Als Sebastian Vettel das erste Mal auf Michael Schumacher traf, war er gerade einmal acht Jahre alt. "Es war mein erstes Jahr im Kartsport. Michael war der große Star, gerade zum zweiten Mal als Weltmeister gekürt. Es gab damals den NRW-Cup, dessen Schirmherr der Michael war", erinnert sich Vettel. Schon damals war Schumacher der große Held des Red Bull-Piloten. "Ich wollte unbedingt ein Autogramm von ihm. Eigentlich mehrere für meine Kumpels gleich mit. Eines habe ich immer noch zuhause", verriet der 22-Jährige.

2010 fährt Vettel neben Schumacher in der Formel 1. "Das ist für alle von uns etwas besonderes. Seit der Ära Alonso haben immer häufiger die jungen Fahrer das Heft in die Hand genommen. Robert Kubica, Lewis Hamilton, Nico Rosberg, wir alle kennen uns schon von der Kartbahn. Und als wir damals die Formel 1 verfolgt haben, war der Michael unser Held, unser Vorbild. Dass wir jetzt gegen ihn fahren, ist noch schwer einzuordnen", erklärte Vettel gegenüber auto, motor und sport. Doch sobald der Deutsche seinen Rennhelm aufsetzt, ist es ihm egal, wer neben ihm fährt.

Jeden schlagen, unabhängig vom Namen

"Die Chance, so einen wie den Michael zu schlagen, ist schon verlockend. Aber wenn der Helm mal auf ist, dann ist es egal, wer da links und rechts daneben steht, ob das Auto silber oder rot ist. Da denkst du nicht über Namen nach. Du willst jeden schlagen, egal wie er heißt", betonte der Red Bull-Pilot. Für Schumacher Platz zu machen, kommt für Vettel überhaupt nicht in Frage. "Als ich 2006 ein paar Freitagstrainings fuhr, sind alle weggefahren, wenn der Michael von hinten kam. Er selbst hat aber nicht Platz gemacht, wenn du durch die Umstände mal schneller warst als er", weiß der 22-Jährige. "Aber auf der Rennstrecke gibt es nichts zu verschenken. Da steht keiner unter Artenschutz."

Noch kann Vettel Schumacher nur schwer einschätzen. Allerdings gibt der Deutsche zu, dass es eine Bankrotterklärung wäre, wenn ein 41-Jährige den jungen Piloten um die Ohren fahren würde. "Das wäre in jeder anderen Sportart auch so. Wenn der Held der Vergangenheit alle wegputzt, die kurz vorher noch an der Spitze gefahren sind, wäre das kein Vergnügen. Der Michael ist unumstritten ein guter Rennfahrer. Er ist auch kein Spinner. Er kann die Situation seriös abschätzen. Man kann also davon ausgehen, dass er erstens fit genug ist, zweitens sich noch zutraut, ganz vorne mitzufahren. Ob es sich bewahrheitet darin liegt im Moment die Spannung", sagte Vettel.