1. - Was lief zwischen Prost und di Grassi?

Renault e.dams musste nach dem Rennen eine ganze Weile um die eingefahrenen Punkte zittern - sowohl der Zweitplatzierte Sebastien Buemi als auch Teamkollege Nicolas Prost standen unter Beobachtung. Erst zwei Stunden nach Rennende wurden die Untersuchungen eingestellt, das Ergebnis fix. Was war passiert?

Beim Boxenstopp sorgte Prost für einen Aufreger, als er in Runde 19 bei der Einfahrt zur Boxengasse plötzlich extrem langsam wurde - und Lucas di Grassi direkt dahinter ordentlich einbremste. Ein Manöver, um den Titelkonkurrenten von Sebastien Buemi aufzuhalten? Bei der Schleichfahrt kam es sogar zur leichten Kollision zwischen dem Franzosen und di Grassi.

Nicolas Prost musste lange um seinen fünften Platz zittern, Foto: Formel E
Nicolas Prost musste lange um seinen fünften Platz zittern, Foto: Formel E

Am Ende konnte e.dams beweisen, dass Prost mit einem technischen Problem zu kämpfen hatte. "Ich hatte Software-Probleme und keine Leistung mehr", sagte Prost bei Motorsport-Magazin.com. "Wir waren bei der FIA und haben erklärt, dass wir nichts dafür konnten. Eine Strafe wäre hart gewesen, denn es lief eh schon nicht so toll für mich." Prost, von Platz zwei gestartet, musste sich nach einem Dreher mit der fünften Position zufriedengeben.

2. - Warum wurde Buemi untersucht?

Vom letzten Startplatz aufs Podium - Buemi war der heimliche Sieger in Argentinien. Doch wie Prost musste er eine Weile warten, bis das Ergebnis fix war. Der Grund: Kurz vor der Safety-Car-Phase in der zweiten Rennhälfte lieferte sich Buemi ein heftiges Duell mit Stephane Sarrazin um Platz drei. Der Schweizer wunderte sich, dass Sarrazin arg vom Gas ging, statt zu den Vordermännern aufzuschließen.

Damit brachte er Buemi in Bedrängnis und kurz wirkte es so, als würde er unter Safety-Car-Bedingungen versuchen zu überholen. Buemi beschwerte sich wild gestikulierend und zog auch dadurch das Interesse der Rennleitung auf sich. Am Ende entschieden die Stewards allerdings, dass alles regelkonform war und Buemi nicht versucht hatte, Sarrazin regelwidrig zu überholen.

Später verriet Buemi im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, worüber genau er sich am Funk beschwert hatte: "Ich habe nur gesagt, dass sie ihm Bescheid geben sollen, dass er nicht mit 50 km/h fahren soll. Das muss man nur unter virtuellem Safety Car oder bei roten Flaggen. Aber bei einer Safety-Car-Phase muss man sofort auf die anderen Fahrer aufschließen."

3. - Warum musste Buemi vom letzten Platz starten?

Es war DAS Bild kurz vor Rennstart: Meisterschafts-Spitzenreiter Sebastien Buemi abgeschlagen auf dem letzten Startplatz. Ein vermeintlich herber Rückschlag für den e.dams-Piloten im Titelduell gegen Lucas di Grassi. Allerdings lag es nicht am mangelnden Speed im Qualifying, sondern an einem dicken Patzer des Schweizers auf seiner schnellen Runde.

Mit voller Power im Auto verlor Buemi das Heck beim Anbremsen auf Kurve fünf und drehte sich. Anschließend suchte er nicht nach Ausreden, sondern gab seinen Fahrfehler offen zu. Buemi zu Motorsport-Magazin.com: "Wenn du am Limit fährst, kannst du ganz locker einen Fehler machen. Die Räder blockieren und es gibt keine Downforce mehr am Auto. Dann ist es schwierig, die Räder wieder ans Laufen zu bekommen."

4. - Was war bei Nick Heidfeld los?

Viele Fragezeichen rund um Nick Heidfeld im Vorfeld des Rennens. Nachdem er den vorangegangenen ePrix in Uruguay infolge seiner Handverletzung auslassen musste, war auch der Start in Buenos Aires alles andere als sicher. Der Shakedown am Freitag sollte entscheiden, ob sich Heidfeld fit genug für den Samstag fühlte. Nach der 30-minütigen Session gab er schließlich grünes Licht.

Nick Heidfeld konnte am Rennen teilnehmen, Foto: Formel E
Nick Heidfeld konnte am Rennen teilnehmen, Foto: Formel E

Eine gute Entscheidung: Im Rennen sicherte sich der Mahindra-Pilot von Startplatz 13 mit Platz 7 weitere Punkte. "Es war keine einfache Entscheidung, aber die Hand ist okay", sagte Heidfeld anschließend zu Motorsport-Magazin.com. "Im Rennen habe ich gemerkt, dass die Kraft in den schnellen Kurven ein bisschen gefehlt hat. Am Sonntag wird die Hand geschwollen sein, aber ich hatte keine Schmerzen und habe mit Sicherheit nichts kaputt gemacht."

Heidfeld hatte auf ungewöhnliche Art und Weise getestet, ob er der Belastung standhalten würde. In der Woche vor Buenos Aires drehte er einige Runden in einem alten GP2-Auto in Valencia. Dabei ging er nicht ans Limit, sah aber, dass es für Argentinien reichen könnte. Hätte Heidfeld seinen Start absagen müssen, wäre Adam Carroll eingesprungen. Der Brite, 2007 in der DTM für Audi unterwegs, war mit nach Buenos Aires gereist, musste am Ende aber zuschauen.

5. - Warum der Trubel um Vergne?

Aufruhr im Fahrerlager am Samstagmorgen! Jean-Eric Vergne verpasste das 1. Training und stieg auch in der 2. Session nicht ins Auto. Der Grund: Am Vorabend hatte sich der Franzose eine Lebensmittelvergiftung eingehandelt. Sein Start stand in der Tat stark auf der Kippe. Gerüchte machten die Runde, dass WTCC-Champion und Lokalmatador Jose Maria Lopez einspringen könnte. Allerdings erhielt Vergne spät die Freigabe durch den FIA-Arzt, was einen Start von Lopez per Reglement untersagte.

Komplett ohne Trainingserfahrung landete Vergne im Qualifying auf Platz 15. Im Rennen verpasste er als 11. sogar nur knapp die Punkte. Später völlige Enttäuschung beim früheren Formel-1-Piloten. "Mehr als 50 Leute im Fahrerlager hatten sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen", sagte Vergne zu Motorsport-Magazin.com. "Ich war einer davon und es hat mich ziemlich hart getroffen. Vielleicht, weil ich so dünn bin... Hätte ich mehr Runden im Training fahren können, hätte ich ein besseres Qualifying absolviert und ganz sicher auch ein besseres Rennen."

6. - Wieso die Hektik bei Senna?

Eine der kuriosesten Geschichten des Rennens, die kaum jemand mitbekam! Bruno Senna hatte eines seiner Autos im Qualifying bei einem Mauerkontakt ziemlich zerstört. Der entstandene Schaden erschien innerhalb der kurzen Zeitspanne bis zum Rennen irreparabel, es hätte also effektiv eines der beiden Autos gefehlt. Senna zu Motorsport-Magazin.com: "Vor dem Rennen war ich ziemlich sicher, dass wir die zweite Rennhälfte verpassen würden."

Doch der Mahindra-Truppe gelang es tatsächlich, das Auto wieder aufzubauen - noch während Sennas Inlap während des Rennens wurde an der Kiste geschraubt! "Dem Team gebührt der größte Preis und einige Biere", strahlte Senna, der mit Platz zehn noch einen Punkt holte. "Batterie- und Motorgehäuse waren kaputt, dazu Teile der Aufhängung. Die Jungs mussten das Auto in Rekordzeit reparieren und auch noch die Batterie wechseln!"

7. - Weshalb fiel Da Costa aus?

Ganz bitteres Rennen für Antonio Felix Da Costa. Der Vorjahressieger zeigte im Qualifying eine Top-Leistung und erzielte mit Startplatz drei sein bislang bestes Qualifying-Ergebnis. Im Rennen lag der DTM-Pilot lange Zeit auf Podestkurs - bis sein Auto in Runde 18 auf der Strecke stehen blieb. Die Software versagte schlicht. Rennen beendet - null Punkte für den Portugiesen.

Felix Da Costa nach dem ärgerlichen Ausfall: "Ich hatte ein sehr starkes Rennen, fuhr auf Platz zwei und hatte die Spitze im Auge. Bei noch einer halben Runde bis zum Boxenstopp legte ein Software-Problem das Auto lahm. Leider war das schon das zweite Mal, dass wir in der Position waren, aufs Podium zu fahren, es dann aber nicht geschafft haben."