Weltmeister Nyck de Vries hat den Saisonauftakt der Formel-E-Saison 2022 gewonnen. Beim ersten von zwei Nachtrennen im historischen Stadtteil Diriyah nahe der saudischen Hauptstadt Riad setzte sich der Mercedes-Fahrer vor Teamkollege Stoffel Vandoorne und Andretti-Pilot Jake Dennis durch.
De Vries errang damit seinen dritten Sieg im 27. Formel-E-Rennen. Der Niederländer, im Qualifying noch Dritter, kämpfte sich schon beim Start an Dennis vorbei auf Platz zwei. Zur Rennmitte übernahm er nach einem Fahrfehler von Teamkollege Vandoorne die Führung und kontrollierte das Rennen bis zum Schluss.
Vandoorne: Fahrfehler kosten Belgier den Sieg
Eigentlich sah in Diriyah zunächst alles nach einem Vandoorne-Sieg aus. Der Belgier hatte die Führung beim Start verteidigt und das Rennen in der Folge von der Spitze aus kontrolliert. Zur Rennmitte unterlief ihm allerdings ein rennentscheidender Fehler: Vandoorne gelang es nicht, den Attack-Mode zum zweiten Mal zu aktivieren. So konnte de Vries kampflos die Führung übernehmen. In der Folge setzten sich die Mercedes vom Rest des Feldes ab und fuhren zu einem ungefährdeten Doppelsieg.
"Der Start ins Wochenende war schwierig. Auf dieser Strecke verbessert sich der Grip ständig, da brauchst du Vertrauen ins Auto. Das hatte ich nach Gestern nicht sofort. Im Qualifying haben wir uns eine gute Startposition erarbeitet, später von Stoffels Fehler profitiert. Wir haben es sauber zu Ende gebracht", freut sich de Vries. "Das Team hat mich super unterstützt, diese Mentalität müssen wir aufrecht halten."
Deutlich enttäuschter zeigte sich Teamkollege Vandoorne nach Rennende: "Ich habe die zweite Schleife des Attack-Mode verpasst und die Position so quasi an Nyck abgegeben", ärgert er sich. "Trotzdem: Wir hatten eine tolle Pace, das Auto war fantastisch. Das ist immer noch ein guter Start in die Saison, morgen gibt es neue Möglichkeiten."
Lotterer: Probleme beim Energie-Management verhindern Podestplatz
Andre Lotterer, von Platz vier ins Rennen gegangen, konnte seine gute Position nicht ins Ziel bringen. Der Porsche-Fahrer aktivierte seinen zweiten Attack-Mode früh im Rennen und kam bis auf P3 nach vorne, hatte in der Folge aber nicht die Pace der Konkurrenz. Zunächst wehrte sich Lotterer noch hart, letztlich musste er Andretti-Pilot Dennis aber wieder vorbei lassen. Auch Sam Bird, Lucas di Grassi, Nick Cassidy und Edoardo Mortara überholten den Porsche kurze Zeit später.
Am Ende stand für Lotterer sogar nur Platz 13 - keine Punkte also für den Porsche-Fahrer. "Es sah eigentlich gut aus, das Auto lag gut", klagt der Deutsche nach dem Rennen. "Wir hatten ein Leak beim Energie-Management, das hatte ich noch nie. Ich weiß nicht, woran das lag. Wir waren einfach ineffizient unterwegs oder irgendwas war da faul. Das müssen wir analysieren", so Lotterer weiter. Auch für Teamkollege Pascal Wehrlein verlief das erste Saisonrennen enttäuschend: Von Platz elf gestartet kämpfte sich der Deutsche zwischenzeitlich bis auf die Acht nach vorne, musste sich letztlich aber mit P11 begnügen.
Mit Maximilian Günther ging auch der dritte Deutsche im Feld leer aus. Der Nissan-Pilot startete stark, kämpfte sich bis Platz sieben nach vorne. Letztlich reichte es aber nur zu Rang 12. Das lag unter anderem daran, dass nur Sekunden nachdem Günther zum ersten Mal seinem Attack-Mode aktiviert hatte, das Safety-Car auf die Strecke kam. So konnte der Nissan-Pilot zuvor verlorene Positionen nicht wieder gut machen.
Rowland-Ausfall sorgt für einzige Safety-Car-Phase
Grund für das Safety-Car war eine Kollision zwischen Oliver Rowland und Robin Frijns. Letzterer bremst in Kurve 17 zu spät und schubste seinen Kontrahenten in die Streckenbegrenzung. Rowland konnte das Rennen nicht fortsetzen, das Rennen musste neutralisiert werden, um den gestrandeten Mahindra zu entfernen. Frijns wurde wenig später mit einer Durchfahrtsstrafe belegt und fiel ans Ende des Feldes zurück.
Für die Überraschung des Rennens sorgte Formel-E-Rookie Oliver Askew. Der Andretti-Pilot kämpfte sich von Platz 17 bis auf neun nach vorne und erzielte gleich im ersten Rennen seine ersten Formel-E-Punkte. Auch Jean-Eric Vergne konnte einige Plätze gut machen, er kam von 13 auf acht nach vorne. Weniger gut lief es für Antonio Giovinazzi: Der Ex-Formel-1-Pilot beendete das Rennen in Diriyah als abgeschlagener Letzter.
Das zweite Saisonrennen steigt am kommenden Samstagabend. ProSieben zeigt das zweite Nachtrennen in der Wüste von Saudi-Arabien um 18:00 Uhr deutscher Zeit im Free-TV sowie im Livestream auf der ran-Webseite. Das Qualifying ist ab 13:30 Uhr bei Schwestersender ProSieben Maxx zu sehen.
Formel E in Saudi-Arabien: So lief das 1. Rennen
Die Startaufstellung: Stoffel Vandoorne schnappte sich in Diriyah die erste Pole-Position des Jahres, er setzte sich im 2022 neu eingeführten Qualifying-Format im Final-Duell gegen Jake Dennis durch. Der Andretti-Pilot startete das Rennen von Platz zwei. Nyck de Vries im zweiten Mercedes, Andre Lotterer im Werks-Porsche, Sam Bird (Jaguar), Nick Cassidy und Robin Frijns (beide Envision), folgten auf den weiteren Plätzen. Maximilian Günther (Nissan) und Pascal Wehrlein (Porsche) nahmen das Rennen von P9 beziehungsweise P10 in Angriff. Sie profitierten von Strafversetzung von Oliver Rowland, der Mahindra-Pilot fiel von P8 auf P11 zurück. Formel-E-Neuling Antonio Giovinazzi startete vom letzten Platz ins Rennen.
Das Wetter: Das Rennen begann unter dem künstlichen Flutlicht um 20:00 Uhr Ortszeit. Am Abend herrschten 13 Grad Außentemperatur (Strecke: 12 Grad) im historischen Stadtteil Diriyah nahe der Hauptstadt Riad.
Der Start: Stoffel Vandoorne konnte seine Führung am Start behaupten, dahinter startete Jake Dennis schlecht. Nyck de Vries war zur Stelle und ging noch vor Kurve eins vorbei am Andretti-Piloten. Dahinter verbremste sich Nick Cassidy und ging weit, Teamkollege Robin Frijns musste ausweichen. Lucas di Grassi und Maximilian Günther profitierten, sie kletterten bis auf die Plätze sechs und sieben nach vorne. Zu den Gewinnern des Starts zählte auch Edoardo Mortara, der bis auf P10 nach vorne kam.
Safety-Car-Restart nach 18 Minuten: Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries gelang ein guter Restart, die beiden Mercedes-Piloten konnten sich sofort vom Rest des Feldes absetzten. Andre Lotterer, Lucas di Grassi und Nick Cassidy aktivierten sofort ihren zweiten Attack-Mode.
Der Fanboost: Im ersten Rennen der Saison erhielten Stoffel Vandoorne, Nyck de Vries, Mitch Evans, Antonio Felix da Costa und Antonio Giovinazzi die meisten Stimmen beim Fan-Voting und dementsprechend eine zusätzliche Leistung für einen kurzen Augenblick.
Die Zwischenfälle: Nach knapp zehn Minuten kollidierten Oliver Rowland und Robin Frijns auf dem Weg zu Kurve 17. Der Mahindra-Pilot bekam von hinten einen Schubser, verlor die Kontrolle über seinen Boliden und schlug in der Streckenbegrenzung ein. Das Safety-Car rückte raus, Frijns erhielt eine Durchfahrsstrafe.
Die Ausfälle: Antonio Felix da Costa musste seinen DS Techeetah schon vor Ablauf der ersten Runde wegen technischen Problemen abstellen. Oliver Rowland schied nach Kollision mit Robin Frijns inklusive Mauereinschlag aus.
Diriyah ePrix I 2022: Key Facts zum Freitagsrennen
- 85. ePrix insgesamt seit 2014, der fünfte in Saudi-Arabien
- 6. Pole für Stoffel Vandoorne (Mercedes) in seinem 40. ePrix
- 3. Sieg für Titelverteidiger Nyck de Vries (Mercedes) in seinem 28. ePrix
- 8. Podiumsplatz für Stoffel Vandoorne (Mercedes) in seinem 40. ePrix
- 3. Podiumsplatz für Jake Dennis (Andretti) in seinem 16. ePrix
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