Vom Deppen zum Helden: Zwei Wochen nach der Energie-Farce von Valencia hat die Formel E in Monaco die bestmögliche Antwort auf die zuletzt harsche und vielerlei berechtigte Kritik geliefert. Beim - endlich - ersten Gastspiel auf dem traditionellen Grand-Prix-Layout erlebten die Zuschauer nicht weniger als fünf Führungswechsel zwischen drei Fahrern - das hatte es in der Formel 1 zuletzt 2004 beim legendären Sieg von Jarno Trulli an gleicher Stelle gegeben.
In Monaco zeigte die Formel E - endlich mal wieder aus positiver Sicht - warum hier vieles etwas anders läuft als in den meisten traditionellen Rennserien. Das zuletzt gescholtene, in Wahrheit aber seit 2014 essentielle Energie-Management ging perfekt auf, als sich Mitch Evans in den letzten zwei Runden breiter machte als der Türsteher, wegen ausgehender Power wenige Kurven vor Schluss aber die Führung an Antonio Felix da Costa verlor und auf der letzten Rille den dritten Platz erkämpfte.
Und dass Formel-E-Autos im Fürstentum ja angeblich 'nicht den Berg hochkommen' würden und deshalb 2015, 2017 und 2019 die unsägliche Mickey-Maus-Streckenvariante fuhren, widerlegte nicht zuletzt Mitch Evans mit einem unnachahmlichen Überholmanöver auf dem Anstieg in Beau Rivage.
Überhaupt wurde in Monaco überholt, wie man es zuvor nicht einmal in Markenpokalen erlebt hatte: Champion Felix da Costa schnappte sich den Last-Minute-Sieg in der Hafenschikane, Jean-Eric Vergne überholte Max Günther im (!) Tunnel, es war ein wahres Fest ohne das in der Formel E berüchtigte Crash-Festival.
Dass die 270 PS starken, Allwetter-bereiften Formel-E-Autos in Monte-Carlo rund 20 Sekunden langsamer waren als ihre Formel-1-Pendants mit rund 1.000 PS, interessierte an diesem Rennsamstag niemanden. Hat das Rennen geholfen, diesen so unsinnigen Vergleich ein für alle Mal ad acta zu legen?
Stattdessen lag der Fokus - und so sollte es auch sein - auf packenden Rad-an-Rad-Duellen dieser unkonventionellen Autos, der richtigen Energie-Strategie und nicht zuletzt einer Portion Lockerheit, als Felix da Costa vom Sieg berauscht ein regelrechtes Sakrileg beging und sich vom Zehner ins heilige Schwimmbad stürzte statt Monaco-üblich in den Pool einer Hospitality zu hüpfen. In der Formel E bleibt vieles ein wenig anders.
In einer Zeit, in der die langfristige Zukunft der Serie ähnlich auf der Probe steht wie zuletzt nach der Beinahe-Pleite 2015, hat die Formel E nach einer bisher hochgradig kontroversen ersten Saisonhälfte gerade rechtzeitig den Turnaround geschafft - und in Monaco eindrucksvoll untermauert, dass Stadtkurse zur DNA gehören und Rennen auf permanenten Rennstrecken nichts anderes als eine Notlösung sein dürfen.
diese Formel E Redaktion