Der amtierende Weltmeister hat sein erstes Rennen für sein neues Team gewonnen. Jenson Button gewann den Großen Preis von Australien in Melbourne. Geholfen haben ihm dabei eine mutige Entscheidung für einen frühen Wechsel von Intermediates auf Trockenreifen und ganz besonders ein Ausfall des überlegen in Führung liegenden Sebastian Vettel. Für Button ist es der erste Sieg seit dem Türkei GP im Juni 2009.

Dabei begann das Rennen für den Briten mit einer Schrecksekunde: Button versuchte in der ersten Kurve innen an Fernando Alonso vorbeizugehen, dabei berührten sich der McLaren und der Ferrari, Alonso drehte sich, beschädigte dabei den Frontflügel von Michael Schumacher, und fiel zurück. Button blieb von diesem Schicksal verschont und konnte an der Spitze weiterfahren.

Sebastian Vettel führte das Rennen überlegen an., Foto: Sutton
Sebastian Vettel führte das Rennen überlegen an., Foto: Sutton

Trotzdem fiel er bald zurück: Button entschied sich als erster Fahrer von Intermediates auf Slicks zu wechseln. Zunächst schien sich das Risiko nicht auszuzahlen, da Button direkt bei der Boxenausfahrt ins Kiesbett rodelte. Nachdem seine Zeiten besser wurden, zogen alle Fahrer nach und Button wurde an die Spitze gespült, wo er mit einem Respektsabstand hinter Vettel herfuhr. Dessen Ausfall präsentierte Button den Sieg auf dem silbernen Servierteller.

Wir Fahrer haben so etwas im Gefühl", sagte Button zum entscheidenden Reifenwechsel. "In der Boxengasse war es noch feucht, da dachte ich, ich hätte einen Fehler begangenen, aber dann kam der Speed und ich wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist." Der erste Sieg für McLaren bescherte ihm ein irrsinnig gutes Gefühl. "Ich nehme unglaublich viel mit. Selbstbewusstsein und Sicherheit fürs nächste Rennen."

Vettel: Wie der sichere Sieger...

Für Sebastian Vettel wiederholte sich in Australien das Pech vom Auftaktrennen in Bahrain. Wieder startete er von der Pole Position, wieder fuhr er ein überlegenes Rennen und wieder kostete ihn ein technisches Problem an seinem Red Bull einen sicher geglaubten Sieg. Diesmal gab es nur keine Schadensbegrenzung: Vettel landete im Kiesbett und schied aus.

Das Rennen war nicht nur am Start turbulent., Foto: Sutton
Das Rennen war nicht nur am Start turbulent., Foto: Sutton

"Das hat sich zwei Runden vorher angekündigt und wir wollten an die Box, um zu schauen", erklärte Vettel. "Aber ich kam nicht so weit. Ich hatte einen Funkenschlag links und habe Vibrationen am Lenkrad gespürt. Ich habe Kurve 13 vorsichtig angebremst und dann ist wohl die vordere, linke Bremsscheibe explodiert." Das Team korrigierte diese Diagnose nach Rennende: Eine Radmutter vorne links hatte sich gelöst.

Für den Deutschen war das natürlich sehr ärgerlich. "Aber da kann man nichts dran ändern. Nach Bahrain wieder so einen Mist zu haben, da kann man nicht stolz drauf sein."

Hamilton mit Aufholjagd

In einem abwechslungsreichen und spannenden Rennen voller Überholmanöver, wie es viele nach dem langweiligen Auftakt in Bahrain nicht erwartet hätten, sicherte sich Renault-Pilot Robert Kubica den 2. Platz vor Felipe Massa und Fernando Alonso. Direkt dahinter fuhr Nico Rosberg auf Platz 5.

Lewis Hamilton preschte von Startplatz 11 bis auf Rang 6 nach vorne. Zwischenzeitlich hatte er sogar Siegchancen. Aber ein weiterer Reifenwechsel in der Schlussphase, den sich der Reifen schonende Button sparte und den Hamilton im Boxenfunk als "schreckliche Idee" bezeichnete, und ein Fehler auf der Aufholjagd verhinderten, dass Hamilton noch einmal nach seinem Teamkollegen greifen konnte. Bei seinem Schlussangriff auf Alonso wurde Hamilton von Mark Webber torpediert, der sich deshalb kurz vor Rennende einen neuen Frontflügel abholen musste.

Der Dreher von Alonso beschädigte Schumachers Flügel., Foto: Sutton
Der Dreher von Alonso beschädigte Schumachers Flügel., Foto: Sutton

"Die Pace war da, ich hätte Kubica packen können", sagte Hamilton. "Wir hätten einen Doppelsieg holen können." Hinter Hamilton landete Tonio Liuzzi auf Platz 7. Webber rettete sich hinter Rubens Barrichello als Neunter ins Ziel. Das Rennen des Australiers begann mit einem schwachen Start und vielen verlorenen Plätzen. Danach ging es für ihn vor und zurück - er steckte in mehreren Zweikämpfen und Dreikämpfen mit Massa, Alonso und Hamilton. Den Schlusspunkt setzte sein Auffahrunfall mit Hamilton.

Chaos am Start

Bereits vor dem Start standen die Vorzeichen auf Spannung: Regen. Alle Fahrer begannen das Rennen mit Intermediates, aber nicht alle überstanden die erste Runde. Auslöser waren ein schwacher Start von Fernando Alonso und ein Abflug von Kamui Kobayashi.

Alonso fiel am Start zurück, berührte sich in der ersten Kurve mit Jenson Button und drehte sich in den Mercedes von Michael Schumacher. Während Button weiterfahren konnte, fielen Button und Schumacher zurück. Der Deutsche musste sich einen neuen Frontflügel an der Box abholen und danach von hinten durchs Feld pflügen. Wirklich erfolgreich verlief dieser Versuch nicht. Schumachers Boxenstopps dauerten zu lange und er hing lange im Mittelfeld fest. Als Zehnter sicherte er sich in letzter Sekunde noch einen WM-Punkt. "Das Problem in der ersten Runde war nicht seine Schuld", sagte Ross Brawn. "Er hat das Beste daraus gemacht."

Mercedes GP hätte besser abschneiden können., Foto: Sutton
Mercedes GP hätte besser abschneiden können., Foto: Sutton

"Es war eigentlich gut", sagte Schumacher. "Ich hatte einen guten Start und dann kam das Kopfzeichen von hinten. Dadurch war mein Rennen vorgezeichnet." Jetzt hofft er, in Malaysia am nächsten Wochenende mehr Punkte mitzunehmen.

Mehr Karbonschritt produzierten Kobayashi, Nico Hülkenberg und Sebastien Buemi. Der Japaner flog mit einem losgelösten Frontflügel in die Kurve und krachte in den Williams und den Toro Rosso. Alle drei schieden aus. "Ich habe in der Kurve auf einmal einen Schlag erhalten und Kamui flog über mich drüber", sagte Hülkenberg. "Er hat mir nur gesagt, dass er auf mich aufgefahren ist."

Erst gar nicht am Rennen teilnehmen konnte Jarno Trulli, dessen Lotus mit einem Problem an einer Hydraulikpumpe aus der Startaufstellung zurück in die Box geschoben wurde. Auch Bruno Senna (Hydraulikproblem), Lucas di Grassi, Timo Glock und Adrian Sutil fielen mit Problemen aus. Der Mercedes-Motor im Force India von Sutil lief vor dem Ausfall nur noch auf vier Zylindern. Vitaly Petrov rutschte mit seinem Renault ins Kiesbett und begrub dort seine Hoffnungen auf die erste F1-Zielankunft.