Es ist ja kein Geheimnis - ich kenne Brasilien und die Brasilianer ganz gut, auch ihre Emotionalität, die manchmal schnell überbordet, ob aus Freude oder Ärger. Ein bisschen kann ich also durchaus verstehen, was in Felipe Massa vorgeht, warum er im Moment so "um sich schlägt". Denn die ganzen Aussagen über Fernando Alonso haben eigentlich mit Alonso gar nicht wirklich viel zu tun - sondern damit, angestauten Frust loszuwerden.

Massa ist in Wirklichkeit stinksauer auf Ferrari, weil die ihn in diesem Jahr nicht mehr fahren lassen wollen. Er selbst sagt immer wieder: "Ich fühle mich absolut fit dafür, wenn es nach mir ginge, dann säße ich schon wieder im Auto - und nicht nur bei einem Test wie Anfang der Woche." Offiziell bleibt er zwar bei der Linie: "Okay, ich muss den Ärzten folgen, die meinen, der Bruch über meinem Auge müsse noch ein bisschen stabiler verheilen", aber aus dem Massa-Umfeld, ob Vater Titonio oder Bruder Dudu, ist zu hören, dass das alles vorgeschoben ist. Felipe hat von den Ärzten alle Freigaben, um zu fahren - die medizinische "Erklärung" ist eine Ausrede, um die Ferrari-Linie zu decken.

Frust ausgelassen

Teamchef Stefano Domenicali sagte Massa schon mal: Lass es gut sein., Foto: Ferrari
Teamchef Stefano Domenicali sagte Massa schon mal: Lass es gut sein., Foto: Ferrari

Die lautet ja, nach der internen Argumentation von Ferrari-Teamchef Stefano Domanicali, dass es für ihn psychologisch nicht gut wäre, jetzt beim Comeback in einen - mangels Weiterentwicklung - nicht mehr wirklich konkurrenzfähigen Ferrari zu steigen und das eine eventuelle Niederlage gegen seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen ein gewisses Problem bedeuten könne... Und genau das mag Massa eben wohl nicht einsehen - auch wenn die Logik durchaus etwas für sich haben könnte und Domenicali wirklich davon überzeugt ist, mit seiner Entscheidung vor allem im Interesse von Massa selbst zu handeln.

Aber der Frust von Felipe entlädt sich jetzt eben in den wiederholten und eigentlich ziemlich sinnlosen Attacken gegen seinen zukünftigen Ferrari-Teamkollegen Fernando Alonso. Egal, ob man nun die eine oder die andere Version glaubt, was Alonso nun gewusst habe oder auch nicht - eines ist sicher: Clever ist das Gerede für Massa nicht. Vor allem, weil sein Chef, Domenicali, ihm intern schon einmal geflüstert hatte, er solle sich doch zu dem Thema lieber ein bisschen zurückhalten, weil das jetzt alles sowieso nichts mehr bringe und niemandem nutze. Doch das scheint auf absolut taube Ohren gestoßen zu sein.

Ferrari besser nicht verärgern

Dass das alles den Ferrari-Verantwortlichen nicht so gefällt, ist klar. Sie schoben ja sogar eine offizielle Erklärung nach, dass Massas Äußerungen zum Thema Singapur allein seiner persönlichen Einschätzung entspräche und nicht auf objektiven Fakten basiere und dass er die Feststellung der FIA, dass es keinerlei Beweise gegen Alonso gebe, respektiere. Peinlich für alle - und nicht gerade hilfreich für Massas an sich sehr gute Position im Ferrari-Team.

Präsident Luca di Montezemolo war zu Hause in Italien mehr als "not amused", und auch Domenicali, der Massa immer stützte, ist jetzt wirklich verärgert - auch wenn er versucht, das zumindest in der Öffentlichkeit höflich-freundlich unter der Decke zu halten. Der Vizeweltmeister 2008 muss aufpassen, dass ihm seine Emotionalität, die ihm früher manchmal schon auf der Strecke im Weg stand, jetzt nicht daneben zum Verhängnis wird...

So spielt er in dem kommenden Teamduell 2010 Fernando Alonso nämlich nur komplett in die Hände. Der Spanier zeigt sich nämlich diesmal als der deutlich Schlauere, stieg auf einen möglichen Streit gar nicht erst ein, tat das ganze als mögliches Missverständnis ab - und sammelte damit sicher Ferrari-intern gleich mal ein paar Pluspunkte... Also bitte, aufwachen, Felipe, statt nur dem Herz auch mal wieder den Kopf einschalten. Wegen zwei Rennen, die Du jetzt nicht fahren darfst, Deine Zukunft und vielleicht Deine Karriere zu riskieren, das ist es doch nicht wert...