Wie viel Entwicklungsarbeit konnte bislang gemacht werden? Ich habe gehört, es gibt jetzt eine eigene CFD-Abteilung...
Colin Kolles: Ja, in England.

Ist die dann hauptsächlich englisch und deutsch besetzt oder ganz englisch besetzt?
Colin Kolles: Die ist mit Leuten besetzt, die Fachwissen haben.

Neu aus Formel-1-Personal zusammengestellt?
Colin Kolles: Ja natürlich ist das Formel-1-Personal. Es gibt ja spezialisierte Firmen, die Zulieferer von Know-how sind und mit diesen Leuten arbeiten wir, um das Auto zu verbessern.

Dadurch kommen jetzt die ersten Aerodynamik-Updates?
Colin Kolles: Ja sicher.

Wann kann man damit rechnen, dass da die ersten Ergebnisse kommen?
Colin Kolles: Ich weiß nicht wann. Wir planen, dass wir zwei Updates am Auto haben. Wir konzentrieren uns auf gewisse Bereiche am Auto - das sind der Frontflügel und der Diffusor. Wir versuchen, dort Verbesserungen zu bringen.

Lässt es sich ungefähr sagen? Kanada?
Colin Kolles: So schnell es geht. Es müssen ja auch Ergebnisse kommen. Es müssen dadurch ja auch Verbesserungen da sein.

Arbeitet ihr da mit einem gemieteten Windkanal?
Colin Kolles: Ja.

Es steckt noch viel Zeit im Auto, Foto: Sutton
Es steckt noch viel Zeit im Auto, Foto: Sutton

Was hat man in den drei Wochen, die eigentlich nur eineinhalb waren, machen können?
Colin Kolles: Wir haben versucht, das Auto im mechanischen zu verbessern.

Dazu war das Auto auch noch einmal bei Dallara?
Colin Kolles: Ja, es war bei Dallara, um gewisse Tests zu machen und Setup-Arbeit zu machen und so weiter. Parallel haben wir an der Hydraulik gearbeitet, an der Kupplung gearbeitet, an den Bremszuführungen gearbeitet, also an verschiedensten Dingen, um das Auto auf einen besseren Stand zu bekommen.

Sie haben gesagt, irgendwann müssen wir uns dann auf das nächste Jahr konzentrieren, denn dann wollen wir ein eigenes Auto bauen. Heißt das, ab August, September?
Colin Kolles: Irgendwann müssen wir einen Schlussstrich ziehen, aber im Moment wissen wir noch nicht einmal, welche Reifen es gibt. Deswegen ist es ein bisschen schwierig. Manche haben schon angefangen, aber wir können uns nicht zu viele Schüsse leisten. Deswegen konzentrieren wir uns darauf, was wir an diesem Auto machen können und dann werden wir eine Entscheidung treffen - irgendwann im August -, dass man dann nur mit dem neuen Auto weitermacht.

Wie viel ist über die Aerodynamik noch zu kriegen?
Colin Kolles: Fünf Sekunden, sieben Sekunden, das ist alles Aerodynamik. Auch in der Mechanik steckt was.

Wie viel kann man mit den entsprechenden Leuten in drei Monaten schaffen?
Colin Kolles: Das ist schwer zu sagen.

Umgekehrt, mit welchem Level wären Sie zufrieden?
Colin Kolles: Wir wollen nach wie vor das beste neue Team sein. Ich glaube, dass unser Auftritt hier für die Kürze der Zeit nicht so schlecht ist. Ich glaube, dass wir gut dastehen. Die Box, die Mechaniker, die Strukturen, die Hospitality, das schaut ja alles ordentlich aus.

Warum redet der Geoff Willis dann immer so negativ?
Colin Kolles: Über was denn?

Geoff Willis wurde anscheinend nur falsch zitiert, Foto: Sutton
Geoff Willis wurde anscheinend nur falsch zitiert, Foto: Sutton

Über die Mechaniker, über die Leute, die so unerfahren sind...
Colin Kolles: Ich glaube, dass er da falsch zitiert wurde. Es gibt auch ganz andere Kommentare von Geoff, dazu kann ich nichts sagen.

Tut sich auf Sponsorenseite etwas? Bekommt man da Rückmeldungen auf die eigene Arbeit?
Colin Kolles: Wir arbeiten fast Tag und Nacht daran, Geld zu bekommen. Das ist immer so. Wir machen jeden Tag oder jede Woche irgendeinen Deal. Egal ob das ein kleiner oder ein großer Deal ist, wir sind ein neues Team. Es gibt ja auch Barter-Deals, wo also kein Geld fließt, sondern wo man Warenwerte bekommt. Das passiert laufend.

Kann man ein für allemal den Zweifel ausräumen, dass die Saison noch nicht gesichert sein soll?
Colin Kolles: Ich gehe nicht davon aus, dass die Saison nicht gesichert ist. Ich weiß nicht, wer das behauptet.

Offenbar Leute in allen möglichen Medien...
Colin Kolles: Das ist mir nicht bewusst.

Auch da läuft die Planung also schon für nächste Saison?
Colin Kolles: Natürlich.

Auch mit der gebotenen Sicherheit?
Colin Kolles: Ich bin dafür verantwortlich, dass ich hier Strukturen hereinbringe und das Team verbessere. Das passiert im Moment. Ich bin von Investoren, Eigentümern und Sponsoren abhängig. Wir arbeiten daran, dass wir das so hundertprozentig machen können, wie man es machen kann.

Ist das die bisher schwierigste Aufgabe in ihrer Formel-1-Teamgeschichte?
Colin Kolles: Ich würde sagen, manche Sachen wiederholen sich.

Parallelen gibt es vor allem zu wo?
Colin Kolles: Da gibt es viele Parallelen, vor allem zu den Teams, wo ich war. Ob das Jordan, Midland, Spyker oder Force India war, da gibt es Parallelen. Es ist nicht alles 1:1 übertragbar, aber es gibt immer wieder Sachen, die gleich sind.

Ein Schwungrad-KERS fände Colin Kolles noch am richtigsten, Foto: adrivo Sportpresse
Ein Schwungrad-KERS fände Colin Kolles noch am richtigsten, Foto: adrivo Sportpresse

Inwieweit schießen für sie gewisse Dinge quer, beispielsweise, dass nun wieder diese KERS-Idee herumschwirrt?
Colin Kolles: Die Leute sollen endlich einmal vernünftig werden und kapieren, dass KERS Unsinn ist. Das sage ich schon seit Jahren. Das haben die alle verstanden, die sollen machen, was sie wollen. Ich kann es nicht deutlicher sagen. Ich glaube, es gibt wichtigere Sachen als KERS. Wenn man KERS als Umweltschutzprogramm deklariert, was es nicht ist, dann tut es mir leid.

Sie meinen also, wenn es freigegeben wird, sollen die damit fahren, die es wollen, aber es sollte nicht Pflicht werden?
Colin Kolles: Es kann nicht Pflicht sein aus meiner Sicht. Wir können als Team nicht gezwungen werden, KERS einzusetzen. Und ich denke, wenn wir es nicht einsetzen, sind wir umweltfreundlicher.

Weil man beispielsweise nicht so viel Batterie-Schrott produziert?
Colin Kolles: Wenn es ein batteriebetriebenes KERS ist.

Ist es ihrer Meinung nach entschieden, dass es zumindest nicht Pflicht wird?
Colin Kolles: Die Richtung geht dahin, dass kein KERS eingesetzt wird und wenn ein Team KERS einsetzen möchte, können sie es einsetzen. Wir werden aber definitiv nicht zustimmen, dass es diesbezüglich irgendwelche Reglement-Änderungen gibt. Das werden wir nicht machen. Es sind einige und etliche Teams aufgrund von KERS aus der Formel 1 ausgestiegen. Das war einer der größten Geldverbrennungsapparate. Dass die Formel 1 umweltfreundlich sein muss und grüner werden muss, da bin ich absolut einverstanden. Das muss auch passieren. Das muss aber mit den richtigen Mitteln und den richtigen Ideen passieren.

Was wäre dann Ihr Vorschlag?
Colin Kolles: Sie können einen Formel-1-Motor auch mit Wasserstoff betreiben, ohne viel Investition und ohne viele Änderungen. Da fahren Sie absolut CO2 frei.

Also lieber in die Richtung, bevor man ein neues Weltmotor-Reglement macht, womit man nur wieder im alten Verbrennungs-Sektor wäre?
Colin Kolles: Ich bin auch für den Weltmotor. Mir geht es ja nicht darum, dass KERS 2013 unter umweltfreundlichen Bedingungen eingeführt wird, wo es auch was nutzt. Das ist ja nicht das Problem. Das Problem ist, diese Technologie nächstes Jahr und übernächstes Jahr einzusetzen. 2013 gibt es ein neues Reglement, der Weltmotor ist aus meiner Sicht die richtige Richtung und da kann man ein KERS einbauen, das auch umweltfreundlich ist. Da hat niemand etwas dagegen. Nur dass man wieder Schnellschüsse macht, wie man das vor zwei oder drei Jahren gemacht hat, wo man zusammen hunderte Millionen verbrannt hat... da habe ich vorgeschlagen, man soll lieber das Geld nehmen und dafür Bäume einpflanzen. Das hätte der Umwelt mehr genutzt.

Dann aber ein KERS für 2013, das auf Schwungrad-Basis funktioniert?
Colin Kolles: Ja, es muss aber auch für alle Teams bezahlbar sein. Man kann daran arbeiten und man kann Lösungen finden. Die Formel 1 muss definitiv grün gehen, die ganze Welt muss grün gehen. Wir müssen alle etwas für die Umwelt tun, das lässt sich nicht vom Tisch wischen. Es muss nur vernünftig passieren.

Da denken die Leute hier immer noch zu kurz?
Colin Kolles: Das haben Sie gesagt.