Erst Maserati, dann Abt Sportsline und jetzt auch noch McLaren: Die Formel E hat sich kurz vor dem Beginn der neuen Gen3-Ära ab 2023 durchaus eindrucksvoll zurückgemeldet. Zumindest aus internationaler Sicht scheint die Hersteller-Krise, ausgelöst durch die Ausstiege von Audi und BMW (Ende 2021) sowie Mercedes (nach 2022), überwunden.

Glaubt auch der umtriebige Formel-E-Gründer Alejandro Agag, dem mit den beiden großen Hersteller-Namen und der Rückkehr der Äbte wieder einmal ein Coup gelungen ist. "Das sagt viel über die Formel E aus", so der spanische Geschäftsmann zu Motorsport-Magazin.com. "Leider haben wir zuletzt ein paar Hersteller verloren, aber das kennt man im Motorsport. Wenn ein paar gehen, heißt es immer gleich, das sei das Ende und alles brechen in Tränen aus."

Dabei erinnert sich Agag unter anderem an die Formel 1, die damals nach den Ausstiegen von BMW und Toyota einen Schock erlitt. "So etwas Ähnliches haben wir vor einem Jahr bei uns erlebt. Aber mit Maserati, Abt und McLaren haben wir zurückgeschlagen! Das ist toll und zeigt die Stärke der Formel E als Spitze des elektrischen Motorsports. Ein tolles Zeichen für die Zukunft."

Die Ausstiege von Audi, BMW und McLaren waren nicht zuletzt aufgrund der immer weiter steigenden Budgets erfolgt. Die Top-Teams sollen jährlich rund 40 Millionen Euro in die Elektro-Serie gepumpt haben, die weiter um das Ansehen speziell in der Motorsport-Fanszene kämpft. Die Einführung einer Kostendeckelung analog zur Formel 1 gilt als ganz wichtiger Schritt für die Zukunft.

13 Millionen Euro dürfen private Teams ab 2023 pro Saison ausgeben. Entwickelt ein Hersteller Antriebsstränge, dürfen es bis zu 25 Millionen sein. Der Budget-Cap dürfte auch McLaren-Boss Zak Brown von einem Einstieg überzeugt haben. Die Briten hatten sich schon 2021 eine Option für den Einstieg gesichert. McLaren übernimmt ab 2023 die Startlizenz des amtierenden Weltmeisters Mercedes und beschäftigt die aktuelle Truppe unter der Leitung von Teamchef Ian James weiter.

"Vor einem Jahr wurde gefragt, wie es weitergehen soll", sagt Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle. "Ist der Sport glaubhaft? Und er schien zu teuer zu sein mit Blick auf die Marketing-Perspektive. Jetzt haben wir ein neues Qualifying-Format und der Beginn der Gen3-Ära steht bevor. Das Racing ist sehr gut, anders und spannend. Und mit dem Budget-Cap sprechen wir jetzt auch von einem Business-Case."

Mit welchen Fahrern McLaren an den Start gehen wird, steht offiziell noch nicht fest. Ebenso wenig der Motoren-Lieferant, nachdem weder McLaren noch Mercedes einen Antriebsstrang für das neue Gen3-Auto entwickeln werden. Laut Gerüchten ist der japanische Autobauer Nissan Favorit für die Partnerschaft.

Ein McLaren-Team mit ehemaligen Mercedes-Mitarbeitern und einem Nissan-Motor - klingt das nicht merkwürdig aus Sicht der Fans? McLaren-Boss Zak Brown auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "In der IndyCar-Serie haben wir eine tolle Partnerschaft mit Chevrolet und in der Formel 1 mit Mercedes. Jetzt gibt es noch eine Power Unit, die McLaren nicht selbst baut - so läuft es eben. McLaren hat früher nie eigene Motoren gebaut, das ist normal für uns."

Ob das neue McLaren-Mercedes-Konstrukt wie bisher in Brackley angesiedelt ist oder nach Woking zu McLaren zieht, wollten die Beteiligten noch nicht so recht verraten. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll der Kern des Einsatzteams zunächst in Brackley angesiedelt bleiben, allerdings abgeschottet vom Formel-1-Projekt der Mercedes-Silberpfeile.

Teamchef Ian James zu Motorsport-Magazin.com: "Wir werden zu einem Teil der McLaren-Familie. Es ist fundamental wichtig, dass wir Synergien sicherstellen können. Wir haben eine Verbindung zu Brackley, aber wir schauen nach Optionen, um eine Stabilität herzustellen. Es ist gut möglich, dass wir mit Blick auf den Standwort noch etwas optimieren. Wichtig ist zunächst, dass wir ein Teil der McLaren-Familie werden." Das Formel-E-Projekt gilt bei McLaren als eigenständiges Projekt, Synergien zur Formel 1, der IndyCar oder der Extreme E sieht CEO Brown zunächst eher im kommerziellen Bereich.