Die Lehre vom Briefing

Die drei Strafen vom Japan GP und die aggressive Fahrweise von Lewis Hamilton waren auch fünf Tage danach in Shanghai noch Thema Nummer 1. Entsprechend viel gab es zu bereden. "Wir werden uns beim Fahrerbriefing sicher kaputt reden", sagte Nico Rosberg voraus. "Das zieht sich immer so hin, das ist der Hammer. Ich könnte mir vorstellen, dass es 40, 45 Minuten dauern wird." Falsch geraten Nico. "Es war ziemlich kurz", verriet Timo Glock. "Das hat mich gewundert."

Die Lehre vom Schildhalter

In Shanghai kehrte der Porsche Carrera Cup Asien ins Rahmenprogramm der Formel 1 zurück. Mit dabei: Christian Menzel. Der erhielt in der Startaufstellung Besuch von Timo Glock. Doch Glocks Arbeit endete nicht mit schlauen Sprüchen im Grid ("Du musst einen guten Start machen und direkt an allen anderen vorbei!"). "Was macht der dolle Glück? Er nimmt sich seine Toyota-Boxentafel und feuert mich jede Runde an!", berichtet Menzel in seiner Kolumne beim adrivo Motorsport-Magazin. "Ich glaube, er hatte zu viel Sushi gegessen..." Gelohnt hat es sich trotzdem: Menzel gewann das Rennen und liegt nun wieder voll im Meisterschaftsrennen. Was lernen wir daraus? Sushi und Glock bringen Glück.

Die Lehre vom Französisch

Nicht alle waren glücklich in Shanghai. Die Hersteller trauerten dem letzten Nordamerikarennen in Kanada hinterher. Mario Theissen hoffte zu Beginn des Wochenendes noch, dass Montreal durch das Aus des Frankreich GP doch noch in den Kalender rutschen könnte. "Sie sprechen ja auch Französisch in Montreal..."

Die Lehren vom Vettel

Kimi Räikkönen bedankte sich für die vielen Fans, die ihm zum Geburtstag gratulierten - gesehen hat nur er sie..., Foto: Sutton
Kimi Räikkönen bedankte sich für die vielen Fans, die ihm zum Geburtstag gratulierten - gesehen hat nur er sie..., Foto: Sutton

Willkommen zur allrennwöchentlichen Vettel-Show. Und hier ist schon Ihr Gastgeber: Sebastian Vettel! Zuletzt war Vettel selbst Gast bei "Wetten dass...?". Wie war das so vor einem Millionen-Publikum, wollte ein Kollege wissen? "Ich hab die Millionen ja nicht gesehen", erwiderte Vettel schlagfertig wie eh und je. Als F1-Pilot hat er übrigens noch ein paar mehr Zuschauer weltweit...

Aber die Show geht weiter: "Ich habe komische Füße, von daher werde ich mir schwer tun, in irgendwelche Fußstapfen zu treten", flachste er. Und dann: "Sebastien [Bourdais] ist kein Young Kid mehr, er hat ja selbst eine Familie und sogar schon damit angefangen, Young Kids zu produzieren..."

Die Lehre über Vettel

Einen Vettel haben wir noch: mit welchem Fahrer versteht er sich besonders gut? "Mit dem einen oder anderen." Und wer wird Weltmeister? "Der mit den meisten Punkten am Ende." Und wem gönnt er es am meisten, Massa oder Hamilton? "Dem Kimi. Mit ihm komme ich sehr gut aus. Er ist ein sehr umgänglicher Typ, hat eine eigene Art, sehr direkt und sehr unkompliziert." Ganz so weit geht die Freundschaft dann allerdings nicht. "Es ist jetzt nicht so, dass ich ihn zum Abendessen einlade, er ist ja keine Dame im besten Alter..."

Aber ein bisschen spielen geht schon. So verriet Räikkönen gegenüber der AutoBild Motorsport: "Vettel ist ein richtig netter Kerl! Ich kenne ihn besser als jeden anderen Fahrer, weil er in der Schweiz gleich bei mir um die Ecke wohnt. Wir treffen uns ziemlich oft zum Spielen." Badminton versteht sich. "Aber er ist nicht besonders gut, verliert immer. Das können Sie ihm ruhig aufs Brot schmieren!"

Die Lehre von der Wahrheit

Für Fox Mulder ist die Wahrheit irgendwo dort draußen. Für F1-Journalisten ist das ähnlich, nur dass sie nicht von Außerirdischen und Mutanten bedroht werden (oder etwa doch?), sondern vom F1-Pendant zu Regierungsverschwörungen (es ist übrigens gar nicht so einfach, nach China einzureisen, wie man sich denkt): den offiziellen Pressemitteilungen.

Ein Beispiel gefällig? Das McLaren Mercedes Press Release nach den Freitagstrainings in Shanghai. "Lewis und Heikki waren mit ihren Autos zufrieden." Das soll Ron Dennis laut Pressetext gesagt haben. Norbert Haug sagt direkt darunter: "Heikki ist mit seinem Auto noch nicht zufrieden - seine Rundenzeiten zeigen dies."

Die japanischen Fans ließen sich mehr einfallen als die PR-Schreiber..., Foto: Sutton
Die japanischen Fans ließen sich mehr einfallen als die PR-Schreiber..., Foto: Sutton

Im gleichen Press Release wird besagtem Heikki Kovalainen folgendes Zitat angedichtet: "Wir waren von Beginn an schnell, das ist immer ein gutes Zeichen. (...) Heute haben wir gut begonnen. Ich freue mich auf das weitere Wochenende, wir sollten ein gutes Ergebnis erzielen können." Abseits des geduldigen Pressepapiers sprach der Finne diesen verblüffend ähnlichen O-Ton in die Mikrofone: "Mein Tag war ziemlich desaströs, es war wohl der schlechteste Freitag der gesamten Saison."

Die Lehre von der Einfahrt

Es war wie ein Flashback: plötzlich stand Lewis Hamilton in der Boxeneinfahrt von Shanghai und wusste für einen Moment nicht weiter. Genau dort, wo er ein Jahr zuvor im Kiesbett stecken geblieben war, musste er den Rückwärtsgang einlegen. Seine Erklärung: "Ich wollte vor dem Rennen das Limit ausloten, das habe ich letztes Jahr ja nicht rechtzeitig gemacht."

Im chaotischen Verkehr von Shanghai wäre er damit wohl kaum aufgefallen. Ganz anders ein Kleintransporterfahrer, der am Donnerstag schräg rückwärts im Schritttempo über eine stark befahrene Stadtautobahn von Shanghai kreuzte und damit sogar einen der hartgesottenen Taxifahrer gewaltig erschreckte...

Die Lehre vom Markenrecht

Kaum haben sich die F1-Teams in der FOTA vereinigt, soll angeblich schon wieder Ungemach drohen: einige Meldungen sprachen davon, dass Bernie Ecclestone den Namen verbieten könnte, weil er die Markenrechte an "Formula One" trägt. Mario Theissen hatte noch nichts davon gehört und erwiderte trocken: "Vielleicht weiß Bernie ja gar nicht, was FOTA wirklich heißt!"

Die Lehre von den Teams

Egal was FOTA tatsächlich bedeutet, revolutionär ist die Vereinigung aller zehn Teams so oder so - selbst wenn sie nicht mit so spannenden Regeländerungsideen wie Max Mosley um sich schmeißt. Mario Theissen: "Die Tatsache, dass wir einen einheitlichen Beschluss haben, vom größten bis zum kleinsten Team, ist sicher ein Novum."

Die Lehre von der Spannung

Die F1-Welt hat sicher schon spannendere Rennen gesehen als den Großen Preis von China 2008. Adrian Sutil musste das Rennen notgedrungen nach seinem Ausfall von der Boxenmauer verfolgen. "Das aufregendste Überholmanöver waren die beiden Ferrari", sagte er über das selbst für Ferrari-Verhältnisse recht maue Teamordermanöver. Keine Dramatik, keine Funksprüche, keine Pfiffe. Nichts. "Es ist wirklich nicht viel passiert", gestand Sutil. Wenn es nach Ron Dennis geht, soll es beim WM-Finale in Brasilien so weiter gehen: "Es wird ein spannendes Rennen, aber wir werden versuchen, es für alle langweilig zu machen."