Die Formel E hat am Freitag, 14. November 2022 - exakt 57 Tage vor dem Saisonstart in Mexiko-City (14. Januar 2023) - ihr Sportliches Reglement veröffentlicht. Mit der Einführung der brandneuen und leistungsstärkeren Gen3-Autos tut sich so einiges im sportlichen Ablauf. Motorsport-Magazin.com listet die wichtigsten Regeländerungen auf.

Fanboost abgeschafft

Es hatte sich seit einiger Zeit angedeutet, jetzt steht es offiziell fest: Für den 2014 eingeführten Fanboost ist mit dem Beginn der Gen3-Ära Feierabend. Das Werkzeug, das stets ein gefundenes Fressen für Kritiker der Elektro-Rennserie war und tatsächlich nur einen geringen sportlichen Einfluss besaß, gab ausgewählten Fahrern einen Schuss Extra-Leistung in den Rennen. Fans konnten per Voting für ihre Favoriten im Starterfeld abstimmen, dadurch wollte die Formel E eine direkte Interaktion mit der Anhängerschaft kreieren.

Runden ersetzen Rennzeit

Die Formel E wandelt ab 2023 auf traditionellen Motorsport-Pfaden und bestreitet ihre Rennen nach einer vorgegebenen Anzahl an Runden. Das neue System ersetzt den bisherigen Modus, ein Rennen über 45 Minuten plus einer Runde anzusetzen. Eine wichtige Änderung in der Formel E, in der das Energie-Management einen enorm wichtigen Anteil hat und die zur Verfügung stehende Menge exakt kalkuliert wird. Im Falle einer Safety-Car- oder Full-Course-Yellow-Phase werden künftig weitere Runden zur Renndauer addiert, in der Vergangenheit waren es Sekunden nach einem bestimmten Schlüssel.

Attack Charge: Schnelllade-Stopps mit Verzögerung

Erst im späteren Verlauf der Formel-E-Saison 2023 soll bei ausgewählten Rennen ein Schnellade-Boxenstopp eingeführt werden. Der Zeitpunkt steht offiziell noch nicht fest. Nach zahlreichen Schwierigkeiten mit der neuen Batterie bei den bisherigen Testfahrten, haben es die Verantwortlichen offenbar vorgezogen, das System weiterzuentwickeln. Demnach steht eine nicht unheikle Regeländerung während der laufenden Saison bevor.

Die Rückkehr des Boxenstopps - in der Gen1-Ära musste das komplette Auto während eines Rennens gewechselt werden - bezeichnet die Formel E als 'Attack Charge'. Dahinter steckt ein Pflicht-Boxenstopp während eines Rennens, bei dem die Fahrer innerhalb von 30 Sekunden über einen 600-kW-Booster die Energiemenge von 4 kWh (Kilowattstunden) nachladen können.

Der Boxenstopp soll im Anschluss zwei Attack-Modes 'freischalten', die im späteren Verlauf des Rennens genutzt werden können. Dabei soll die Leistung für eine noch unbestimmten Zeitspanne von 300 auf 350 kW anwachsen.

Änderungen beim Attack-Mode

In Rennen, in denen es keinen Schnelllade-Boxenstopp gibt, gilt weiter der bisherige Attack-Mode, sprich: In jedem Rennen der Saison 2023 haben die Fahrer Zugriff auf zusätzliche Leistung. Bislang entschied die FIA kurz vor dem Rennbeginn, wie lange und wie häufig ein Attack-Mode im Rennen eingesetzt werden muss. In der Saison 2023 sollen die Teams und Fahrer hier größere Freiheiten erhalten.

Verpflichtende Rookies-Trainings

Die Formel E orientiert sich bei der Ausbildung künftiger Fahrer am System der Formel 1: Bei zwei 1. Freien Trainings während der Saison 2023 müssen alle Teams einen Piloten ins Auto setzen, der zuvor noch kein Formel-E-Rennen bestritten hat. Bei dem kompakten Rennformat der Formel E mit zwei Trainings, Qualifying und Rennen an nur einem Tag steht den Teams bei der Abstimmung damit eine zusätzliche Herausforderung bevor.

In der Vergangenheit hatten Teams und Fahrer mehrfach die Möglichkeit, bei Rookie-Tests nach einem Rennwochenende Erfahrung zu sammeln. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 hatte es allerdings keinen derartigen Test mehr gegeben. Angesichts der stark eingeschränkten privaten Testmöglichkeiten für Hersteller und Teams bietet die neue Regelung eine Möglichkeit, potenzielle Formel-E-Fahrer für die Zukunft zu evaluieren.

Neuer FIA-Leiter für Sportliches

Nach dem Abgang des bisherigen FIA-Sportchefs für die Formel E, Frederic Bertrand, zu Mahindra, hat der Weltverband zusammen mit dem Sportlichen Reglement den Nachfolger vorgestellt. FIA-Mann Pablo Martino übernimmt ab sofort den Posten, die sportlichen Abläufe in der Formel E zu überwachen.