Der britische Grand Prix, das Highlight des Jahres, mein Heimrennen. Es ist wirklich mein Heimrennen, denn die Strecke ist nur drei Meilen von meinem Büro weg. Zumindest wird sie das noch kurzfristig sein, denn der britische Grand Prix zieht ab 2010 ja nach Donington um. Das war auch die größte Kontroverse des ganzen Wochenendes. Für mich war das insofern interessant, weil ich die Besitzer von Donington ganz gut kenne und wir wussten schon im Voraus, dass es passieren würde. Wir durften es nur niemandem erzählen und das war die nervige Sache. Es war schwer, die Information wirklich für uns zu behalten, aber wir mussten es tun.

Wir arbeiten natürlich nahe an Silverstone und wissen ihre Arbeit zu schätzen. Wir hatten in der Vergangenheit auch mit ihnen zu tun, arbeiten jetzt aber nicht mehr für sie. Wir waren also auch enger mit ihnen verknüpft und natürlich war das Rennen wegen der Nähe recht angenehm für uns. Auch die Teams residieren alle in der Nähe, aber abgesehen davon hat es keine Vorteile für unser Business gebracht, da ohnehin alles im Internet ist und über das Web passiert. Das Business ist nun global und läuft über die Website, also ist es egal, wo wir sind. Natürlich ist es angenehm, wenn man gleich an der Strecke ist, aber Donington ist auch nur eine Stunde vom Büro weg, es hält sich also in Grenzen.

Es wird noch viel passieren, Foto: adrivo Sportpresse/Edeler
Es wird noch viel passieren, Foto: adrivo Sportpresse/Edeler

Und da wir die Leute in Donington ohnehin schon gut kennen, hatten wir die Sache auch exklusiv, als sie bekannt gegeben wurde. Mein Bruder war beim Besitzer der Strecke, Simon Gillett. Gillett war sogar in Silverstone, hielt sich aber sehr zurück, da es nicht so aussehen sollte, als ob er in Eigenlob versinkt. Mein Bruder hat auch ein wenig auf ihn aufgepasst, damit nicht irgendwas heraus rutscht. Es gab dann ein exklusives Interview für eine Zeitung, die aber erst am nächsten Tag erschien. Nachdem es dann bekannt war, kam Simon am Sonntag noch einmal auf die Strecke, aber er hielt sich immer noch bedeckt. Ein paar Leute haben schon mit ihm gesprochen, da sie ihn kannten. Ich würde sagen, der Regen war recht nett zu ihm, da die Leute nicht draußen unterwegs waren und sich nach Gesprächspartnern umsahen - und wenn, dann eher nach Berühmtheiten als nach ihm.

Für die Zukunft, wird das Rennen in Donington aber gut sein. Ich bin mir sicher, die örtliche Wirtschaft und die örtliche Regierung werden stark von den Investitionen profitieren. Der lokale Flughafen ist gleich in der Nähe, es gibt einige Hotels. Die Straßen müssen verbessert werden, aber das wird erledigt werden. Ich habe auch schon die Pläne gesehen und die sehen wirklich unglaublich aus. Die Strecke wird neu entworfen werden, aber es wird einiges von ihrem Charakter erhalten bleiben, der schon 1993 da war. Zu viel kann ich leider nicht sagen, da die Pläne noch nicht genau bekannt gegeben wurden.

1993 zeigte Ayrton Senna eine Sondervorstellung, Foto: Sutton
1993 zeigte Ayrton Senna eine Sondervorstellung, Foto: Sutton

Ich muss sagen, ich komme gerne zu neuen Strecken, denn dadurch gibt es eine neue Herausforderung. Es wird ein wenig langweilig, Jahr für Jahr zu denselben Kursen zu fahren. Ich habe mir die Bilder vom Europa Grand Prix 1993 durchgesehen und eine kleine Auswahl davon zusammengestellt. Das gab einen kleinen Eindruck davon, wie es in Donington bei der Atmosphäre aussehen könnte. Das brachte auch schöne Erinnerungen zurück, da es damals ein sehr verregnetes Rennen war. Wenn man sich Silverstone dieses Jahr ansieht und was dort im Regen passiert ist, dann war es letztendlich ein tolles Rennen. Regenrennen sind einfach tolle Rennen.

Man hat zwar nicht das normale Drama und die Atmosphäre eines Formel 1-Rennens, aber Regenrennen sind einfach die Besten. Alles ist möglich und das hat sich auch in Silverstone gezeigt. Ich wollte zu Beginn des Rennens auf Bridge fotografieren. Doch dort hatten sie das ganze Holz entfernt, also durfte niemand hinauf. Es gab in der Mitte aber vier Löcher, aus denen man fotografieren konnte. Sie haben also wieder ein wenig Holz auf die Brücke getan, aber nur über der Boxengasse, nicht über der Strecke, da Charlie Whiting meinte, es wäre zu gefährlich. Man musste durch die Löcher fotografieren, also sind wir zum FIA-Delegierten gegangen und haben gesagt, es gibt da nur vier Löcher und 75 Fotografen. Wir werden also nicht alle da rein bekommen.

Es ging wild zu, Foto: Sutton
Es ging wild zu, Foto: Sutton

Ich habe mich dann als Pool-Fotograf zur Verfügung gestellt. Das bedeutete, ich würde die Bilder machen, sie danach aber allen zur Verfügung stellen. Ich wurde dann auch dazu gemacht, ich machte die Bilder und ließ die Datenkarte herumgehen. Einmal haben wir es geschafft, dass alle Fotografen zugestimmt haben, was toll war. Es hat dann auch wirklich gut funktioniert. Nach meinem Aufenthalt auf Bridge bin ich zu den Boxenstopps gegangen und da war dann die Zeit, als es regnete, nicht regnete, schüttete und so weiter. Ich hatte mein Kangaroo TV eingeschaltet und wusste daher, was passierte. Ich konnte wegen des Fotografierens zwar nicht zusehen, aber ich hörte es und die Leute sind ja überall abgeflogen.

Ich hoffte, unsere anderen vier Fotografen waren da draußen und hielten diese ganzen Momente fest. An der Box ging es auch hektisch zu, da man sich je nach Wetter für normale Regenreifen oder Extreme Wets entscheiden musste. Es kamen dann immer die Vorhersagen, dass es in fünf oder zehn Minuten regnen sollte und man hatte schon das Gefühl, es würde gleich heißen, in einer Minute und 27 Sekunden regnet es. Die Zeit ging jedenfalls vorbei und nichts passierte, aber es gab diese riesigen schwarzen Wolken. Es sah echt beeindruckend aus, wie die sich näher schoben. Als der Regen dann da war, war es ein starker Guss und viele Fahrer kamen für die Extreme Wets rein, die ihnen dann auch wirklich geholfen haben. Wenn man nicht rein kam, hatte man teilweise echte Probleme und es haben sich auch sehr viele gedreht.

Lewis Hamilton konnte mit den Fans feiern, Foto: McLaren
Lewis Hamilton konnte mit den Fans feiern, Foto: McLaren

Aber plötzlich machten die Wolken Platz und die Sonne kam heraus, das war einfach nur unglaublich. Von einer Sekunde auf die andere war es nicht mehr schwarz, sondern es gab wundervollen Sonnenschein. Danach ist es dann trocken geblieben, auch wenn es kurz vor Renn-Ende noch einmal so aussah, als ob es wieder regnen würde. Es war wirklich ein tolles Rennen und ein tolles Wochenende und der Erfolg von Lewis war für alle Fans großartig. Vor allem nach dem Rennen im Vorjahr, wo Lewis zwar Pole geholt hatte, Ferrari das Rennen aber dominierte.

Mir kam vor, McLaren war das ganze Wochenende recht zuversichtlich. Es gab da diese lustige Begebenheit am Mittwoch. Ich kam bereits da auf die Strecke und dachte mir, ich würde mich ein wenig umsehen und schauen, was so los ist. Ich traf mich mit ein paar Leuten, führte ein paar Gespräche und wer hat da Boxenstopp-Tests gemacht? McLaren. McLaren hat sich wirklich am Mittwoch die Zeit genommen, um Stopps zu testen - in voller Montur. Ich nehme an, einige der Mechaniker konnten es nicht glauben, dass sie das am Mittwoch taten - ich konnte es auch nicht glauben. Das war halt der volle Einsatz, den sie bringen wollten und es hatte sich anscheinend ausgezahlt.

Heikki Kovalainen war am Samstag nicht zu schlagen, Foto: Sutton
Heikki Kovalainen war am Samstag nicht zu schlagen, Foto: Sutton

Lewis und Heikki waren schnell, Heikki holte Pole, konnte das im Rennen dann aber leider nicht halten und Lewis gewann. Für McLaren war es ein tolles Wochenende, nur bei Heikki hätte es besser laufen können, aber ihn hat wohl das Wetter erwischt. Ich glaube, er hatte ein etwas anderes Setup als Lewis. Aber der Erfolg von Lewis war schön anzusehen, anzuhören und zu fotografieren. Die Emotionen auf dem Podest oder als er aus dem Auto ausstieg, dann seine Stiefmutter und seinen Bruder umarmte. Es war für ihn und das Team ein sehr emotionaler Moment. Vor allem nach den zwei Rennen davor, als er keine Punkte geholt hatte und sich viel Druck aufgebaut hatte.

Was am Wochenende noch für gute Unterhaltung sorgte, war der Stig. Er ist eine Figur aus der britischen Sendung Top Gear, von der niemand weiß, wer es ist. Es ist nur klar, dass er Rennfahrer ist. Der Stig war in Silverstone unterwegs, in weißem Helm und weißem Overall, wie immer. Es war ein wenig bizarr, denn jedes Mal, wenn man ein Foto mit Blitz gemacht hat, hob er seine Hand, damit man durch das Visier nichts erkennen konnte. Er war in Silverstone, um jemand im Doppelsitzer zu kutschieren, der sich die Fahrt bei einer Auktion für karitative Zwecke ersteigert hatte.

Rein mit Masse gewinnt das Batmobil, Foto: Sutton
Rein mit Masse gewinnt das Batmobil, Foto: Sutton

Die andere Publicity-Aktion des Wochenendes war der Promotion-Auftritt für Batman "The Dark Knight". Da hatte sich Warner Brothers einige Mühe gegeben und mit Toyota zusammengeschlossen, um auf dem Auto, den Overalls und überall präsent zu sein. Und sie hatten auch das Batmobil dabei, das sie gemeinsam mit dem Formel 1-Auto auch auf die Strecke brachten. Das brachte wirklich ein tolles Motiv. Das Batmobil ist allerdings riesig und eher ein Show-Fahrzeug und nicht wirklich ein echtes Automobil. Es kann auch nicht wirklich schnell fahren, ist also eher eine Requisite, sieht aber beeindruckend aus. Funktionieren tut es schon, mit dem Formel 1-Auto kann es aber nicht mithalten und die Flamme am Heck ist eher zu Showzwecken da.

Es war aber schön zu sehen, dass Toyota ein wenig in Richtung Publicity machte. In der Vergangenheit waren sie eher als zurückhaltend bekannt und wollten sich nicht wirklich bei irgendwelchen Publicity-Aktionen beteiligen. Diesmal haben sie es aber wirklich voll durchgezogen, auch einen Boxenstopp mit dem Batmobil simuliert, Bilder auf der Strecke gemacht und am Abend gab es noch einen Cocktail-Empfang. T-Shirts und Schlüsselringe wurden da verteilt und es gab auch einen ausgedehnten Trailer des Films zu sehen. Die Aufnahmen haben toll ausgesehen.

Er verlässt uns, Foto: Sutton
Er verlässt uns, Foto: Sutton

Ein wenig traurig war ich dafür, als David Coulthard seinen Rücktritt mit Saisonende bekannt gegeben hat. Ich kenne David jetzt seit 1989, als ich ihn damals beim Formel Ford Festival kennen gelernt habe, wo er Dritter wurde. Ich habe ein paar Bilder von ihm gemacht und er sah da wirklich noch sehr jung aus. Nach der Formel Ford kam für ihn die Formel Vauxhal-Lotus, dann die britische Formel 3 und die Formel 3000, wo wir ihn gesponsert haben. Im Anschluss ging er als Testfahrer zu Williams. Da er auch Autosport Young Driver of the Year war, durfte er noch dazu einen McLaren ausführen. 1993 gewann er auch noch in Le Mans. 1994 kam er dann nach Ayrton Sennas tragischem Unfall in den Einsatz-Williams. Dort hatte er bereits einigen Erfolg und dann ging es zu McLaren. 13 Siege, viele Podestplätze und viele schöne Erinnerungen hat David insgesamt angehäuft.

In seinem Heimatort Twynholm gibt es sogar ein David Coulthard Museum, das sein Vater eingerichtet hat. Dort sind fast alle Autos zu sehen, in denen er gefahren ist - ich glaube, er hat sogar einen McLaren, einen Williams und einen Red Bull dort. Er hat wirklich alles, alle Overalls, alle Helme, alle Pokale. Das kann man alles im David Coulthard Museum in Schottland besichtigen, wenn irgendwer dorthin fahren will. Es ist wirklich schön hergerichtet, also durchaus einen Blick wert.

David Coulthard war immer ein guter Sprecher, Foto: Sutton
David Coulthard war immer ein guter Sprecher, Foto: Sutton

David wird der Formel 1 aber wohl nicht verloren gehen, sondern Red Bull als Berater oder Botschafter erhalten bleiben. Was ich gehört habe, gab es die Möglichkeit nur dieses Jahr und die musste er nutzen. Das scheint ein Job für den Rest des Lebens für ihn zu sein und Red Bull will ihn auch gerne als Botschafter haben. Es könnte ähnlich sein wie bei Michael Schumacher mit Ferrari. Wenn man so lange Zeit bei einem Team bleibt, dann wird man einfach zum Aushängeschild, ohne dass man es merkt.

Ich kann mich noch an früher erinnern, als David bei McLaren war. Es ging noch einigermaßen, mit Mika Häkkinen zu sprechen, aber als Kimi da war, hatte es wenig Sinn, mit ihm zu plaudern. Als dann die Frage aufkam, reden wir mit David oder Mika? Oder später dann David oder Kimi? Dann wurde fast immer zu David gegangen, weil er einfach so ein guter Sprecher war und tolle Geschichten erzählte. Für ihn war das einfach eine natürliche Sache und deswegen glaube ich, ist er auch so ein guter Botschafter für den Sport. Egal, was er auch macht, ob er Botschafter wird, Team Manager oder Teamchef, er wird immer gut in seine Aufgabe passen.