Update: Mit zweistündiger Verspätung sind alle Strafen aus dem Qualifying abgehandelt und die finale Startaufstellung für den Monaco ePrix 2023 veröffentlicht worden.

Sacha Fenestraz (Nissan) verliert seine Pole Position, weil ihm die Rundenzeit im Final-Duell gegen Jake Hughes (Hughes) wegen einer Leistungsspitze gestrichen wurde. Hughes wurde die Rundenzeit ebenfalls aberkannt, weil er die Track Limits missachtet hatte. So erzielte faktisch keiner der beiden Fahrer eine gezeitete Runde, was als 'Dead Heat' bezeichnet wird.

Jetzt kommt das Reglement mit Artikel 33.7 c ins Spiel: Da Hughes als erster Pilot im Finale vor Fenestraz auf die Strecke gefahren war, wird er deshalb automatisch als 'Schnellster' gewertet und entsprechend auf die Pole Position befördert. Hughes musste als Erster ins Finale starten, weil er zuvor im Halbfinale eine langsamere Zeit als Final-Gegner Fenestraz erzielt hatte. Im Endeffekt wurde der Brite also trotz einer zuvor 'schlechteren' Leistung auf Startplatz 1 befördert.

Formel E Monaco: Alle Strafen aus dem Qualifying

  • Maximilian Günther: 3 Straf-Startplätze, suspendiert bis Saisonende (Unter Rot aus Boxengasse)
  • Jake Hughes: Rundenzeit im Finale im gestrichen (Track Limits)
  • Sacha Fenestraz: Rundenzeit im Finale gestrichen (350-kW-Limit überschritten)
  • Sebastien Buemi: Rundenzeit in Gruppe B gestrichen (Track Limits)
  • Oliver Rowland: Rundenzeit in Gruppe B gestrichen (Track Limits)
  • Andre Lotterer: Rundenzeit in Gruppe A gestrichen (Track Limits)
  • Robin Frijns: Rundenzeit in Gruppe A gestrichen (Track Limits)
  • Sergio Sette Camara: Disqualifikation in Duell-Phase (Einsatz-Slot verpasst)
  • Oliver Rowland: Relevante Rundenzeit gestrichen (Drehmoment-Vorgaben missachtet)
  • Sebastien Buemi: Relevante Rundenzeiten gestrichen (Zu geringer Mindestluftdruck)
  • Sergio Sette Camara: Relevante Rundenzeiten gestrichen (Zu geringer Mindestluftdruck)
  • Jean-Eric Vergne: Alle Rundenzeiten gestrichen (Zu geringer Mindestluftdruck)
  • Stoffel Vandoorne: Alle Rundenzeiten gestrichen (Zu geringer Mindestluftdruck)

Formel E in Monaco: Finale Startaufstellung inkl. aller Strafen

StartreiheFahrer 1Fahrer 2
1Jake Hughes (P1)Sacha Fenestraz (P2)
2Norman Nato (P3)Maximilian Günther (P4)
3Dan Ticktum (P5)Mitch Evans (P6)
4Edoardo Mortara (P7)Sergio Sette Camara (P8)
5Nick Cassidy (P9)Andre Lotterer (P10)
6Jake Dennis (P11)Pascal Wehrlein (P12)
7Sebastien Buemi (P13)Rene Rast (P14)
8Nico Müller (P15)Sam Bird (P16)
9Antonio Felix da Costa (P17)Robin Frijns (P18)
10Lucas di Grassi (P19)Oliver Rowland (P20)
11Stoffel Vandoorne (P21)Jean-Eric Vergne (P22)

Rückblick: So lief das Qualifying in Monaco

Sacha Fenestraz (Nissan) hat beim chaotischen Qualifying der Formel E in Monaco die Pole Position erobert. Der Nissan-Rookie sicherte sich nach dem Kapstadt ePrix zum zweiten Mal den ersten Startplatz in der Saison 2023. Im Finale des Qualifyings setzte sich der junge Franzose gegen Jake Hughes (McLaren) durch. Dem Briten war ausgangs des Tunnels ein Verbremser unterlaufen, sodass er seine schnelle Runde nicht zu Ende fuhr und sich mit dem zweiten Startplatz begnügte.

Aber in Monaco hatte das Chaos System: Nach dem Ende des Qualifyings stand Fenestraz wegen eines nicht näher benannten technischen Vergehens unter Beobachtung der Rennleitung: Verliert der Nissan-Überraschungsmann vor dem neunten Saisonrennen in Monaco heute (ab 15:00 Uhr live im TV bei ProSieben) etwa noch die Pole? "Schauen wir mal, was mit dieser Strafen-Sache passiert."

Großes Chaos um Maximilian Günther

Maximilian Günther (Maserati) erzielte hinter Norman Nato (Nissan) mit Startplatz vier sein zweitbestes Qualifying-Resultat in der laufenden Saison. Der Allgäuer zählte seit den Freien Trainings am Morgen zu den schnellsten Piloten im Feld und bescherte Maserati, dessen Einsatzteam Venturi wie Günther in Monaco beheimatet ist, ein Top-Ergebnis. TV-Aufnahmen zeigten allerdings, dass Günther im Viertelfinale bei rot geschalteten Boxenampeln aus der Boxengasse gefahren war - droht auch ihm nachträglich eine Strafe?

Das Qualifying entwickelte sich wieder einmal zu einer chaotischen Angelegenheit mit längeren Wartezeiten. Günther hatte sein Viertelfinale eigentlich gegen Sergio Sette Camara (NIO 333) verloren, doch dem Brasilianer wurden nachträglich alle Runden aus der - wohlgemerkt - vorangegangenen Qualifying-Gruppe wegen zu geringer Mindestluftdrücke in den Hankook-Reifen gestrichen.

Der Verstoß fiel aber zu spät drauf, sodass Sette Camara trotzdem im Viertelfinale antrat, wo er laut Team-Angaben auch noch gegen das Qualifying-Prozedere verstieß und rote Ampeln missachtet haben soll. "Vielleicht hatte es was mit den Lichtern zu tun", mutmaßte ein verdutzter Sette Camara. "Aber die FIA tritt wohl typischerweise nie von ihren Entscheidungen zurück..." So erreichte Maserati-Ass Günther automatisch den Einzug ins Halbfinale, wo er McLaren-Rookie Hughes mit rund einer halben Sekunde unterlag.

Günther bei ProSieben: "Er (Sette Camara) ist nicht gefahren, als schon grün war. Er hat auf die grüne Ampel gewartet und dann sind die 5 Sekunden abgelaufen, bis er losgefahren ist. Das ist natürlich kein normales Prozedere, wenn einer deinen Slot nimmt. Da gibt’s auch im Reglement keine Klarheit. Für mich war das verwirrend im Auto. Sergio hat das Prozedere nicht eingehalten und alles andere war eine einzige Verwirrung."

Behält Maximilian Günther in Monaco den vierten Startplatz?, Foto: Joao Filipe / DPPI
Behält Maximilian Günther in Monaco den vierten Startplatz?, Foto: Joao Filipe / DPPI

Evans: "Die Nissan kamen aus dem Nichts"

Berlin-Sieger Mitch Evans (Jaguar) hinterließ in den Freien Trainings einen bärenstarken Eindruck und schaffte im Qualifying auch den Sprung in die Duellphase. Im Viertelfinale scheiterte der Neuseeländer allerdings mit rund zwei Zehntelsekunden Rückstand an Nissan-Fahrer Nato. Evans startet im heutigen Rennen hinter Dan Ticktum (NIO 333) von der aussichtsreichen Position sechs und peilt sein drittes Monaco-Podest in Folge an, während Teamkollege Sam Bird im aktuell stärksten Auto der Formel E patzte und auf den hinteren Plätzen landete.

Evans: "Die Nissan kamen aus dem Nichts und waren schon den ganzen Tag schnell. Ich habe in meiner Runde einen kleinen Fehler gemacht. Ob das am Ende den Unterschied gemacht hat, kann ich nicht sagen."

Formel E: Qualifying-Ergebnis für die Tonne?

Die Plätze sieben, acht, neun und zehn im vorläufigen Ergebnis komplettierten Edoardo Mortara (Maserati), Sergio Sette Camara (NIO 333), Andre Lotterer (Andretti) und Nick Cassidy (Envision).

Die Resultate sind angesichts zahlreicher Untersuchungen allerdings mit größter Vorsicht zu genießen. Erst nach dem Ende des Qualifyings wurden einigen Fahrern Rundenzeiten aus den Gruppenphasen wegen missachteter Track Limits gestrichen. Hinzu kamen weitere Untersuchungen und aberkannte Rundenzeiten wegen zu geringer Mindestluftdrücke in den Reifen.

Formel-E-Chaos in Monaco: Düstere Aussichten nicht nur im Tunnel..., Foto: LAT Images
Formel-E-Chaos in Monaco: Düstere Aussichten nicht nur im Tunnel..., Foto: LAT Images

Wehrlein verpasst Duellphase nach Stotter-Start

WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein (Porsche) kam in der stark besetzten Qualifying-Gruppe A nicht über den sechsten Platz hinaus und verpasste mit 0,343 Sekunden Rückstand auf Nato den Sprung in die Duellphase. Der Porsche-Werksfahrer nimmt das Rennen demnach vom elften Startplatz auf. Wehrlein als einer der stärksten Qualifying-Piloten in der Formel E gelang es im Verlauf der letzten vier Zeittrainings zum dritten Mal nicht, in die Runde der letzten Acht einzuziehen.

Noch schlechter lief es für Porsche-Teamkollege Antonio Felix da Costa: Der Meister von 2020 landete in der Quali-Gruppe B abgeschlagen auf dem neunten und damit vorletzten Platz. "Ein harter Tag, aber das war heute mein Fehler", sagte Felix da Costa. "Ich habe die Mauer auf meiner ersten Runde berührt und dann stand mein Lenkrad schief. Das nehme ich auf meine Kappe und ich habe mich beim Team entschuldigt. Im Rennen kann was gehen, es wäre aber schön, nicht jedes Mal erst 15 Autos überholen zu müssen..."

Porsche hatte den langen Renntag in Monaco mit einem herben Rückschlag begonnen: Im 1. Freien Training am frühen Samstagmorgen waren beide Werksautos sowie die Kunden-Boliden von Andretti zu einer längeren Zwangspause in der Box verdonnert.

Porsche-Gesamtprojektleiter Florian Modlinger bei ProSieben: "Wir hatten ein Problem mit der Bedatung im Fahrzeug und haben dadurch 15 Minuten verloren. Wir mussten das korrigieren, damit die Rekuperation funktioniert. Seitdem waren wir ein bisschen hinten dran und konnten unsere Setuparbeit nicht wie geplant durchziehen. Wir geben alles, aber ich erwarte einen schwierigen Renntag."

Debakel für Penske-Duo Vergne und Vandoorne

Ein kleiner Lichtblick für Wehrlein mit Blick auf den engen WM-Kampf in der Formel E: Sein schärfster Verfolger, der Gesamtzweite Nick Cassidy (Envision), verpasste in Gruppe B ebenfalls den Sprung in die K.o.-Phase und musste sich mit dem fünften Platz (Startplatz 10) begnügen.

Während die beiden Titelkonkurrenten aus dem Mittelfeld starten, ist der Meisterschafts-Dritte Jean-Eric Vergne (DS Penske) zu einer großen Aufholjagd gezwungen. Für sein Team DS Penske und den amtierenden Weltmeister Stoffel Vandoorne kam es ganz bitter: Beiden Fahrern wurden in Gruppe A alle Rundenzeiten wegen eines technischen Vergehens gestrichen - damit die letzte Startreihe für die zwei DS-Piloten, die beide schon in Monaco gewinnen konnten. Der Grund hinter der Entscheidung: ein zu geringer Mindestluftdruck in den Hankook-Reifen.

Im Monaco-Qualifying der Formel E regiert das Regel-Chaos, Foto: Joao Filipe / DPPI
Im Monaco-Qualifying der Formel E regiert das Regel-Chaos, Foto: Joao Filipe / DPPI

Lotterer knapp draußen - Rast hadert mit McLaren

Vor Wehrlein startet sein früherer Teamkollege, Andre Lotterer. Der heutige Andretti-Pilot und Wahl-Monegasse scheiterte ebenfalls in Gruppe A nur hauchdünn am Einzug in die nächste Runde. 0,047 Sekunden fehlten dem dreifachen Le-Mans-Sieger als Fünftplatziertem - macht Startplatz neun für Lotterer. Der 41-Jährige nach seinem zweitbesten Saisonresultat: "Es ist immer ärgerlich, wenn du so knapp dran bist an den Duellen. Das Auto war gut, es wäre mehr drin gewesen. Wir sind hier halt alle am Limit und ich hoffe jetzt auf ein gutes Rennen."

Mit Rene Rast (McLaren) verabschiedete sich in der Qualifying-Gruppe A ein dritter deutscher Fahrer vorzeitig. Der dreifache DTM-Meister fuhr mit knapp einer halben Sekunde Rückstand auf den achten Platz und nimmt den Monaco ePrix von Position 13 in Angriff. Rast: "Im 1. Training lief es nicht schlecht, dann sind wir aber stehengeblieben und im Qualifying ging nix. Meine Runde war eigentlich gut, aber es ging nichts. Wir sind gut in die Saison gestartet, aber die anderen haben aufgeholt. Und diesen Schritt haben wir nicht gemacht."