Rennen sind es drei.

Die Formel E will auch in Zukunft mit Allwetter-Reifen fahren, Foto: DPPI/Hankook
Die Formel E will auch in Zukunft mit Allwetter-Reifen fahren, Foto: DPPI/Hankook

Kommt er wirklich? Formel E plant Typhoon-Reifen

Laut der letzten FIA-Ausschreibung sollen die Hersteller einen zusätzlichen Reifen für den Einsatz unter starkem Regen entwickeln. Für derartige Bedingungen mussten bislang die Allwetterreifen herhalten. Die FIA bezeichnet dieses Produkt passenderweise als 'Typhoon'-Reifen. Wer sich mit der Historie der Formel E auskennt, der weiß: Ein solcher Taifun-Reifen befand sich schon in einer Ausschreibung von 2014 und war für den Transport und möglichen Einsatz im Regen vorgesehen. In den Rennen kam jedoch immer der übliche Allweather-Reifen zum Einsatz.

Mit ansteigender Leistung der Antriebsstränge und Batterien wurden in den vergangenen Jahren die Rufe nach 'echten' Slick-Reifen immer lauter. Die letzte Debatte entbrannte mit der Einführung des Gen3-Autos. Die Verantwortlichen der Formel E betonten jedoch stets, dass eine Vielzahl an Slick-Reifen dem grünen Gedanken der Meisterschaft widerspreche und schlossen einen Wechsel auf Slicks für die kommenden Jahre aus.

In der Formel E soll die Performance der Reifen weiter nur eine untergeordnete Rolle spielen. Für das Gen4-Auto gewünscht ist eine Mischung, die über einen sehr geringen Verschleiß, einen linearen Abbau und ausreichend Grip für den sicheren Einsatz bei leichtem Regen verfügt. Reifenwärmer sind in der Formel E ohnehin nicht erlaubt und wurden nach und nach auch in anderen Rennserien wie der DTM oder der WEC abgeschafft.