Der Saisonauftakt der Formel E in Saudi-Arabien soll trotz neuerlicher Reisebeschränkungen wie geplant am 26./27. Februar 2021 ausgetragen werden. Dabei ist die Einreise von Personen aus 20 Ländern - darunter Deutschland, Großbritannien, Italien und USA - seit dem 03. Februar bis auf weiteres untersagt worden.

Von dem Einreiseverbot ausgenommen sind laut Angaben des Auswärtigen Amtes in Deutschland nur saudische Staatsangehörige, Gesundheitspersonal und Diplomaten mit ihren Familien, für die obendrein eine verschärfte Quarantäne von 14 Tagen gilt.

Nicht auf der Liste stehen die Protagonisten der Formel E, inklusive aller Teammitglieder, Fahrer, Serienverantwortlichen oder Rennkommissaren. Was eigentlich das Aus für den Double-Header im Wüstenstaat bedeutet hätte, konnten die Beteiligten elegant umgehen. Per Ausnahmegenehmigung, abgesegnet letztendlich durch König Mohammed bin Salman höchstpersönlich, wird die Einreise für den Formel-E-Tross ermöglicht.

Formel E in Saudi-Arabien: Spektakel ohne Zuschauer

"In einer für die Welt herausfordernden Zeit freue ich mich sehr, dass der Diriyah E-Prix mit unserem ersten Nachtrennen wieder ein einzigartiges Spektakel schaffen wird", wurde kürzlich Formel-E-Gründer Alejandro Agag in einer Pressemitteilung des örtlichen Promoters zitiert. Mit seinem neuesten Projekt, der Extreme E, gastiert Agag Anfang April ebenfalls in Saudi-Arabien.

Die zwölf Teams um die vier deutschen Vertreter Audi, BMW, Porsche und Mercedes tragen erstmals die beiden Rennen am Wochenende unter künstlichem Flutlicht aus, der Start erfolgt am Freitag und Samstag jeweils um 20:00 Uhr Ortszeit (18:00 Uhr deutscher Zeit). Hintergrund zum unüblichen Zeitplan: In Saudi-Arabien gelten der Freitag und Samstag als Wochenende.

Die Rennen werden aufgrund der Corona-Pandemie hinter verschlossenen Türen ausgetragen. Das zunächst kommunizierte Vorhaben, Zuschauer an die Rennstrecke zu lassen, wurde vor einiger Zeit verworfen. Der Schaden dürfte sich in Grenzen halten, bei den bisherigen Saudi-Rennen 2018 und 2019 hielt sich der Fan-Ansturm stark in Grenzen. Voll wurde es nur bei den abendlichen Konzerten direkt neben dem Fahrerlager, bei denen 2018 unter anderem David Guetta, Enrique Iglesias und die Black Eyed Peas auftraten.

Der Vertrag zwischen Formel E und Saudi-Arabien läuft über zehn Jahre, Foto: Formula E
Der Vertrag zwischen Formel E und Saudi-Arabien läuft über zehn Jahre, Foto: Formula E

Formel E: Nach Ankunft in Quarantäne

Die Teams werden nur mit dem nötigsten Personal nach Saudi-Arabien reisen, Gäste sind trotz der Errichtung eines Emotion Club (VIP-Hospitality) nur wenige vorgesehen. An- und Abreise sind mit großem Aufwand verbunden: Jeder Teilnehmer muss sich nach der Ankunft in der Hauptstadt Riad sofort in eine 48-stündige Quarantäne begeben und kann erst anschließend einen PCR-Test durchführen.

Der Zugang zur Strecke wird dann erst nach einem negativen Ergebnis gewährt. Vor Ort werden die unterschiedlichen Gruppen in zwei Blasen eingeteilt, um direkte Kontakte so weit wie möglich zu vermeiden. Das gilt auch innerhalb der Teams, so sollten etwa bei Besprechungen maximal sechs Teammitglieder anwesend sein.

Die meisten Teams reisen rund eine Woche vor dem Rennwochenende an und müssen sich nach der Rückkehr den jeweiligen Bestimmungen zu Folge in Quarantäne begeben. Teamvertreter aus Deutschland berechnen den zeitlichen Gesamtaufwand mit etwa zehn Tagen. Die Formel E lässt wie in den Vorjahren Medienvertreter vor Ort zu und unterstützt bei den Visa-Auflagen. Sat.1, der neue TV-Partner in Deutschland, plant nur mit einem kleinen Team an der Strecke sein.

Verlegung war nie ein Thema

Eine Verlegung der Rennen in Saudi-Arabien, das 2018 einen Vertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren mit der Formel E abgeschlossen hat, sei kein Thema gewesen. Carlo Boutagy vom lokalen Promoter CBX zu Autosport: "Wir haben nicht darüber nachgedacht oder gesprochen, dieses Rennen zu verlegen oder abzusagen. Die Rennen werden stattfinden, das kann ich versichern."

Saudi-Arabien hat das öffentliche Leben wegen eines erneuten Anstieges der Corona-Zahlen seit der vergangenen Woche wieder stärker eingeschränkt. Restaurants, Kinos, Sport- und Vergnügungszentren wurden zunächst für zehn Tage geschlossen, Hochzeiten und Konferenzen in Hotels und anderen privaten Räumen für 30 Tage ausgesetzt. Restaurants dürfen Essen nur noch zum Mitnehmen anbieten.

Bis zum 09. Februar meldete Saudi-Arabien 370.634 positive Fälle seit dem Ausbruch der Pandemie, darunter 6.406 Todesfälle. Nachdem das Land in der zweiten Jahreshälfte 2020 nur wenige Neuansteckungen verzeichnete, gingen die Zahlen seit Anfang Februar 2021 wieder leicht nach oben mit mehr als 300 neuen Fällen pro Tag. Die Regierung hatte als Konsequenz Ein- und Ausreisen mit wenigen Ausnahmen gestoppt.

Die Rennstrecke liegt im historischen Stadtteil von Riad, Foto: Formula E
Die Rennstrecke liegt im historischen Stadtteil von Riad, Foto: Formula E

Formel E, Golfer und Reiter dürfen rein

Ausnahmegenehmigungen wurden auch für weitere Sportveranstaltungen in Saudi-Arabien ausgestellt. Darunter das mit 3,5 Millionen Dollar Preisgeld dotierte Golf-Event mit dem Namen Saudi International in der neuen Wirtschaftsmetropole King Abdullah Economic City am vergangenen Wochenende. Wegen der hohen Ausschüttung waren mehrere US-Stars und auch der Deutsche Martin Kaymer am Start.

Eine Woche vor dem Gastspiel der Formel E findet außerdem das internationale Pferderennen namens Saudi Cup in Riad statt. Die Veranstaltung gilt als das wertvollste Rennen der Welt, wurde erstmals im Februar 2020 ausgetragen und verspricht ein Preisgeld in Höhe von 20 Millionen Dollar. In diesem Jahr startet zudem die Formel 1 erstmals in Saudi-Arabien, die Premiere erfolgt nach einer terminlichen Verlegung am 05. Dezember 2021 in Dschidda.