Jetzt steht der Deal offiziell fest: Formel-E-Neueinsteiger McLaren setzt beim Einstieg in die Saison 2023 auf Antriebsstränge von Nissan. Das gab der britische Traditionsrennstall in einer Pressemitteilung am Donnerstagmorgen bekannt. Die Partnerschaft ist laut McLaren für die gesamte Gen3-Ära angelegt, die zur kommenden Saison mit dem deutlich leistungsstärkeren Rennwagen beginnt.

Dass McLaren keinen eigenen Motor für die Formel E entwickeln würde, war frühzeitig klar. Gerüchte über eine Zusammenarbeit mit Nissan, das in der Formel E mit einem eigenen Werksteam und den Fahrern Maximilian Günther und Sebastien Buemi antritt, hielten sich seit geraumer Zeit.

McLaren übernimmt Mercedes-Startlizenz

Bereits bekannt war McLarens Übernahme des aktuellen Weltmeister-Teams von Mercedes, das nach der laufenden Saison 8 werksseitig den Stecker zieht. McLaren übernimmt ab 2023 die Startlizenz der Silberpfeile und beschäftigt die aktuelle Truppe unter der Leitung von Teamchef Ian James weiter.

Ein McLaren-Team mit ehemaligen Mercedes-Mitarbeitern und einem Nissan-Motor - klingt das nicht merkwürdig aus Sicht der Fans? McLaren-Boss Zak Brown sagte am Rande des Berlin ePrix auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "In der IndyCar-Serie haben wir eine tolle Partnerschaft mit Chevrolet und in der Formel 1 mit Mercedes. Jetzt gibt es noch eine Power Unit, die McLaren nicht selbst baut - so läuft es eben. McLaren hat früher nie eigene Motoren gebaut, das ist normal für uns."

Wie geht es mit Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries weiter?, Foto: LAT Images
Wie geht es mit Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries weiter?, Foto: LAT Images

McLaren in der Formel E: Fragezeichen hinter Fahrern

Mit welchen Fahrern McLaren 2023 in der Formel E antritt, ist nicht bekannt. Die bisherigen Mercedes-Piloten Stoffel Vandoorne - angeblich zu DS-Dragon - und Weltmeister Nyck de Vries stehen vor dem Abschied. "Ich habe kein Angebot bekommen, bei McLaren weiterzufahren", bestätigt der Niederländer de Vries, der mit einem Stammcockpit beim WEC-Team von Toyota in Verbindung gebracht wird.

McLaren-CEO Brown über den Nissan-Deal: "Während wir das Team für seine erste Saison als McLaren in der Formel E formen, suchen wir natürlich an allen Fronten nach den besten Partnerschaften und Möglichkeiten - wobei der technische Aspekt einer der Schlüsselbereiche ist. Nissan hat sein Wissen, Können und Engagement in den letzten vier Saisons in der Formel E unter Beweis gestellt, und auf dem Weg in die Gen3-Ära sind wir fest davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit beiden Parteien viel Erfolg bringen wird."

Nissan hatte sein Engagement in der Formel E zuletzt verstärkt und die Anteile des langjährigen Team-Partners e.dams (DAMS) aus Frankreich komplett übernommen. "Unsere Zusammenarbeit mit McLaren wird uns noch mehr Möglichkeiten bieten, die Entwicklung unserer Technologie zu beschleunigen und sie Fans auf der ganzen Welt zu präsentieren", wurde Tommaso Volpe, General Manager Nissan Formula E und Managing Director des Nissan e.dams Formula E Team, zitiert.

James: "Werden Teil der McLaren-Familie"

Ob das neue McLaren-Nissan-'Mercedes'-Konstrukt wie bisher in Brackley angesiedelt ist oder nach Woking zu McLaren zieht, wollten die Beteiligten noch nicht so recht verraten. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll der Kern des Einsatzteams zunächst in Brackley angesiedelt bleiben, allerdings abgeschottet vom Formel-1-Projekt der Mercedes-Silberpfeile.

Der künftige McLaren-Teamchef Ian James zu Motorsport-Magazin.com: "Wir werden zu einem Teil der McLaren-Familie. Es ist fundamental wichtig, dass wir Synergien sicherstellen können. Wir haben eine Verbindung zu Brackley, aber wir schauen nach Optionen, um eine Stabilität herzustellen. Es ist gut möglich, dass wir mit Blick auf den Standwort noch etwas optimieren. Wichtig ist zunächst, dass wir ein Teil der McLaren-Familie werden."

Das Formel-E-Projekt gilt bei McLaren als eigenständiges Programm. Synergien mit den weiteren Engagements in der Formel 1, der IndyCar-Serie oder der Extreme E sieht CEO Brown zunächst eher im kommerziellen Bereich.