Zweites Rennen, zweiter Sieg: Pascal Wehrlein hat das Rennwochenende der Formel E in Saudi-Arabien geradezu dominiert und auch das Samstagsrennen gewonnen. Der Porsche-Pilot feierte seinen dritten Sieg in der Elektro-Rennserie, nachdem er am Freitag in seinem 50. Formel-E-Rennen an den Start gegangen war.

Ähnliches Spiel wie am Vortag: Hinter Wehrlein überquerte Jake Dennis vom Porsche-Kundenteam Andretti die Ziellinie als Zweiter. Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen kann sich damit über den dritten 'Motoren-Doppelsieg' im dritten Saisonrennen freuen.

Rene Rast belegte den dritten Platz und bescherte Formel-E-Neueinsteiger McLaren den ersten Podestplatz. Zuvor hatte Teamkollege Jake Hughes die erste Pole Position für den britischen Rennstall erobert, kam im Rennen aber nicht über den fünften Platz hinaus. Rast verteidigte sich in den letzten Runden tapfer gegen den heranstürmenden Sam Bird (Jaguar), der am Freitag in seinem 100. Formel-E-Rennen aufs Podium gefahren war.

"Ich bin überwältigt", jubelte Rast. "Am Donnerstag hatten wir hier noch keine Pace, jetzt stehen wir auf dem Podium. Dieser dritte Platz fühlt sich an wie ein Sieg! Wir hatten ein bisschen Glück mit dem Safety Car zum Schluss. Weil das Rennen dadurch ein bisschen länger wurde, wurden unsere Lift-Off-Punkte immer später und es entwickelte sich zu einem Vollgas-Rennen. So wurde es für Sam Bird schwieriger, mich zu überholen."

McLaren-Rookie Hughes wurde wenige Meter vor dem Zielstrich von Mitch Evans (Jaguar) praktisch über die Linie gedrückt, nachdem dem Briten die Energie ausgegangen war. Sebastien Buemi (Envision) fehlte als Sechstem nur eine Nasenspitze, um dem McLaren-Piloten den sechsten Platz abzuknöpfen. Evans auf P7, Sacha Fenestraz (Nissan), Edoardo Mortara (Maserati) und Dan Ticktum (NIO 333) komplettierten die Punkteränge in den Top-10.

Wehrlein, Wehrlein, immer wieder Wehrlein: Der Porsche-Werksfahrer war auf dem 2,495 Kilometer langen Wüstenkurs eine Klasse für sich und preschte vom fünften Startplatz zum Sieg. Am Freitag hatte der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer sogar von Startposition neun triumphiert. Wehrlein übernimmt die Spitze in der Gesamtwertung vor Jake Dennis.

"Mega, das ist ein bisschen surreal", jubelte der baldige Vater Wehrlein auf dem Podium. "Wir sind im Qualifying noch nicht ganz da, wo wir sein müssen. Dafür ist die Renn-Pace umso besser. Heute war es ein bisschen schwieriger als gestern. Am Anfang habe ich versucht, Energie zu sparen und nicht zu früh zu attackieren. Dann habe ich mich langsam aber sicher nach vorne gearbeitet. Wir surfen gerade auf einer Welle, aber wir ruhen uns nicht aus!"

In einem Rennen, das wenig spektakulär begann und immer mehr an Spannung gewann, übernahm Wehrlein in Runde 17 die Führung von Rene Rast. Das Porsche-Ass blieb bis zum Zieleinlauf nach 40 Runden an der Spitze und blieb auch nach einer Safety-Car-Phase, ausgelöst durch einen Unfall von Nico Müller (Abt-Cupra), cool.

"Mit Platz zwei bin ich ein bisschen enttäuscht", sagte der von P6 gestartete Dennis in einer ersten Reaktion. "Durch das Safety Car wurde das Rennen zu schnell und es war unmöglich, zu überholen. Ohne Safety Car wäre es interessant geworden."

In der Formel-E-Saison 2023 geht es Schlag auf Schlag weiter: Am 11. Februar wartet das dritte Rennwochenende mit der Premiere in Hyderabad, Indien. 16 ePrix in elf Städten bilden den Rennkalender in der neunten Saison der Elektro-Rennserie.

Formel E in Saudi-Arabien: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Jake Hughes bescherte McLaren die erste Pole Position in der Formel E, das sich mit P3 durch Rene Rast gleich doppelt freuen konnte. Zwischen die orangenen Renner quetschte sich Jaguar-Pilot Mitch Evans. Freitags-Polesetter Sebastien Buemi, Freitags-Sieger Pascal Wehrlein, Jake Dennis, Edoardo Mortara und Stoffel Vandoorne folgten auf den Startplätzen vier bis acht. P10 für Maximilian Günther, Andre Lotterer nur auf Platz 18 und die beiden Abt-Cupra von Kelvin van der Linde und Nico Müller in der letzten Startreihe.

Der Start: Auf dem Weg in die erste Kurve stach Mitch Evans auf der Innenseite rein und übernahm die Führung von Jake Hughes. Der Brite setzte die Fahrt mit McLaren-Teamkollege Rene Rast im Heck fort. Pascal Wehrlein übernahm dahinter den vierten Platz von Sebastien Buemi. Edoardo Mortara gelangen in der disziplinierten Startphase zwei Positionsgewinne bis auf P5. Buemi, Jake Dennis und Sam Bird folgten auf den Plätzen sechs, sieben und acht. Maximilian Günther rangierte in den ersten Runden auf seiner zehnten Startposition, ebenso Andre Lotterer auf P18.

Die erste Rennhälfte: In den ersten acht Runden tat sich relativ wenig auf der Strecke. Wenige Fahrer im hinteren Feld aktivierten ihre ersten Attack-Modes, während die Spitze wie an der Perlenschnur ihre Runden drehte. Jean-Eric Vergne geriet weit hinten mit seinem ehemaligen Teamkollegen Antonio Felix da Costa aneinander und erwischte den Porsche-Fahrer leicht am Heck.

In Runde 9 machte Evans den Anfang und zündete seinen Attack-Mode über 3 Minuten Dauer. Das Überfahren der Attack-Mode-Zone abseits der Ideallinie kostete den Jaguar-Pilot zwei Plätze und er fiel hinter das McLaren-Duo bestehend aus Hughes und Rast zurück. Einen Umlauf später holte sich Hughes den Attack-Mode (2 Minuten), wodurch Rast die Spitze übernahm. In Runde 11 war es dann seinerseits der dreifache DTM-Champion, der den Zusatz-Boost zündete (2 Minuten), dabei aber zunächst den ersten Platz behauptete.

In Runde 12 schnappte sich Wehrlein ohne Attack-Mode den dritten Platz von Hughes. Einen Umlauf später war auch Evans kein Gegner für den Porsche-Piloten, der auf den zweiten Platz hinter Rast nach vorne preschte.

In Runde 15 zündete Wehrlein seinen ersten Attack-Mode mit einer Dauer von 3 Minuten. Konsequenterweise fuhr er den Rückstand von zunächst zwei Sekunden zu Rast locker zu und übernahm in Runde 17 auf der Innenbahn die Führung, als Rast seinen zweiten und letzten Attack-Mode (1 Minute) aktivierte.

Der weitere Rennverlauf: In Runde 20 nutzte Wehrlein seinen verbleibenden Attack-Mode (1 Minute) und blieb mit rund einer Sekunde Abstand zu Rast in Front. Jake Dennis bremste sich an Edo Mortara vorbei und übernahm P5, während dahinter Bird mit einem Energie-Vorteil auf Platz sechs nach vorne stürmte. Die Top-10 trennten zu diesem Zeitpunkt weniger als sieben Sekunden.

Dennis machte in Runde 23 munter weiter und kassierte Hughes für P4 bei dessen zweiter Attack-Mode-Aktivierung (2 Minuten). In Runde 24 war dann der Drittplatzierte Evans kein Gegner für den Andretti-Fahrer - und einen weiteren Umlauf später musste auch Rast zurückstecken und Dennis ziehen lassen! Der Brite nutzte seinen ersten Attack-Mode und nahm die Verfolgung zu Spitzenreiter Wehrlein auf.

Teaminterner Positionstausch in Runde 26, als Evans seinen Hintermann Bird mit mehr verbleibender Energie kampflos für P4 passieren ließ. Der Brite machte wenig später kurzen Prozess mit Rast und übernahm die dritte Position.

Safety Car in Runde 26! Nico Müller schlug in Kurve 18 mit dem Heck in die Streckenbegrenzung ein und musste seinen Abt-Cupra abstellen. Die Top-10 hinter dem Safety Car: Wehrlein, Dennis, Bird, Rast, Evans, Hughes, Mortara, Buemi, Günther, Vandoorne

Beim Re-Start zur 31. Runde behielt Wehrlein die Führung vor Dennis und Bird. Mit Oliver Rowland gab ein zweiter Fahrer nach Müller das Rennen vorzeitig auf. Spannung in Runde 32: Bird aktivierte seinen zweiten Attack-Mode (3 Minuten) und fiel hinter Rast zurück. Auch Dennis zündete seinen letzten 350-kW-Boost für 3 Minuten.

Bird attackierte Rast für Platz drei, verbremste sich beim Überholversuch jedoch und kam kurz von der Strecke ab. Dennis konnte bei der Jagd auf Wehrlein ebenfalls nicht kapital profitieren, verkürzte den Rückstand aber auf rund eine Sekunde. Die Rennleitung verlängerte die Renndistanz wegen des Safety Cars um eine Runde auf 40 Umläufe.

Während Wehrlein und Dennis in den letzten Runden einen Respektabstand hielten, fuhr Bird weiter wütende Attacken auf den Drittplatzierten Rast. Der McLaren-Pilot verteidigte sich tapfer und sackte das Podium ein.