Formel E 2021: Audis neuer E-Motor im Detail erklärt (00:43 Min.)

Audi will nach einem schwierigen Jahr in der Formel E an alte Erfolge anknüpfen - und geht dabei in die Vollen. Zum ersten Mal seit dem Werkseinstieg 2017 hat der Autobauer aus Ingolstadt seinen Antriebsstrang komplett in Eigenregie entwickelt. Bis dato wurde der Motor zusammen mit Schaeffler aufgebaut, nachdem der Zulieferer aus Herzogenaurach seit Beginn der Formel E mit dem Rennstall Abt Sportsline zusammengearbeitet hatte.

Schaeffler bleibt als Partner an Bord, die Renneinsätze in der kommenden Saison beginnend mit dem Auftakt in Santiago de Chile (16./17. Januar 2021) übernimmt weiter das Abt-Team aus Kempten. Der Antriebsstrang mit dem Namen MGU05 wird hingegen seit längerer Zeit ausschließlich von Audi-Ingenieuren im Motorsport-Zentrum Neuburg entwickelt.

"Mit Blick auf die Entwicklung der Technologie hielten wir den Zeitpunkt jetzt für richtig, alles unter einem Dach zu machen", sagte Audi-Teamchef Allan McNish. "Das wird sich kurz- und langfristig auszahlen. Wir haben das neue Auto schon vor dem letzten Saisonfinale in Berlin getestet. Es fehlte nicht in einem großen, sondern in vielen kleinen Bereichen. Vor allem in den Qualifyings wollen wir mehr herausholen."

Der E-Motor verbrachte viele Stunden auf dem Prüfstand und laut Audi sei einiges an Gewicht im Vergleich zum Vorgänger eingespart worden. Auch beim sogenannten Packaging, also der Anordnung der einzelnen Komponenten, sei kein Stein auf dem anderen geblieben. Audi hatte sich frühzeitig entschieden, für die beiden kommenden Saisons einen komplett neuen Motor zu homologieren.

Foto: Audi Communications Motorsport
Foto: Audi Communications Motorsport

Aus Kostengründen dürfen die zwölf Teams der Formel E bis 2022 nur einen Antrieb einführen. Meister-Team DS Techeetah nimmt die neue Saison etwa mit dem bisherigen Paket in Angriff und führt zur Jahresmitte das neu homologierte Rennauto ein.

Im Vergleich zum Vorgänger sei es den Audi-Ingenieuren um Stefan Aicher gelungen, durch die Verwendung von Leichtbaumaterialien und eine intelligente Integration im Fahrzeug noch einmal deutlich Gewicht einzusparen. "Diese Einsparung konnten wir direkt zugunsten einer verbesserten Effizienz in die neue MGU reinvestieren. Trotzdem wiegt die neue MGU Inverter Einheit unter 35 Kilogramm. Das war eine außergewöhnliche Teamleistung aller Beteiligten", sagte Aicher.

Foto: Audi Communications Motorsport
Foto: Audi Communications Motorsport

Laut Audi habe der eigens entwickelte Antriebsstrang eine Gesamteffizienz von mehr als 95 Prozent erreicht, wobei die MGU-Inverter-Einheit in allen relevanten Fahrzuständen gar 97 Prozent Effizienz erreiche. Effizienz gilt weiter als wichtigster Erfolgsfaktor in der Formel E. "Deshalb versuchen wir alles, um den Energieverlust innerhalb des Systems auf ein absolutes Minimum zu reduzieren", sagt Tristan Summerscale, Projektleiter Formel E bei Audi Sport.

Aufgrund des eng gestrickten Reglements geht es in der Formel E um Feinheiten und das richtige Zusammenspiel aus Hard- und Software. Riesengroße Unterschiede bei Neuentwicklungen sind selten zu spüren, wie Stammfahrer Lucas di Grassi bestätigte: "Wir sprechen über wenige Prozent an Effizienz, hier und da ein paar Kilo weniger. Es ist schwer, das in Rundenzeiten auszudrücken. Wir testen auch nicht auf den Strecken, auf denen wir Rennen fahren."

Foto: Audi Communications Motorsport
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Der Brasilianer und ehemalige Champion steht vor seiner siebten Saison mit Audi und in der Formel E und erhält mit Rene Rast erstmals einen neuen Teamkollegen. Der dreifache DTM-Champion folgt auf Daniel Abt und bestritt bereits das letzte Saisonfinale in Berlin für Audi. Beim Debüt mit dem Werksteam gelang dem 34-Jährigen auf Anhieb ein Podesterfolg.

"Rene ist ein extrem erfahrener und sehr guter Fahrer", sagte di Grassi bei Audis virtueller Präsentation. "Wir kennen uns aus LMP-Zeiten und ich habe großen Respekt vor ihm. Das gilt auch für Daniel, dessen Qualität oft unterschätzt wurde. Er war nicht so ein harter Arbeiter wie Rene, das ist der einzige Unterschied zwischen den beiden, denke ich."

Formel E: Alle Audi-Rennwagen 2014-2021 auf einen Blick (00:29 Min.)

Während di Grassi zu den Pionieren der Formel E zählt und seit 2014 jedes Rennen bestritten hat, erwartet Rast nun eine neue Welt. Bei den Testfahrten in Valencia am kommenden Wochenende (28. November-01. Dezember) trifft er erstmals auf die Konkurrenz. Einen Ersatzfahrer für die Saison hat Audi bislang nicht bekanntgegeben. "Corona ist ein Risiko und bei den beiden Doppel-Rennen gibt es viele Punkte zu holen", sagte McNish. "Wir beschäftigen uns mit dem Thema."

Neben dem Audi Sport ABT Schaeffler Werksteam erhält auch das Kundenteam Virgin Racing den neuen Antriebsstrang. Für die britische Mannschaft starten Audi-Werkspilot Robin Frijns und Formel-E-Rookie Nick Cassidy, der die Nachfolge des zu Jaguar gewechselten Sam Bird antritt.

Formel E 2021: Teams und Fahrer

TeamFahrerFahrer
TecheetahAntonio Felix da CostaJean-Eric Vergne
NissanSebastien BuemiOliver Rowland
MercedesStoffel VandoorneNyck de Vries
VirginRobin FrijnsNick Cassidy
BMWMaximilian GüntherJake Dennis
AudiLucas di GrassiRene Rast
JaguarSam BirdMitch Evans
PorscheAndre LottererPascal Wehrlein
MahindraAlex SimsAlex Lynn
VenturiEdoardo MortaraNorman Nato
DragonSergio Sette Camara?
NioOliver TurveyTom Blomqvist