Porsche Motorsport ist wieder einmal früh dran! Als zumindest in der Öffentlichkeit bekannter Hersteller hat der Sportwagenbauer den Rollout mit seinem neuen Gen3-Boliden für den Einsatz in der Formel E ab 2023 absolviert. Schon beim neuen LMDh-Projekt, das ebenfalls nächstes Jahr debütiert, waren die Porscheaner vor allen anderen dran mit Rollout und Testfahrten.

Pascal Wehrlein drehte auf der hauseigenen Teststrecke in Weissach die ersten Runden mit dem Gen3-Auto, das zur Saison 9 die aktuelle Gen2-Generation nach vier Jahren im Einsatz ablösen wird. Der Rollout dürfte eine echte Herausforderung für Porsche gewesen sein: Aufgrund des anhaltenden Angriffskriegs von Russland in der Ukraine kommt es weltweit zu teils massiven Lieferengpässen und erschwerter Logistik.

Formel E - Porsche-Gen3: Video zum Rollout (02:04 Min.)

"Mit dem erfolgreichen Rollout auf unserer Teststrecke im Entwicklungszentrum haben wir heute einen ersten Schritt in Richtung Gen3 gemacht", sagt Porsche-Teamchef Florian Modlinger. "Mein Dank gilt dem gesamten Team, das dies mit einem gewaltigen Kraftakt möglich gemacht hat. Es war harte Arbeit sowohl im technischen als auch im operativen Bereich, unser neues Auto für die Saison 9 auf die Strecke zu bringen und die ersten Kilometer abzuspulen."

Das neue Gen3-Auto bildet eine deutlich größere technologische Herausforderung als die aktuellen Boliden. Knifflig dürfte vor allem die Abstimmung zwischen dem neuen, einheitlichen Elektromotor an der Vorderachse mit dem selbstentwickelten Antrieb im Heck sein. Gen3-Autos sollen bis zu 600 kW (250 kW vorne, 350 kW hinten) im Rennen zurückgewinnen können. 40 Prozent der Energie können demnach mittels Rekuperation über die Bremsen zurückgewonnen werden. Die hydraulische Bremse an der Hinterachse entfällt in diesem Zuge.

Der frühere Formel-1-Fahrer und DTM-Champion Wehrlein über seine ersten Eindrücke: "Das war ein sehr interessanter Tag und eine tolle Erfahrung, zum ersten Mal unser neues Gen3-Auto zu fahren. Es fühlt sich super an und ich freue mich darauf, es schon bald mit voller Leistung testen zu können. Die ersten Eindrücke heute waren jedenfalls schon sehr gut und machen Appetit auf mehr."

Auch bei der Performance soll es mit dem Gen3-Auto deutlich nach vorne gehen: Als maximale Leistung sind 350 kW angegeben, was umgerechnet 475 PS entspricht. Die aktuellen Gen2-Autos bringen es auf maximal 250 kW (339 PS). Die im Rennen freigegebene Leistung soll 300 kW (407 PS, aktuell: 200 kW) betragen, während im Qualifying sowie im Attack Mode und beim Fanboost die vollen 350 kW zur Verfügung stehen sollen.

Foto: Porsche AG
Foto: Porsche AG

Über den frühen Beginn der Entwicklungsarbeit von Porsche dürfte sich auch Andretti freuen. Der US-Rennstall bezieht ab der kommenden Saison erstmals Antriebsstränge direkt aus Zuffenhausen. Andretti absolviert die laufende Saison zum letzten Mal mit Kundenmotoren von BMW, das wie Audi zum Ende der vergangenen Saison 2021 den Werks-Stecker in der Formel E gezogen hatte.