Der eine feiert seinen ersten Saisonsieg und springt anschließend in den Zürichsee, der andere geht nur im Rennen baden. Unterschiedlicher hätte es für die beiden Audi-Piloten Lucas di Grassi und Daniel Abt beim Zürich ePrix nicht laufen können.

Der amtierende Formel-E-Champion di Grassi erzielte nach zuvor vier zweiten Plätzen in Folge endlich seinen ersten Saisonsieg, Abt hingegen reiste als 13. ohne Punkte aus der Schweiz ab.

Dabei waren die Vorzeichen ähnlich gewesen. Di Grassi startete als Fünfter ins Rennen, Abt landete im Qualifying - beide mussten in der benachteiligten Gruppe 1 antreten - auf der neunten Position. Während der Brasilianer allerdings ab dem Start nach vorne blickte und gleich Positionen gutmachte, krachte es in Abts Heck.

Piquet schießt Abt ab

In der ersten Runde fuhr Jaguar-Pilot Nelson Piquet Junior dem deutschen Audi-Werkspiloten in einer engen Kurve ins Heck und riss dabei den kompletten Heckflügel von Abts Rennwagen ab. Das kostete den Berlin-Sieger nicht nur zwei Plätze, in Runde 5 urteilte die Rennleitung, dass er und Piquet an die Box fahren müssen, um die beschädigten Autos reparieren zu lassen.

Der Audi-Crew gelang es, Abts Heckflügel innerhalb von nur 13 Sekunden zu tauschen, doch wegen des unplanmäßigen Boxenstopps war das Rennen praktisch gelaufen. "Keine Ahnung, warum man so etwas in der ersten Runde macht", ärgerte sich Abt im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das war einfach unnötig. Wir alle wissen, dass es ultra-eng ist, da muss man aufpassen und vorausschauend fahren."

Abt: Das war wirklich unnötig

Die Rennleitung verzichtete darauf, Piqueet für die Kollision eine Strafe aufzubrummen. Bitter aber für Abt: Schon zum zweiten Mal in dieser Saison wurde er in der Startphase abgeschossen, was effektiv jegliche Hoffnung auf Punkte begräbt. Abt in Zürich: "Die Rennen sind doch lang und in der ersten Runde muss man nicht so Flügel an Flügel fahren. Das war wirklich unnötig."

Doppelt bitter: Für Abt wäre einiges zu holen gewesen beim ersten Schweizer Rundstreckenrennen nach über 60 Jahren. Teamkollege di Grassi zeigte, wie stark der Audi-Rennwagen am Sonntag war. Auch Abt konnte nach der Autoreparatur Gas geben, kam nach dem Reparaturstopp mit einer Runde Rückstand aber nicht mehr entscheidend nach vorne.

Chance aufs Podium

Abt: "Wir hätten eine Chance aufs Podium gehabt. Im zweiten Stint war ich mit Abstand der Schnellste, die Pace war auf jeden Fall da. Man kann natürlich nie genau sagen, wie es hätte laufen können, aber wir waren wirklich wieder schnell unterwegs."

Abts Nullrunde nach dem Sieg zuletzt beim Berlin ePrix schmerzt Audi obendrein beim Kampf um die Team-Meisterschaft. Nach dem katastrophalen Saisonauftakt kamen die Ingolstädter ab Saisonmitte so richtig ins Rollen und sind Zweiter in der Team-Wertung. Der Rückstand auf Spitzenreiter Techeetah beträgt 33 Punkte.

Ganze 94 Punkte gibt es beim Doubleheader-Saisonfinale in New York (14.,15. Juli) noch zu holen. Abt ist zuversichtlich, dass Audi die Saison zumindest mit einem Titel beenden kann: "New York liegt mir, und dem Auto sicherlich auch, ganz gut - sofern der Heckflügel dran bleibt... Die Team-Meisterschaft ist unser klares Ziel. Wir müssen einfach das Qualifying wieder besser hinbekommen, dann können wir noch mal voll angreifen."