Der Mexiko-City ePrix endete nicht nur mit einem Paukenschlag, als Lucas di Grassi seitwärts driftend in letzter Sekunde den Sieg holte - er begann auch mit einem echten Knall. Ein schwerer Unfall von Jaguar-Pilot Nelson Piquet in der dritten Rennrunde überschattete das frühe Geschehen und sorgte für eine lange Unterbrechungsphase.

Nach dem Crash, bei dem Piquet auf Vordermann Jean-Eric Vergne auflief und über dessen Auto flog, herrschte Unklarheit über die Frage nach dem Schuldigen. Für den Brasilianer, dessen Rennwagen komplett zerstört wurde, war die Angelegenheit klar: "Er hat sich verteidigt, weil er einen schlechten Ausgang aus der Kurve erwischte. Dann hat er zu früh Energie rekuperiert. Ich hätte nicht erwartet, dass er so früh bremst."

Der Unfall ereignete sich auf dem Weg in die Schikane vor Kurve 14. Piquet hob nach der Kollision ab, landete unkontrolliert wieder auf der Strecke, räumte dann auch noch BMW-Pilot Alexander Sims ab, bevor er am Ende der Innenseite in der Schikane zum Stehen kam. Das Rennen wurde daraufhin für knapp 25 Minuten mit roten Flaggen abgebrochen.

Formel E: Das verrückte Finish beim Mexiko ePrix 2019 (04:40 Min.)

Vergne: Was hat sich Piquet gedacht?

Die FIA wies keinem der beiden Fahrer eine Schuld beim Unfall zu. Der amtierende Formel-E-Champion Vergne kritisierte jedoch Piquet und dessen Fahrweise. "Ich fuhr auf der Innenseite und er vergaß zu bremsen", war sich der Techeetah-Pilot sicher. "Er hat mich davor schon drei Mal berührt. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat."

Anhand der Videoaufnahmen zeigte sich, dass sich Vergne kurz vor der Kollision in der lang gezogenen Rechtskurve immer wieder auf die rechte Seite der Fahrbahn orientierte. Und auch, dass er relativ früh Energie zurückgewann und dadurch an Speed verlor. "Nelson hat zum Manöver angesetzt", sagte Jaguar-Technikdirektor James Barclay. "Es sah aus, als ob Vergne rüberzog und früher als normalerweise vom Gas ging. Dadurch hatte Nelson keinen Platz mehr."

Vergne gegen Jaguar

Während das Rennen für Piquet, den Meister der ersten Formel-E-Saison, früh beendet war, schaffte es Vergne zurück ins Rennen. In der Unterbrechungsphase wechselten die Techeetah-Mechaniker gerade rechtzeitig einen Reifen und die Frontpartie aus, reparierten zudem den Heckflügel und den rechten Seitenkasten.

Für Vergne gab es allerdings nichts Zählbares mehr zu holen. Der Franzose wurde im späteren Verlauf des Rennens von Piquets Jaguar-Teamkollege Mitch Evans im Stadionabschnitt gedreht und bekam später auch noch einen Schlag von NIO-Fahrer Tom Dillmann ab.

Vergne: Und niemand bekommt eine Strafe!

Vergne beendete den Mexiko-City ePrix auf dem 13. Platz außerhalb der Punkteränge - im zweiten Rennen nacheinander. Sein Rückstand auf Spitzenreiter Jerome D'Ambrosio beträgt 25 Punkte nach vier von 13 Saisonrennen.

Erst Piquet, dann Evans, dann Dillmann - Vergne reichte es gehörig. Der frühere Formel-1-Pilot: "Ich weiß nicht, was ich von all den Zwischenfällen halten soll. Drei Autos haben mich während der Full-Course-Yellow-Phase überholt. Einer hat die Schikane abgekürzt und mich getroffen. Einer trifft mich im Stadion. Und niemand hat eine Strafe bekommen! Das müssen wir mit der FIA besprechen."