Saisonprognose BMW Sauber bleibt nach den bisherigen Erfolgen nichts anderes übrig als der Angriff auf die Spitze. Aber in diesen Höhen wird es immer schwieriger, die Pläne zu erfüllen. (Auszug aus der Saisonvorschau 2009 - Motorsport-Magazin 3/09, März 2009)

Die Bilanz - Team Sie waren die typisch Deutschen Planerfüller, ja sogar Übererfüller: Die ersten Punkte, das erste Podium, der erste Sieg, der erste Doppelsieg - alles wurde vorzeitig errungen. 2009 war es das Ziel von Mario Theissen, auf die Topteams der Saison 2008 aufzuschließen, sprich: Ferrari und McLaren. Die Chancen dafür standen nahezu perfekt, man hätte sie sogar weit überflügeln können, denn beide verpatzten den Saisonstart komplett, bauten ein nicht wettbewerbsfähiges Auto. Nur: Der BMW Sauber F1.09 war noch schlechter.

Für BMW Sauber gab es 2009 nur wenige Lichtblicke., Foto: Sutton
Für BMW Sauber gab es 2009 nur wenige Lichtblicke., Foto: Sutton

Man könne die eigene Leistungsfähigkeit planen, nicht aber die Resultate, mahnte Theissen vor Saisonbeginn. Irgendwie ging beides in die Hose. Nach zehn Rennen hatte man zu Beginn der Sommerpause gerade einmal acht WM-Punkte auf dem Konto - genau so viele Punkte konnte BMW Sauber 2008 bereits nach dem ersten Rennen in Melbourne vorweisen. Christian Danner prognostizierte BMW Sauber schon vor Saisonbeginn eine schwierige Saison: "Bei BMW Sauber bin ich ein bisschen skeptisch", sagte Danner in seiner Saisonvorschau in der März-Ausgabe des Motorsport-Magazins. Ihm war bei den Weiß-Blauen zu viel auf KERS ausgerichtet.

Das floppte genauso wie die Ergebnisse. Zusammen mit der Wirtschaftskrise und dem gerne genutzten Begriff der "Nachhaltigkeit" ergab das ein klares Signal für den Vorstand: Raus aus der Formel 1! Ende Juli zog BMW den Stecker und kündigte den F1-Ausstieg für das Saisonende an. Das einzig Gute für die Münchner daran war, dass Michael Schumacher am Abend des gleichen Tages sein Comeback ankündigte - das ersparte viele Negativschlagzeilen und Prügel.

In der Schweiz gab es die trotzdem, immerhin stand die Zukunft des Hinwiler Standorts auf dem Spiel - und das noch ziemlich lange. Erst Ende November wurde der Verkauf des Teams an den ehemaligen Eigentümer und Gründer Peter Sauber abgewickelt - zuvor zerplatzte der von BMW und seinen Anwälten eingefädelte Qadbak-Deal wie so mancher Motor. Den ersten Zorn der Eidgenossen zog man sich nach dem Ausstieg zu - durch die fehlende Unterschrift unter das Concorde Agreement gingen dem Team ein sicherer Startplatz und einige Millionen verloren.

Bruchlandung: Robert Kubica machte in Melbourne unliebsame Bekanntschaft mit Sebastian Vettel., Foto: Sutton
Bruchlandung: Robert Kubica machte in Melbourne unliebsame Bekanntschaft mit Sebastian Vettel., Foto: Sutton

Gleichzeitig war die Angst vor der Bindung bis Ende 2012 wohl einer der Ausstiegsgründe. Dass dies durchaus berechtigt war, beweist die Lage von Toyota, die das Concorde Agreement unterzeichneten und trotzdem ausstiegen - jetzt wird darüber verhandelt, wie hoch die Strafe dafür ausfallen wird. Anfang Dezember gab es dann doch ein kleines Happy-End: Mit Peter Sauber am Steuer kehrt man zu alten Privatteamzeiten zurück und wurde als 13. Team für 2010 offiziell von der FIA bestätigt. Die alten Versäumnisse und der gescheiterte Qadbak-Verkauf werden dadurch aber nicht ausgeglichen.

Die Bilanz - Auto Bereits Mitte 2008 begann das Team mit dem Bau zweier Interimsautos, die im Winter wertvolle Daten über die neue Aerodynamik sammeln sollten. Bei den ersten Tests, teilweise unter Ausschluss der Konkurrenz, schien BMW Sauber gut vorbereitet zu sein, obwohl die Zuverlässigkeit manchmal noch streikte. Spätestens beim Saisonstart und in den ersten Rennen kam die Ernüchterung: Das Team enttäuschte auf ganzer Linie, der F1.09 war viel zu langsam, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen - die Fahrer waren schuld- und chancenlos.

Vielleicht wog der Austausch von Technikchef Willy Rampf doch zu stark. Er weilte lange - im wohl verdienten - Urlaub und war nur noch an der Strecke verantwortlich, in der Fabrik sollte ihn Walter Riedl ersetzen, ein Manager und Organisator, aber eben kein Techniker wie Rampf.

Die Saison 2009 verlief nicht nach Heidfelds Vorstellung., Foto: Sutton
Die Saison 2009 verlief nicht nach Heidfelds Vorstellung., Foto: Sutton

Das Team hoffte, eine ähnliche Aufholjagd zu starten wie vor Saisonbeginn 2008. Damals gelang es vom ersten Test bis zum ersten Rennen das Ruder herumzureißen - das blieb diesmal aus. Erst das Valencia- und Singapur-Update brachten BMW Sauber wieder in Schlagdistanz zur Spitze und besseren Ergebnissen. Dafür scheute man keine Kosten und Mühen. Entsprechend gab es von Valencia bis Abu Dhabi in der zweiten Saisonhälfte in jedem Rennen WM-Punkte für das Team. Dabei hätten es noch mehr sein können. Mit Strategiefehlern, Pannen bei den Boxenstopps und sonstigen Problemen verschenkte man wertvolle Zähler und Platzierungen. So rollte Nick Heidfeld in Brasilien etwa ohne Benzin aus...

Das Entwicklungsprogramm zog das Team trotz des angekündigten Ausstiegs voll durch. Nicht mehr weiterentwickelt wurde nach einigen Rennen das im Winter so hoch gepriesene KERS. Mit BMW verzichtete der größte KERS-Anhänger auf die Nutzung des Energierückgewinnungssystems. Die Fahrer klagten von Anfang an über KERS und hätten am liebsten schon viel früher darauf verzichtet. Am Ende siegte die Vernunft und das System wurde zu Grabe getragen - eine herbe Niederlage für Motorsportdirektor Mario Theissen und BMW. Aber immerhin: Man sah den Fehler ein und konzentrierte sich darauf, die bestmögliche Performance aus dem Paket herauszuholen, obwohl dies den Verzicht auf KERS bedeutete.

Jubel auf dem Podium: So sah man die BMW-Piloten 2009 selten., Foto: Sutton
Jubel auf dem Podium: So sah man die BMW-Piloten 2009 selten., Foto: Sutton

Die Bilanz - Fahrer Nick Heidfeld hat in der Saison 2009 nicht viel falsch gemacht. Seine leidigen Reifenaufwärmprobleme des Vorjahres gehörten der Vergangenheit an und diesmal war es sein Teamkollege Robert Kubica, der Probleme mit dem Auto zu haben schien. Trotzdem fehlten beiden Fahrern die Mittel, um bessere Ergebnisse einzufahren.

In Malaysia stand Heidfeld als Zweiter auf dem Podium, wobei das Abbruchrennen vom Regenchaos beherrscht wurde und nicht als repräsentativ angesehen werden darf. Seine beiden 5. Plätze in Belgien und Abu Dhabi waren hingegen starke Leistungen und der Beweis, dass BMW Sauber gegen Saisonende zulegte - und Heidfeld mit dem richtigen Material die notwendigen Ergebnisse abliefern konnte. Seine beiden einzigen Ausfälle rührten von einer Kollision mit Adrian Sutil, der ihn in Singapur abschoss, und einem Fehler des Teams, das ihn nicht betankte.

Im Team internen Duell gegen Kubica drehte er den Spies um und holte mit 19:17 Punkten exakt zwei Zähler mehr als der Pole, für den allein 8 Punkte davon aus Brasilien zu Buche stehen, Heidfeld erhielt für seinen 2. Platz in Malaysia nur die halbe Punktzahl. Der Pole hatte aber auch das Pech, alle drei technisch bedingten Ausfälle auf sich zu vereinen. Auch musste er nach einigen Motorschäden in den Trainings früh mit den Motoren haushalten, um nicht einen Zusatzmotor zu benutzen. Heidfeld war der einzige Fahrer im Feld, der einen neunten Motor brauchte - allerdings setzte das Team diesen aus taktischen Gründen ein, weil er bei diesem Rennen ohnehin aus der Box starten musste. Mit Heidfelds Ausfall in Singapur endete seine Serie von 34 Zielankünften und 42 Wertungen in Folge.

BMW Sauber

Saisonziel Weltmeister
Saisonergebnis 6. Platz (36 WM-Punkte)
Ziel erreicht? Nein.
Top oder Flop? Flop. Sportlich hat BMW Sauber 2009 auf ganzer Linie enttäuscht. Eigentlich wollte der Rennstall um den Titel mitkämpfen, doch dann hatte man mehr damit zu kämpfen nicht ins hintere Feld abzurutschen. Zwar schaffte man gegen Saisonende noch einen versöhnlichen Abschluss, aber der Schaden war nicht mehr zu kitten. BMW stieg Ende 2009 aus der Formel 1 aus. (Kerstin Hasenbichler)