Drittes Rennen, erstes Podest: Rene Rast hat sich nach einem Jahr Auszeit eindrucksvoll in der Formel E zurückgemeldet. Im McLaren fuhr der dreifache DTM-Champion am Samstag beim zweiten Saisonlauf in Saudi-Arabien auf den dritten Platz.

Die aus dem Aussteiger Mercedes hervorgegangene McLaren-Mannschaft um Teamchef Ian James hatte im Wüstenstaat doppelten Grund zur Freude: Wenige Stunden vor dem Rast-Coup hatte Rookie Jake Hughes dem Team die erste Pole Position in der Formel E beschert.

Rene Rast: Breiter als der Türsteher

Während Pole-Setter Hughes im nachfolgenden Rennen mit dem Energie-Management zu kämpfen hatte und die Ziellinie als Fünfter überquerte, machte es Rast von Startplatz drei besser: Gegen die starken Porsche-Motoren von Pascal Wehrlein und Jake Dennis im Kunden-Andretti war zwar kein Kraut gewachsen, doch gegen den heranstürmenden Sam Bird (Jaguar) konnte er sich erfolgreich zu Wehr setzen.

In der spannenden Schlussphase unter künstlichem Flutlicht machte sich der schlaksige Rast breiter als der Türsteher im P1, um den Podestplatz zu verteidigen. Verfolger Bird flog mit einem deutlichen Energie-Vorteil heran, doch Rast hielt tapfer dagegen und zwang den Briten zu einem entscheidenden Verbremser in den letzten Runden. "Am Donnerstag (im Training; d. Red.) hatten wir keine Pace, jetzt stehen wir auf dem Podium. Dieser dritte Platz fühlt sich an wie ein Sieg", atmete der langjährige Audi-Werksfahrer auf.

Erklärt: So profitierte Rast vom Safety Car

Rast erhielt bei seiner Abwehrschlacht wertvolle Unterstützung durch eine vom langjährigen DTM-Rivalen Nico Müller (Abt-Cupra) ausgelöste Safety-Car-Phase im Schlussdrittel, die sich über fünf Runden erstreckte. Da die Rennleitung die Dauer im Anschluss per Reglement um nur eine Runde verlängerte, spielte die Energie am Ende nicht mehr die ganz entscheidende Rolle. Andernfalls wäre Rast gegen den motivierten Bird vermutlich chancenlos gewesen.

"Ich hatte viel weniger Energie", erklärte Rast. "Weil das Rennen wegen des Safety Cars aber ein bisschen länger dauerte, wurden unsere Lift-Off-Punkte immer später." Bedeutet: Die Fahrer mussten nach den energieschonenden Runden hinter dem Safety Car seltener bremsen, um ihre Energie-Ziele zu erreichen und eine ausreichende Energiemenge bis zum Zieleinlauf zurückzugewinnen. Rast: "So wurde es ein Vollgasrennen und für Sam schwieriger, mich zu überholen."

Foto: LAT Images
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Rast atmet auf: "Dachte erst, es wäre zu Ende"

Trotzdem stand Rasts Podestfahrt bis zum Zieleinlauf in der 40. Runde auf Messers Schneide, wie er selbst ausführte: "Ich wusste bis zur letzten Runde nicht, ob es reicht. Ich hatte schon vorher auf der Gegengeraden eine rote Warnung im Display. Ich dachte erst, es wäre zu Ende. Aber dann ging es noch für ein paar Meter." Wenn ein Auto die von der FIA vorgeschriebene Energie verbraucht hat, schaltet es automatisch und direkt in einen Modus mit sehr geringer Geschwindigkeit.

So erging es tatsächlich Teamkollege Hughes, der wenige Meter vor dem Zielstrich von Mitch Evans (Jaguar) praktisch über die Linie gedrückt wurde, nachdem dem Formel-E-Neueinsteiger die erlaubte Energiemenge ausgegangen war. Sebastien Buemi (Envision) fehlte dahinter nur eine Nasenspitze, um Hughes den fünften Platz zu 'klauen'. Die Schlussphasen bleiben in der Formel E auch mit den neuen Gen3-Autos ein echter Show-Faktor.

Rast konnte nach dem schwierigen und punktelosen Saisonauftakt in Mexiko-City vor zwei Wochen zurückschlagen. Der erfolgreichste Tourenwagen-Fahrer der letzten Jahre hat sich offenbar schneller auf die neuen Bedingungen in der Formel E eingeschossen als er es selbst zugeben würde. Das ist auch nötig, denn Teamkollege Hughes gilt als die positive Überraschung im frühen Saisonverlauf und schaffte zum dritten Mal in Folge den Sprung in die K.o.-Phase eines Qualifyings.

Foto: LAT Images
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McLaren stellt Motorenlieferant in den Schatten

"Das Rennen endete auf dramatische Weise, aber unsere beiden Fahrer waren absolut exzellent darin, das Beste aus dem Paket herauszuholen, was zum ersten Podium für McLaren in der Formel E sowie zum ersten Podium für unseren Antriebsstranglieferanten Nissan führte", freute sich der zweifache Weltmeister-Teamchef Ian James über die Leistung seiner Mannschaft.

Wie man mit dem neuen Nissan-Antriebsstrang erfolgreich sein kann, macht das Kundenteam McLaren der Werksmannschaft bislang eindrucksvoll vor: Die Truppe aus Woking belegt in der Team-Meisterschaft mit 53 Punkten den dritten Platz hinter Andretti-Porsche (76 Punkte) und dem Porsche-Werksteam (74 Punkte). Das Nissan-Werksteam mit Norman Nato/Sacha Fenestraz liegt mit nur 4 Punkten an achter Stelle.