Nico Müller (Abt-Cupra) hat einen schweren Unfall beim Formel-E-Rennen in Portland glücklicherweise unverletzt überstanden. Der zweifache DTM-Vizemeister war in der 9. Runde mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke abgekommen und heftig mit der linken Seite seines Abt-Cupra in die Mauer eingeschlagen. Der Crash bedeutete das vorzeitige Aus für Müller, während Teamkollege Robin Frijns als Zehnter die nächsten Punkte für den Rennstall aus Kempten sammelte.

Müllers Unfall ereignete sich ausgerechnet an einer Highspeed-Stelle des IndyCar-Kurses im US-Bundesstaat Oregon. Nach der langen Gegengeraden auf dem Weg zu Kurve 10 verlor der Schweizer plötzlich die Kontrolle über das Auto, rauschte über die Wiese und endete mehr als unsanft in der Streckenbegrenzung. Der Vorfall löste die zweite Safety-Car-Phase des zerfahrenen Portland ePrix aus.

Müller: "Hatte schon lange nicht mehr so viel Schiss"

"Ich bin frustriert, aber körperlich okay", gab Müller gegenüber Motorsport-Magazin.com gesundheitliche Entwarnung. "Das war unschön. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Schiss im Auto, um ehrlich zu sein. Du kannst halt nichts mehr machen, wenn du geradeaus über den Rasen segelst, und das jenseits der 200 km/h. Da wartest du nur noch, bis es scheppert. Und das war die dümmste Stelle für so etwas. Es gibt dort zwar eine Auslaufzone, aber der trockene Rasen verlangsamt nicht wirklich."

Müller war in dieser heiklen Situation absolut machtlos, denn: Ein Teil seines schon zuvor beschädigten Frontflügels hatte sich unter dem Unterboden verkeilt. Und so rutschte der 31-Jährige nur noch als Passagier unkontrolliert von der Piste. Müller: "Wenn du auf deinem eigenen Karbon-Teil rumrutschst, verzögert das Auto kaum. Das war nicht so cool. Ich konnte nur ein bisschen verzögern, aber da hat sich nicht viel getan."

Frijns-Punktgewinn nur schwacher Trost für Abt-Cupra

Angesichts des stark beschädigten Autos von Müller sei der Punktgewinn durch Frijns laut Abt-Teamchef Thomas Biermaier "nur ein schwacher Trost" gewesen. Müller wurde das Opfer eines inzwischen in der Formel E bestens bekannten Phänomens: Da das Rennen in den ersten Runden extrem langsam geführt wurde, weil die Spitzengruppe wie wild Energie sparen wollte, staute sich das Feld in den engen Ecken immer wieder zusammen. Die Fahrer bezeichnen diesen Vorgang als 'Ziehharmonika-Effekt'.

Das erwischte diesmal auch Müller, der einem Vordermann nicht rechtzeitig ausweichen konnte, als dieser seinerseits dem vorderen Auto ins Heck gerauscht war. Der IndyCar-Kurs von Portland ließ mit seinem flüssigen Streckencharakter nur wenige Möglichkeiten zu, um bereits verbrauchte Energie zurückzugewinnen. Und so nahm die Spitzengrippe zeitweise geradezu irrwitzig viel Tempo raus, um die eigenen Energie-Ziele zu erreichen und somit später pushen zu können.

Müller: "So extrem wie hier war es noch nie. Wir wussten, dass es so kommen würde. Die strategische Komponente kann schon spannend sein. Wenn du das Rennen richtig liest, können der Fahrer und das Team einen Unterschied ausmachen. Wenn sich aber ein Fahrer entscheidet, zu liften, und ein anderer kommt mit Vollgas angeflogen, hat der locker 80 km/h mehr auf der Uhr. Das kann dann in die Hose gehen..."

Formel E 2023 Portland: Highlights und Zusammenfassung (04:54 Min.)