Am Dienstagmittag um 13:00 Uhr informierte die Audi AG nur ausgewählte Medienvertreter über die Suspendierung von Daniel Abt in Folge des Eklats bei einem virtuellen Rennen der Formel E. Erst 27 Stunden später, an diesem Mittwochnachmittag, wandte sich der Autohersteller erstmals überhaupt an die Öffentlichkeit und führte seine Entscheidung etwas detaillierter aus.

Keine übliche Pressemitteilung, kein Hinweis auf der für Medien bestimmten Webseite des Konzerns - bislang hatte Audi offenbar kein großes Verlangen verspürt, die Konzernentscheidung allzu transparent in der Welt zu kommunizieren.

Dabei war im heutigen Statement, das Audi gegen 16:00 Uhr in seinen sozialen Netzwerken und auf der allgemeinen Webseite des Konzerns verbreitete, ausdrücklich die Rede von Transparenz. Auch von Integrität und der konsequenten Einhaltung geltender Regeln, die "für uns bei Audi gerade im Hinblick auf die Vergangenheit oberste Priorität" haben.

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Die angesprochene "Vergangenheit" liegt gar nicht so weit zurück. An diesem Montag - einen Tag nach der Formel-E-Strafe für Abt und einen Tag vor dessen Suspendierung durch Audi - hatten die obersten Zivilrichter am Bundesgerichtshof verkündet, dass der VW-Konzern, zu dem Audi gehört, seine Kunden mit der verbauten illegalen Abschalteinrichtung vorsätzlich sittenwidrig geschädigt hat und Schadensersatz zahlen muss. Der 2015 herausgekommene Betrugs-Skandal war auf ein Neues prominent in den Schlagzeilen.

In diesem Zusammenhang passte dem Konzern die vergleichsweise winzige Affäre um Werksfahrer Abt, die ebenfalls weltweit durch die Medien ging, so gar nicht in den Kram. Sein Rauswurf nach sechs Jahren, 63 Formel-E-Rennen, zwei Siegen und zehn Podestplätzen war die Folge, die Abt am Dienstagmorgen dieser Woche mitgeteilt wurde.

"Wir stehen zu einer offenen Fehlerkultur", teilte Audi jetzt öffentlich mit. "Doch bei den Vorfällen während der Sim Racing Serie 'Race at Home Challenge' handelte es sich nicht um einen Fehler, sondern um die bewusste Entscheidung, gegen die Regeln zu handeln. Das macht für uns den großen Unterschied. Deshalb ist die Suspendierung von Daniel Abt für uns an dieser Stelle leider alternativlos."

Abt selbst sprach in einem Video-Statement am Dienstagabend einige Stunden nach seiner Suspendierung von einem "riesengroßen Fehler" und betonte: "Es war niemals meine Intention, einen anderen Fahrer für mich fahren zu lassen und danach das Thema zu verschweigen, damit ich besser dastehe."

Die Idee dahinter sei gewesen, die "lustige Aktion" zu dokumentieren und eine "lustige Story daraus zu kreieren". Dazu sollte Abt nicht mehr die Gelegenheit bekommen.

Daniel Abt: YouTube-Statement zu Audi-Rauswurf nach Skandal: (14:52 Min.)