Die Formel E gastiert zum fünften Rennen der Saison 2023 erstmals in Kapstadt. Vor der südafrikanischen Premiere am Samstag (15:00 Uhr MEZ live bei ProSieben) hatten die 22 Fahrer der elf Teams im 1. Freien Training am Freitagnachmittag die Gelegenheit, sich mit dem unbekannten Kurs vertraut zu machen.

Und Herausforderungen gibt es genug auf der 2,921 Kilometer langen Strecke mit ihren 12 Kurven, die sich rund um das Fußball-WM-Stadion von 2010 schlängelt. Viele Bodenwellen, unterschiedliche Asphaltbeläge und staubige Verhältnisse gestalteten das Fahren alles andere als einfach. Und bin zum ersten Knall dauerte es nicht lange...

Buemi crasht heftig im 1. Training

Nach rund fünf Minuten verunfallte Sebastien Buemi mit seinem Envision heftig nach der schnellen Passage ausgangs der Kurve 9. Der vierfache Le-Mans-Sieger konnte das Auto aus eigener Kraft verlassen. Der Schaden sah auf den ersten Blick heftig aus: Durch den Mauereinschlag riss das rechte Hinterrad ab und machte sich auf der Strecke selbstständig. Auch die rechte Vorderradaufhängung war komplett abgeknickt.

Nach einer 13-minütigen Unterbrechung mit roten Flaggen entschied die Rennleitung, die Session um 10 Minuten zu verlängern. Wenige Minuten später musste das rund halbstündige Training ein weiteres Mal abgebrochen werden. Lokalmatador Kelvin van der Linde (Abt-Cupra) blieb in Kurve 7 mit seinem Auto auf der Strecke liegen und musste in die Box zurückgeschleppt werden. Van der Linde, dessen jüngerer Bruder und DTM-Champion Sheldon zeitgleich mit der Intercontinental GT Challenge in Kyalami gastiert und den zweiten Startplatz errang, meldete eine Antriebsproblem.

Van der Linde und di Grassi sorgen für weitere rote Flagge

Kurz vor der Abreise nach Kapstadt hatte der in Johannesburg geborene und in Kempten lebende van der Linde im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die neue Strecke so beschrieben: "Die Strecke ist unfassbar schnell und überdurchschnittlich schnell für die Formel E. Vor allem im Bereich der Kurve 8, im Simulator kamen wir da mit rund 250 km/h am Bremspunkt an. Die Strecke muss man mit Respekt angehen. Im besten Fall hat man bis zum Qualifying keinen Kontakt, weil allen Teams Ersatzteile fehlen und jeder Crash doppelt bestraft wird."

Auch Lucas di Grassi, der wie die Äbte mit einem Mahindra-Antriebsstrang unterwegs ist, wurde während der Fahrt gestoppt. Der frühere Formel-E-Meister verlor laut eigenen Angaben am Teamfunk die Bremse, konnte einen Mauereinschlag jedoch vermeiden und parkte seinen Mahindra in der Auslaufzone. Nach der zweiten roten Flagge standen nur noch rund sieben Minuten Fahrtzeit zur Verfügung.

Bestzeit für Mortara im 1. Training

In der zerfahrenen Session mit wenigen Runden sicherte sich Edoardo Mortara (Maserati) die Bestzeit. Der frühere DTM-Vizemeister benötigte 1:09.700 Minuten für seinen besten Umlauf auf der Strecke, deren Bedingungen sich im weiteren Verlauf des Rennwochenendes deutlich verbessern sollten. Mortara war 0,158 Sekunden schneller als Sam Bird (Jaguar) und 0,187 Sekunden flotter als der Drittplatzierter Sacha Fenestraz (Nissan).

Porsche-Werksfahrer Antonio Felix da Costa, Dan Ticktum (NIO 333) und Rene Rast im McLaren folgten auf den Positionen vier bis sechs. Maximilian Günther im zweiten Maserati und Sergio Sette Camara (NIO 333) komplettierten die Top-8 des Klassements, während WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein (Porsche) den elften Platz belegte.

Kapstadt: Streckenlayout kurzfristig geändert

Kurz vor dem Rennwochenende änderte die FIA die Strecke im Bereich der Kurven 8 und 9 noch einmal ab. Eine zunächst eingeplante Schikane verschwand nach einem Austausch zwischen den Teams, Fahrern und der Rennleitung. Schon vor zwei Wochen in Hyderabad hatte eine Schikane für einigen Ärger und schier unendlich viele gestrichene Rundenzeiten gesorgt.

Mit derartigen Schikanen nach schnellen Streckenabschnitten versucht die Formel E, das Energie-Management zu fördern. Es gilt: je mehr schnelle Kurven, desto weniger Energie können die Fahrer zurückgewinnen. Das Problem in Kapstadt: Durch die kurzfristige Streckenanpassung verlieren die gewonnenen Daten von der Simulator-Vorbereitung im Vorfeld an Wert.

Wehrlein: Nervig, aber besser als Indien-Drama

"Es ist nervig, dass unsere Simulator-Sessions und die ganze Arbeit vor dem Event ein bisschen irrelevanter geworden ist", sagte Pascal Wehrlein zu Motorsport-Magazin.com. "Es ist natürlich nicht schön, wenn man sich intensiv auf etwas vorbereitet, es dann aber Last-Minute-Änderungen gibt und man unter anderem die Energie-Profile anpassen muss. Aber lieber so als dieses Drama, das wir in Indien mit den Track Limits und gestrichenen Rundenzeiten hatten. Ich versuche immer das Positive zu sehen."

Für Track-Limit-Ärger könnte die noch vorhandene Schikane in den Kurven 4 bis 6 sorgen. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wurden die Fahrer im Briefing angehalten, in diesem Bereich nicht abzukürzen. Andernfalls werden in den Trainings und Qualifyings die Rundenzeiten gestrichen. Kürzt ein Fahrer im Rennen in der Schikane ab, setzt es eine 5-Sekunden-Zeitstrafe.

Weiter geht es mit dem Formel-E-Wochenende in Kapstadt am Samstag mit dem 2. Freien Training um 08:10 Uhr deutscher Zeit (im ran-Livestream). Das Qualifying folgt um 10:40 Uhr, Rennstart ist rund vier Stunden später um 15:00 Uhr MEZ.

Formel E Kapstadt: Ergebnis 1. Freies Training

Pos.FahrerTeamRückstand
1Edoardo MortaraMaserati1:09.700
2Sam BirdJaguar+0.158
3Sacha FenestrazNissan+0.187
4Antonio Felix da CostaPorsche+0.294
5Dan TicktumNIO 333+0.321
6Rene RastMcLaren+0.438
7Maximilian GüntherMaserati+0.439
8Sergio Sette CamaraNIO 333+0.479
9Norman NatoNissan+0.499
10Mitch EvansJaguar+0.675
11Pascal WehrleinPorsche+0.675
12Nick CassidyEnvision+0.833
13Jake HughesMcLaren+0.984
14Stoffel VandoorneDS Penske+1.101
15Jake DennisAndretti+1.709
16Jean-Eric VergneDS Penske+1.785
17Andre LottererAndretti+1.806
18Nico MüllerAbt-Cupra+2.022
19Oliver RowlandMahindra+2.255
20Kelvin van der LindeAbt-Cupra+2.291
21Sebastien BuemiEnvision+15.859
22Lucas di GrassiMahindra+18.690