Immer wieder sagte sich Mark Webber: "Mein Tag wird kommen, der erste Sieg wartet nur um die Ecke auf mich." Ausgerechnet beim Heimspiel seines Teamkollegen Sebastian Vettel bog Webber nun siegreich um die letzte Ecke des Nürburgrings. Mit einer starken Leistung fuhr der Australier von der Pole Position zum Sieg, den sein Teamkollege Sebastian Vettel für Red Bull auf Platz zwei umso süßer machte.

Dabei war der Weg zu Webbers erstem GP-Sieg durchaus beschwerlich. Bereits am Start setzte sich Rubens Barrichello in einem harten Duell gegen den Pole-Mann durch und bog als Erster in die erste Kurve ein - allerdings nicht, ohne eine kleine Berührung mit dem Seitenkasten des Red Bull Boliden zu haben. Für diese Kollision erhielt Webber eine Drive-Through-Strafe von der Rennleitung aufgebrummt, die ihn zunächst zurückwarf. Dank des überlegenen Speed seines Red Bull und einer ansonsten fehlerfreien Leistung kämpfte sich Webber aber schon bald wieder bis an die Spitze.

"Das ist ein tolles Teamergebnis. Mark fuhr ein brillantes Rennen, ich freue mich riesig für ihn. Sebastian hat sich prima nach der ersten Runde erholt, er hatte es am Start schwerer, aber er hat sich durchgebissen. Die Durchfahrtsstrafe von Mark war ein Grenzfall, aber er hat die Strafe hingenommen und sich reingehängt", lobte Teamchef Christian Horner. Die WM sei nach diesem Rennen wieder weit offen.

Brawn GP geschlagen

Sebastian Vettel zeigte sich als guter Verlierer und gratulierte seinen Teamkollegen zum verdienten Sieg. "Mark war heute unschlagbar und hat absolut verdient gewonnen. Ich freue mich über das Ergebnis. Ich habe mich nach dem schlechten Start - beide Mclaren und Felipe Massa sind am Start an mir vorbeigezogen - gut erholt. Ich hatte mit den weichen Reifen im ersten Stint Probleme und zudem Verkehr. Ich hätte schneller fahren können, aber an Felipe war nicht vorbeizukommen. Wir hatten zum Glück die richtige Strategie, die hat mich auf Platz zwei vorgespült", verriet Vettel.

Die Brawn-Piloten kämpften erneut, wie bereits in Silverstone, mit den Reifentemperaturen ihrer Bridgestone-Pneus und mussten deshalb immer wieder Schlangenlinien fahren, um die Reifen auf Temperatur zu bringen. Geholfen hat es Rubens Barrichello und Jenson Button nicht. Sie belegten am Ende die enttäuschenden Ränge 5 und 6. Brawn GP war trotz einer Dreistoppstrategie im Vergleich zu zwei Stopps bei Red Bull nie in der Lage, die Performance von Red Bull mitzugehen. Bei Barrichello trat zudem ein Problem beim zweiten Tankstopp auf.

"Unser Rennen war heute nicht so besonders. Es war nicht schlecht, aber wir hatten zum falschen Zeitpunkt Verkehr und Probleme mit den Reifen. Wir waren nicht schnell genug für Red Bull. Wir haben versucht, die Situation zu retten, aber wir hatten einfach Graining wegen der niedrigen Reifentemperaturen", bilanzierte Ross Brawn. Neben Webber und Vettel mussten sich die Brawn GP-Piloten auch noch Felipe Massa auf Platz 3 und Nico Rosberg auf Platz 4 geschlagen geben. Die letzten beiden Punkteränge ergatterten Fernando Alonso und Heikki Kovalainen.

Schäden und Kollisionen

Für McLaren hatte das Heimspiel am Nürburgring positiv begonnen. Lewis Hamilton katapultierte sich in seinem verbesserten Silberpfeil dank KERS fast bis ganz nach vorne, kam dann jedoch in der ersten Kurve zu weit nach draußen und fiel mit einem Reifenschaden hinten rechts bis ans Ende des Feldes zurück. Damit war das Rennen für den amtierenden Weltmeister gelaufen. "Ich hatte einen Reifenschaden und damit war das Rennen für mich vorbei. Dieses Wochenende war zwar für uns gut, aber das Auto war von Anfang an kaputt, da konnte ich nichts machen", erzählte Hamilton.

Wie in Monaco konnte er die einmal gute Form seines Boliden nicht ausnutzen. Heikki Kovalainen hielt zunächst im zweiten McLaren vorne mit und fuhr lange auf Platz 3, am Ende musste er sich jedoch mit einem Zähler zufrieden geben. Die große Überraschung des Rennens hätte Adrian Sutil werden können. Der Deutsche war im Qualifying sensationell auf Startplatz 7 gefahren und lag im Rennen aussichtsreich in den Punkteränge, doch dann kam die 27. Runde.

Sutil verließ nach seinem Boxenstopp die Boxengasse und kollidierte in der ersten Kurve mit dem Ferrari von Kimi Räikkönen, wobei der Frontflügel des Force India in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sutil und Räikkönen fuhren sich schon einmal über den Weg: In Monaco 2008 knallte der Finne dem Deutschen ins Heck und verhinderte auch damals eine Punkteankunft für Force India. Räikkönens Rennen endete jedoch vorzeitig. Er musste seinen Ferrari mit Leistungsverlust abstellen. Der einzige weitere Ausfall war der Franzose Sebastien Bourdais, der das Auto an der Box abstellte.