Über dem Verbleib des Mercedes-Werksteams in der Formel E nach der Saison 8, steht nach wie vor ein Fragezeichen. Der Autobauer aus Stuttgart hat sich bislang noch nicht für den nächsten Zyklus der Elektrorennserie eingeschrieben. Dieser erstreckt sich über vier Saisons (2022/23 bis 2026/27). Die Einführung von Fahrzeugen der dritten Generation (Gen3) ist ein elementarer Bestandteil dieser Ära. Mercedes hat inzwischen erklärt, eine Option für eine mögliche Teilnahme gezogen zu haben. Ein Bekenntnis zur Formel E, die in diesem Jahr erstmals als offizielle Weltmeisterschaft vom Automobilweltverband FIA ausgeschrieben wurde, ist das noch nicht.

"Wir haben eine Option als Hersteller für Gen3-Autos unterzeichnet", teilte ein Mercedes-Sprecher auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com mit. "Das bedeutet, wir können in die wichtige Entwicklungsarbeit einsteigen, indem wir an den Meetings zwischen der FIA, dem Rechteinhaber und den Herstellern teilnehmen. Das ist aktuell keine offizielle Bestätigung einer Teilnahme. Parallel dazu werden wir weiter evaluieren, wie die Formel E am besten zur Gesamtstrategie von Mercedes-EQ und der weiteren Mercedes-Benz-Organisation beitragen kann."

Von den neuen Autos, die voraussichtlich im Herbst des kommenden Jahres ihre Rennpremiere feiern, sind bislang lediglich die Rahmendaten bekannt. Die Antriebe sollen bis zu 350 kW leisten. Im Rennen sollen 300 kW genutzt werden können. Die aktuellen Fahrzeuge verfügen im Qualifying über eine Maximalleistung von 250 kW, von denen im Rennen bis zu 200 kW zur Verfügung stehen. Zudem sollen die Gen3-Autos von derzeit 900 Kilogramm auf 780 Kilogramm abgespeckt werden. Auch Schnelllade-Boxenstopps sind im aktuellen Konzept enthalten.

Fünf Hersteller für Gen3-Zyklus eingeschrieben

Bewerber konnten sich zunächst bis zum 31. März dieses Jahres für den nächsten Zyklus einschreiben. Damit waren sie von Beginn an berechtigt, an den Treffen der Arbeitsgruppen teilzunehmen. Sie befassen sich unter anderem damit, das Konzept zu verfeinern, es in ein Reglement zu gießen und es umzusetzen. Wenige Tage vor Ablauf der Deadline war Porsche, der letzte aktuelle Formel-E-Teilnehmer, der sich zu seiner Zukunft in der Elektro-Rennserie bekannt hat. Zuvor hatten bereits Nissan, Techeetah-Partner DS Automobiles, Mahindra und Dragon/Penske mit Technologiepartner Bosch ihre Verträge für die Teilnahme an den Saisons neun bis zwölf unterschrieben.

Mercedes-Teamchef Ian James sagte damals zu Motorsport-Magazin.com: "Während die jüngsten Diskussionen zu Schlüsselthemen wie der Umsetzung einer Kostenobergrenze für die Formel E weitgehend positiv waren, gibt es noch wichtige Details zur Struktur der Serie, die derzeit geklärt werden. Aus diesem Grund wurde beschlossen, unsere Registrierung zu verschieben, damit diese Punkte endgültig festgelegt werden können." Wie das Portal 'The Race' berichtete, plante der Konzern ursprünglich, bis Mitte April eine Entscheidung zu verkünden.

Mercedes stieg zur vergangenen Saison in die Formel E ein. Das Werksteam übernahm den Platz der HWA AG. Der Rennstall aus Affalterbach absolvierte eine Saison lang die Vorhut für den Mercedes-Einstieg. HWA ist weiterhin das Einsatzteam für das Werksprojekt, allerdings nur noch bis zum Ende der laufenden Saison. Dann wird der Formel-E-Rennstall von Mercedes ins britische Brackley umziehen, wo die Formel-1-Mannschaft beheimatet ist. HWA wird in der kommenden Saison lediglich in einem stark reduzierten Umfang kleinere Engineering-Dienstleistungen übernehmen.

Mercedes führt WM-Wertung an

Vor dem Beginn der zweiten Saisonhälfte der Formel E in Puebla (19./20. Juni) führt Mercedes die Herstellerwertung an. Mit drei Siegen in sieben Rennen ist Mercedes aktuell das erfolgreichste Team. Zwei Triumphe gingen auf das Konto von Nyck de Vries, der in der Fahrer-WM mit einem Rückstand von fünf Punkten auf Robin Frijns (Virgin-Audi) auf dem zweiten Platz liegt. De Vries' Teamkollege Stoffel Vandoorne ist Sechster.

Aktuell sind vier deutsche Automobilhersteller mit Werksteams in der Formel E vertreten. Audi und BMW werden die Elektrorennserie allerdings wie angekündigt am Ende der laufenden Saison 2021 verlassen. Das aktuelle BMW-Werksteam Andretti wird auch in der letzten Saison der Gen2-Autos mit dem Antrieb aus München an den Start gehen, allerdings in einem unabhängig ausgeführten Einsatz. Die Formel-E-Zukunft des Werksteams Audi Sport ABT Schaeffler ist hingegen offen. Einzig Porsches Teilnahme ist langfristig gesichert.

Gen3: Rahmendaten zum neuen Formel-E-Auto

  • Einsatz ab 2022/23 für 4 Saisons geplant
  • Maximale Leistung: 350 kW (475 PS)
  • Zielgewicht: 780 Kilo (120 weniger als beim Gen2)
  • Batterie soll 101 Kilo abspecken (aktuell 385 Kilo)
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