Damit hatte niemand gerechnet: Giancarlo Fisichella fuhr im Qualifying zum Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps auf die Pole Position! Für den Italiener ist es die erste Pole seit Malaysia 2006, damals für Renault, und die vierte überhaupt. Sein Force India Team steht zum allerersten Mal so weit vorne.

"Ich habe keine Ahnung, wie es zur Pole kommen konnte - es ist unglaublich", freute sich Fisichella. "Ich hätte nicht mit der Pole gerechnet, vor allem, weil ich gestern schon von Platz 6 überrascht war und recht viel Untersteuern hatte. Ich bin überglücklich."

Neben Fisichella geht ein weiterer Italiener ins Rennen: Jarno Trulli schnappte sich im Toyota Startplatz 2. "Platz 2 ist auch für mich ein Rätsel", gestand Trulli. "Wir haben am Auto nichts anders gemacht als bei den letzten Rennen, sind aber auf einmal konkurrenzfähig. Das ist toll für das Team, aber wir wissen nicht, warum es manchmal läuft und manchmal nicht. Fürs Rennen bin ich aber optimistisch."

Starkes Ergebnis für deutsche Fahrer

Dahinter gehen Nick Heidfeld und Rubens Barrichello das Rennen aus Startreihe zwei an. Reihe 3 belegen Robert Kubica und Kimi Räikkönen. "Dieses Ergebnis ist ganz wichtig für unser Team", sagte Heidfeld. "Nachdem BMW sich aus der F1 zurückzieht, wollen wir uns mit einem guten Ergebnis verabschieden." Dieses Signal habe man nun ausgesendet. "Das ist unglaublich", stimmte Mario Theissen seinem Fahrer zu. Allerdings räumte der Motorsportdirektor auch ein: "Wir waren schon auf einer aggressiven Strategie unterwegs, planen also einen frühen ersten Stopp. Ich vermute aber, das ist bei den anderen ähnlich. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt."

Italienische erste Reihe: Jarno Trulli startet neben Fisichella von Platz 2., Foto: Sutton
Italienische erste Reihe: Jarno Trulli startet neben Fisichella von Platz 2., Foto: Sutton

Erst in Reihe vier finden sich Timo Glock und der beste Red Bull Pilot Sebastian Vettel wieder. Mark Webber und Nico Rosberg komplettieren die Top10, in denen vier der fünf Deutschen landeten. "Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Startaufstellung", sagte Christian Horner. "Fisi auf der Pole wohl unter Extrembedingungen. Glückwunsch. Unsere Fahrer hatten nicht die besten Runden. Strategisch haben wir aber eine gute Ausgangsposition." Red Bull habe mit beiden Reifen keine Probleme. "Wir sind in Sektor 1 um drei Zehntel langsamer, in Sektor zwei läuft es besser. Dennoch können wir ein gutes Rennen fahren."

Sebastian Vettel ist für das Rennen zuversichtlich. "Ich hatte schon gehofft, dass weiter vorne stehen würde. Aber es war schon im Q2 sehr eng. Im Q3 habe ich einen leichten Fehler gemacht, dann meine Runde abgebrochen, es lief heute eher suboptimal." Bei Pole-Mann Fisichella rechnet Vettel mit einer geringen Spritladung. "Aber er war im Q2 schon recht fix. Deswegen glaube ich, dass die Leute vorne nicht allzu leicht sind. Platz 8 ist etwas herb für mich, denn da steht man mittendrin."

Button von Platz 14

Große Enttäuschung beim WM-Spitzenreiter: Jenson Button scheiterte als Vierzehnter im Q2 und kam damit zum ersten Mal in dieser Saison nicht in die Top10 der Startaufstellung. "Ich fahre hier gerne und normalerweise auch gut, deswegen ist es frustrierend, so weit hinten zu sein. Auf den weichen Reifen hatte ich keinen Grip. Ich hatte Balanceprobleme damit und keinen Speed in den Kurven." Jetzt möchte er analysieren, was sein Teamkollege Barrichello anders gemacht hat. "Er fährt gut, ich aber auch. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Ich fühle mich einfach nicht wohl im Auto. Selbst als es im letzten Rennen schnell war, ging es mir nicht gut."

Ebenso prominente Opfer des Q2 waren Valencia-Sieger Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Heikki Kovalainen. Adrian Sutil scheiterte als Elfter haarscharf am Q3, das sein Teamkollege Giancarlo Fisichella mit der viertbesten Zeit im Q2 erreichte.

"Ich bin schon etwas enttäuscht, es wäre mehr drin gewesen", erklärte Sutil. "Ich habe die weichen Reifen leider nicht zum Arbeiten bekommen, mit den härteren bin ich besser zurechtgekommen." Das sei bei seinem Teamkollegen Fisichella anders gewesen. "Fürs Rennen ist aber alles drin. Das Auto funktioniert sehr gut und wir haben eine sehr gute Pace. So können wir vorne dabei sein. Es sieht gut aus für Punkte."

Die WM-Favoriten straucheln: Button steht nur auf 14., Foto: Sutton
Die WM-Favoriten straucheln: Button steht nur auf 14., Foto: Sutton

Immerhin konnte Sutil im Force India Kunden-Mercedes den Werks-Mercedes von Lewis Hamilton hinter sich lassen. "Ich bin nicht enttäuscht, das mussten wir in Spa erwarten", sagte der Brite. "Wir wussten, dass unsere Aerodynamik nicht so gut ist wie die der anderen. Uns war nur nicht klar, wie groß der Unterschied sein würden." Im Rennen setzt er auf KERS: "Das wird sicher ein Spaß."

"Lewis fehlten letztlich 0,075 Sekunden in die Top Ten, die alle innerhalb einer halben Sekunde klassiert sind", analysierte Norbert Haug. "Morgen im Rennen können wir besser aussehen. Glückwunsch an Giancarlo Fisichella und Force India zur Pole Position - klasse Leistung, egal, wie die Strategie für morgen aussieht - eine sicher unerwartete Pole mit Mercedes-Power."

Mit Sebastien Buemi schied im ersten Qualifying nur ein Pilot aus, dem mehr zugetraut wurde - immerhin hatte der Schweizer sich die Top10 zum Ziel gesetzt. Ferrari-Ersatzmann Luca Badoer enttäuschte erneut. Der Italiener wurde nicht nur Letzter, sondern schmiss seinen letzten Versuch auch wegen eines Drehers weg, der seinen Tag im Kiesbett beendete.

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: Dreher Badoer
ausgeschieden: Buemi, Alguersuari, Nakajima, Grosjean, Badoer
Top-6: Fisichella, Trulli, Barrichello, Sutil, Webber, Vettel
2. Session
Zwischenfälle: keine
ausgeschieden: Sutil, Hamilton, Alonso, Button, Kovalainen
Top-6: Trulli, Kubica, Vettel, Fisichella, Heidfeld, Barrichello
3. Session
Zwischenfälle: keine
Top-6: Fisichella, Trulli, Heidfeld, Barrichello, Kubica, Räikkönen