Formel E - Dennis schimpft über Wehrlein-Manöver: Lächerlich!

In der Formel E spitzt sich der WM-Kampf immer mehr zu - da wird der Ton nicht nur auf der Rennstrecke rauer. Beim Samstagsrennen in Jakarta wurde es in der Schlussphase eng zwischen dem späteren Sieger Pascal Wehrlein (Porsche) und dem Zweitplatzierten Jake Dennis, in dessen Andretti-Kundenauto ebenfalls ein Antriebsstrang aus Weissach seinen Dienst vollrichtet.

Im Rennen mit einem hohen Vollgasanteil und wenigen Überholgelegenheiten setzte Dennis in der 24. von 36 Runden zu einem Angriff auf den führenden Vordermann Wehrlein an, der sich im Werks-Porsche aber mehrfach tapfer verteidigen und wenig später seinen dritten Saisonsieg verbuchen konnte. Zwar ging es zwischen den Piloten, die sich beide Hoffnungen auf die Weltmeisterschaft machen können, hart zur Sache, die Rennleitung verzichtete jedoch auf ein Eingreifen.

Dennis über Wehrlein: "Das war am Limit"

Dennis, der zum dritten Mal in Folge auf das Podest fuhr, war von Wehrleins Vorgehensweise alles andere als begeistert. "Ich kann nicht glauben, dass er damit davongekommen ist. Das ist lächerlich", schimpfte der Andretti-Pilot kurz nach dem zehnten Saisonrennen.

Und weiter: "Pascal war sehr aggressiv. Er hat mich in Richtung der Mauer geschoben und ich musste alle Bremskraft aufwenden, um nicht zu crashen. Das war am Limit." Bei ähnlichen Manövern gegen die DS Penske von Stoffel Vandoorne und Jean-Eric Vergne sei es zuvor sauberer zur Sache gegangen, fügte der Brite an: "Die haben die Regeln perfekt ausgeführt."

Wehrlein, der das Rennen hinter dem erstmaligen Pole-Setter Maximilian Günther (Maserati) und Dennis als Dritter aufgenommen hatte, meinte bei ProSieben: "Einmal musste ich hart verteidigen, das hat geradeso geklappt. Ich habe mich mega-breit gemacht und versucht, spät zu bremsen. Ich weiß nicht, ob er mich getroffen hat oder ob mir kurz das Heck ausbrach. Es war mega-knapp, aber das ist Racing und die Momente, die mir mächtig viel Spaß machen."

Pascal Wehrlein: An Tagen wie diesen...

Wehrlein wusste, dass er Dennis nicht vorbeilassen darf, weil sein Streckengegner trotz gleicher Motoren über einen Vorteil bei der vorhandenen Restenergie verfügte. Wehrlein hatte bereits in der 13. Runde die Führung übernommen und musste in freier Fahrt mehr Energie aufbringen, während Hintermann Dennis im Windschatten bis zu zwei Prozent mehr ansparen konnte. Wäre Dennis vorbeigekommen, hätte Wehrlein wohl keine Chancen auf seinen vierten Formel-E-Sieg gehabt.

"Das Rennen hat mega-viel Spaß gemacht", sagte Wehrlein. "Es war ziemlich anstrengend und ich wusste, dass andere im Windschatten fahren können. Mein Start war gut. Dann wurde es knifflig, weil ich lange geführt habe und mir klar war, dass andere einen Energie-Vorteil aufbauen konnten. Bei uns lief alles perfekt, von der Strategie über das Qualifying bis hin zum Setup. Wenn wir perfekte Tage haben, können wir ganz vorne sein."

Formel E Gesamtwertung 2023

Wehrlein: Gutes Comeback im WM-Kampf

Der Sieg kam genau zum richtigen Zeitpunkt, nachdem Wehrlein beim letzten Rennen in Monaco vor vier Wochen die Gesamtführung an Nick Cassidy (Envision) verloren hatte. Nach einem fulminanten Saisonstart mit zwei Siegen, gerieten der 28-Jährige und Porsche ab dem fünften Rennen in Kapstadt immer mehr ins Straucheln, während die Konkurrenz von Jaguar und DS mit Siebenmeilenstiefeln aufholte. Wehrleins Resultate vor dem Jakarta-Triumph: Ausfall in Kapstadt, P7 in Sao Paulo, die Plätze sechs und sieben in Berlin sowie P10 in Monaco.

Wehrlein, der mit dem dritten Startplatz sein bislang bestes Saisonresultat erzielte: "Das Qualifying lief viel besser als zuletzt. Das war ein Schlüsselbereich, an dem wir zuletzt gearbeitet haben. Der dritte Platz war ein guter Fortschritt. Im Rennen hatten wir einen guten Start, aber mit der Balance des Autos war ich nicht ganz happy. Es gab ein paar Probleme, aber davon war bei diesen heißen Bedingungen (über 30 Grad; d. Red.) wohl jeder betroffen."

Da Titel-Rivale Cassidy nicht über den siebten Platz hinauskam, konnte Wehrlein deutlich in der WM-Tabelle aufholen. Mit 126 Punkten fehlen ihm nur zwei Zähler zum Spitzenreiter aus Neuseeland. Der Gesamt-Dritte Dennis liegt vor dem Sonntagsrennen in Jakarta (10:00 Uhr im Free-TV auf ProSieben) mit 114 Punkten an dritter Stelle.

"Das war heute eine Erleichterung, aber vor uns liegt noch ein langer Weg", sagte Wehrlein, der nach dem DTM-Titelgewinn 2015 nach der nächsten Meisterschaft jagt. "Es wird ein harter Fight, und wir freuen uns alle darauf. So war es schon immer in der Formel E. Es war ein gutes Comeback mit Blick auf die WM."

Formel-E-Tabelle 2023 nach 10/16 Rennen (Top-10)