Der Champion ist wieder da! Lucas di Grassi hat sich nach dem Katastrophen-Start eindrucksvoll zurückgemeldet in der Formel E. Dem ersten Saison-Podest in Uruguay ließ der Audi-Pilot nun in Rom ein weiteres Podium folgen. Nach zwei zweiten Plätzen belegt di Grassi den achten Platz in der Meisterschaft. Der Rückstand auf Spitzenreiter Jean-Eric Vergne beträgt zwar fast uneinholbare 80 Punkte, doch di Grassi hat die Rückschläge der ersten vier Rennen (0 Punkte!) überwunden.

In Rom herrschte jedoch zunächst etwas Verwirrung. Di Grassi stand einige Zeit nach Rennende unter Beobachtung der Rennleitung, weil es Ungereimtheiten beim Autowechsel zur Rennmitte gab. Letztendlich konnten di Grassi und Audi durchatmen und den Podestplatz behalten.

Neue FIA-Kamera zeigt nicht alles

Das Problem: Seit Rom sind in allen Team-Boxen FIA-Kameras direkt über den Autos angebracht, um überprüfen zu können, dass bei den heiklen Autowechseln und Anschnall-Prozederen alles mit rechten Dingen zugeht. Bei di Grassi gab es zunächst Zweifel. Auch, weil tatsächlich sein Körper die Kamerabilder verdeckte und dadurch die Stewards im Unklaren ließ.

Seit der Abschaffung der Mindestwartezeit in der Formel E gilt: Der Fahrer muss nach dem Sprung ins zweite Auto komplett sitzen, bevor das Gurtsystem von den Mechanikern angelegt werden darf. Bei di Grassi herrschte der Eindruck, dass die Gurte noch während des Reinrutschens angeschnallt wurden.

Di Grassi muss Boxenstopp wiederholen

Das führte dazu, dass eine Delegation der Rennkommissare am Abend in der Audi-Box di Grassi den Autowechsel wiederholen ließ! Vor den Augen der Rennleitung musste das Team den amtierenden Meister noch einmal angurten. Damit zeigte sich die Rennleitung letztendlich zufrieden und di Grassi konnte seinen Podestplatz - herausgefahren vom sechsten Startplatz - behalten.

Di Grassi selbst machte sich zu keiner Zeit Sorgen darüber, dass er Platz zwei nachträglich verlieren könnte. "Als mir das Team sagte, worum es genau geht, war mir zu 100 Prozent klar, dass alles legal war", sagte er zu Motorsport-Magazin.com. "Wir wissen genau, was wir da tun. Wenn es um etwas anderes gegangen wäre, hätte ich mir mehr Sorgen gemacht. Als es aber hieß, dass es Ungereimtheiten beim Boxenstopp gibt, wusste ich, dass alles okay ist."

Di Grassi: Nicht mein Favorit

Immer wieder gibt es nach Rennen Diskussionen darüber, ob bei den Autowechseln alles korrekt abgelaufen ist. Ein Ärgernis für die Rennserie, wie auch di Grassi meinte: "Dieses Boxenstopp-Szenario ist nicht mein Favorit. Du bist immer am Limit und willst natürlich so schnell sein wie möglich. Der Stopp kann den Unterschied ausmachen, aber das sollte eigentlich auf der Strecke passieren."

FIA-Präsident Jean-Todt hatte am Freitag in Rom die vom Weltverband gewünschte Abschaffung verteidigt und an plädiert: Haltet euch an die Regeln, dann gibt es auch keine Strafen! Da bei den Autowechseln aber wertvolle Sekunden gewonnen werden können, loten Fahrer und Teams natürlich jedes Mal wieder die Grenzen aus. Das führt zu Streitpunkten, für die in der Formel E eigentlich kein Platz sein sollte.

Stuck: Sache etwas kritisch

Die FIA hatte die Mindestwartezeit abgeschafft, um den Teams eine weitere Möglichkeit zu verschaffen, sich einen Vorteil zu erarbeiten. Hans-Joachim Stuck, der in Rom in der Rennleitung saß, zu Motorsport-Magazin.com: "Ich finde Boxenstopps, bei denen man etwas herausholen kann, schon interessant. Dass man sich dabei anschnallen muss - was ein wichtiger Sicherheitsaspekt ist - macht die Sache aber etwas kritisch. Aber schauen wir mal in die Ferne, dann ist das eh kein Thema mehr."

Ab der nächsten Saison, die im Dezember 2018 beginnt, fallen mit den neuen und leistungsstärkeren Generation-2-Autos automatisch die Autowechsel während eines Rennens weg.