Der F-Kanal stellt seit Anfang der Saison die Teams - mit Ausnahme von McLaren, die das System erfunden haben - vor eine Herausforderung. Während McLaren das System gleichzeitig mit dem Boliden entwickelt hat, muss die Konkurrenz den F-Kanal rund um das bestehende Chassis bauen. "Fast jedes Team hat jetzt einen eigenen F-Kanal, aber der einzige, der richtig funktioniert, ist meiner Meinung nach der von McLaren. Die anderen experimentieren und haben noch Kompromisslösungen, um überhaupt etwas hinzubekommen", resümierte Christian Danner nach dem Freien Training in Istanbul.

"Man kann schnell Teile entwickeln, aber wenn sie nicht das bringen, was man von ihnen erwartet, dann war es ein Fehlschlag", erklärte Red Bull-Teamchef Christian Horner. Deshalb ließ man sich bei Red Bull Zeit, wodurch man mit umso größerer Spannung auf die Red Bull-Version des F-Kanals wartete. Nach dem Freien Training stellte das Team durchaus einen kleinen Erfolg fest, ganz zufrieden war man aber nicht. "Es funktioniert nicht zu 100 Prozent, also schauen wir einmal", erklärte Sebastian Vettel. Zwar funktioniere das System an sich und auch das Umschalten funktioniere, doch der gewünschte Effekt sei noch schwierig einzuschätzen.

"Also dass der Strom abreißt, wie er abreißt und wie sehr, da sind wir noch etwas am Grübeln, das hat noch nicht ganz hingehauen", meinte Vettel. Ähnlich sah es F1-Experte Marc Surer. Für ihn ist der F-Kanal von Red Bull noch lange nicht so gut wie der von McLaren. "Bei den Topspeeds fehlen ihnen 5 bis 6 km/h. Das wirkt sich bei der Zeit aus", erklärte Surer. Bei Force India setzte man mit einem beweglichen Heckflügel auf eine clevere Lösung. Während Vitantonio Liuzzi bereits eine Verbesserung seit dem vergangenen Wochenende am VJM03 erkennen konnte, war Adrian Sutil noch nicht ganz überzeugt.

Hamilton und Button bedienen den F-Kanal mit dem Knie, Foto: Sutton
Hamilton und Button bedienen den F-Kanal mit dem Knie, Foto: Sutton

Der F-Kanal sei seiner Meinung nach nicht hundertprozentig nutzbar gewesen, vor allem müsse man noch die notwendigen Vergleiche zwischen altem und neuem Flügel sowie altem und neuem System anstellen. "Jetzt muss man genau schauen: Haben sich die Kurvengeschwindigkeiten verändert? Wie viel hat sich der Top Speed verändert? Dann macht man die Kalkulation, was es in der Rundenzeit bringt. Das ist der typische erste Tag. Wir sind sicher, dass es was bringt, es muss aber auch konstant sein", sagte Sutil. Nach dem Stand von Freitagabend sah der Plan von Force India jedenfalls vor, den F-Kanal auch im Rennen einzusetzen.

Während Button und Hamilton ihr System mit dem Knie bedienen, nutzen die Force India-Piloten ihre Hand. Für Sutil ist das auch die einfachste Variante, wenn auch nicht unbedingt praktisch. "Es ist ungewohnt, dass man die Hände auf der Geraden vom Lenkrad nehmen muss, weil man auf dem Lenkrad auch noch etwas verstellen muss. Aber so ist es nun einmal. Wenn es etwas bringt, ist es gut. Es ist aber nicht so einfach, dass man das schnell draufmacht und das Positive draus mitnimmt. Das dauert ein wenig", meinte der Deutsche.

Bei Ferrari hoffte man in Istanbul mit Hilfe eines weiterentwickelten F-Kanals näher an Red Bull heranzukommen. "Wir haben den erwünschten Top Speed. Wir haben im Vergleich zu Barcelona eine kleine Modifikation vorgenommen, was die Handhabung für den Fahrer betrifft", erklärte Felipe Massa. Laut Fernando Alonso funktioniert der F-Kanal besser als in Barcelona. "Bei den nächsten Rennen werden wir ihn noch weiter entwickeln", verriet der Spanier. Auch bei Mercedes GP hatte man Modifizierungen vorgenommen. Ein Urteil fiel Michael Schumacher allerdings schwer.

"Es ist schwierig das zu beurteilen, da wir hier nicht in der Lage sind, einen vernünftigen Vergleichstest zu fahren", betonte der Deutsche. Stattdessen müsse man auf die Windkanalwerte vertrauen. "Wir können aber nicht sagen, ob es ein Zehntel bringt. Die Daten sagen natürlich einen Vorteil voraus, aber sie sind nicht so präzise. Da tue ich mir selbst mit meinem Popometer etwas schwer, eine klare Aussage zu treffen", erklärte Schumacher.