Vier Autos mit Mercedes-Motor im 1. Training vorne, zwei Freitagsbestzeiten von McLaren, Ferrari im Mittelmaß und Red Bull mit einem gewissen Respektsabstand. Hat sich das Kräfteverhältnis der Formel 1 binnen zwei Wochen seit Monaco auf den Kopf gestellt? Wohl eher nicht. Denn das ist das gewohnte Freitagsbild in dieser Saison. "Am Freitag fahren die McLaren immer so schnell, das war schon in der Vergangenheit so", betont Christian Danner.

Auch Fernando Alonso macht in den Zeitenlisten des Freitags keine Sensation aus. "Wir haben an den ersten sechs Rennwochenenden gesehen, dass McLaren normalerweise am Freitag sehr schnell ist", erinnert der Spanier. Am Samstag habe dann immer Red Bull das Qualifying dominiert. "Am Samstag sind sie wieder Favorit." Seinen Kampf sieht Alonso gegen McLaren. "Wir sind wohl etwas näher dran an Red Bull als in Barcelona, aber immer noch dahinter."

Red Bull als Favorit

Fernando Alonso erwartet einen Kampf gegen McLaren, Foto: Sutton
Fernando Alonso erwartet einen Kampf gegen McLaren, Foto: Sutton

Bei McLaren erwartet Lewis Hamilton eine Steigerung von Sebastian Vettel und Mark Webber. "Ich habe keinen Zweifel, dass sie morgen etwas aus dem Ärmel zaubern, wie sie es immer tun", sagt der Brite. "Ich denke, Red Bull wird morgen schnell sein und Ferrari ebenfalls. Wir werden aber gegen sie kämpfen können." Auch Jenson Button ist davon überzeugt, dass Red Bull noch nicht alles gezeigt hat. "Sie sind bestimmt schneller als sie im Freien Training waren", glaubt Button, der auch Mercedes und Renault auf der Rechnung hat.

"Das Qualifying wird sicherlich nicht langweilig, es sollte einige gute Zweikämpfe geben", prophezeit Button. Red Bull sei aber wieder das Auto, das es zu schlagen gilt. Button betont: "Man kann nicht in ein paar Wochen eine Sekunde aufholen." Diese Einschätzung teilt der Großteil des Fahrerlagers. Danner ist sich sicher: "Die Autos, die es zu schlagen gilt, sind und bleiben die Red Bull." Der Ex-Rennfahrer und TV-Experte sieht sie sogar ähnlich überlegen wie in Barcelona.

Die Konkurrenz rätselt, wie sie Vettel & Co einholen kann, Foto: Sutton
Die Konkurrenz rätselt, wie sie Vettel & Co einholen kann, Foto: Sutton

Marc Surer sieht das anders. "Ich glaube, dass Red Bull nicht wegziehen kann. Wir werden kein zweites Barcelona erleben", sagt der Schweizer. Für ihn ist die Spitze ausgeglichen. Den Grund sieht er in der langen Geraden, die dem McLaren wegen seines ausgeklügelten F-Kanals entgegenkommt. Der Red Bull ist hingegen noch immer in Kurven überlegen.

Keine Motorprobleme

"Die Kurvengeschwindigkeiten sind bei den Autos einfach extrem hoch", bestätigt Adrian Sutil. Die Red Bull seien auf der Geraden nicht die Schnellsten, obwohl auch sie jetzt einen F-Kanal haben, aber sie hätten so viel Abtrieb, vor allem auf mittleren und hohen Abtriebs-Strecken, dass die Autos unglaublich schnell seien. "Da sind sie uneinholbar und das Maß der Dinge."

Also kann die Konkurrenz nur auf einen weiteren Motorschaden wie bei Mark Webber im 2. Training hoffen? Christian Horner würde nicht darauf setzen. "Marks Motor war am Ende angekommen", bestätigte der Teamchef. Der Schaden sei 50 Kilometer vor der angepeilten Zielmarke eingetreten. Aber auch so habe das Aggregat über 2.000 Kilometer auf dem Tacho gehabt. Wenn die Konkurrenz Red Bull schlagen will, muss sie es wohl auf der Strecke tun - oder wieder darauf hoffen, dass sie sich selbst ein Bein stellen.