Die britische Insel wird gerne als die Heimat der Formel 1-Teams bezeichnet, doch eigentlich liegt ihre Heimat in Spanien. In Valencia, Jerez und vor allem Barcelona. "Aber obwohl ich auf dem Circuit de Catalunya schon hunderte von Runden bei Rennen und Testfahrten absolviert habe, kommt da keine Langeweile auf", sagt Nick Heidfeld. Der Grund für die häufigen Besuche auf dem Circuit de Catalunya ist dessen anspruchsvolle Streckenführung.
"Es gilt die Regel, dass Fahrzeuge die hier siegfähig sind, dazu dann auch auf den meisten anderen Grand-Prix-Kursen in der Lage sind", weiß Norbert Haug. Insbesondere die aerodynamische Effizienz der Boliden wird hier sehr gefordert. In Barcelona zeigt sich, welches Auto gut und welches weniger gut gelungen ist. Gleichzeitig muss das Setup perfekt stimmen, was trotz der vielen Testkilometer keine einfache Sache ist. "Es ist schon sehr häufig vorgekommen, dass ein beim Testen ermitteltes Setup am Rennwochenende nicht mehr passte", erinnert sich Heidfeld. "Das kann am Wetter liegen, aber auch am Zustand der Strecke, auf der sich während eines Grand-Prix-Wochenendes natürlich mehr Gummiabrieb sammelt als während der Testfahrten." Auch der Wind und die Temperaturen verändern die Verhältnisse ständig, so dass die Teams ihre Abstimmung immer wieder anpassen müssen.
Der Kurs an sich bietet von allem etwas: "Die zahlreichen mittelschnellen und schnellen Kurven verlangen viel Anpressdruck", sagt Willy Rampf. "Entsprechend hoch ist die Belastung für die Reifen, weshalb man hier die härtesten Mischungen verwendet." Entlang der langen Start-/Zielgeraden ist eine gute aerodynamische Effizienz gefragt. Die Umbauten der vergangenen Jahre haben dem Kurs jedoch etliches von seiner Highspeed-Natur genommen. "Es ist nicht mehr die Hochgeschwindigkeitsherausforderung, die es einmal war", sagt Alex Wurz. "Alle schnellen Kurven sind verschwunden. Nur noch Kurve 3 hat hohe G-Kräfte und ist sehr anspruchsvoll." Dennoch sei es noch interessant in Barcelona zu fahren. "Nur musste man früher ein Highspeed-Setup haben, jetzt braucht man ein Slowspeed-Setup - das ist enttäuscht."
Den Schlüssel zu einer schnellen Runde sieht Wurz in einem guten Rhythmus in den langsamen Teilbereichen. "Man muss viel Downforce haben, um richtig schnell zu sein", bestätigt Jenson Button. "Und man muss Vertrauen ins Auto haben, wenn man in die schnellen Kurven kommt." Aus Sicht von Lewis Hamilton ist es wichtig, in den verschienartigen Kurven eine gute Balance zu finden. "Kurve zwei ist für das fahrerische Können wie für die Abstimmung eine Schlüsselstelle. Das Auto muss in den Hochgeschwindigkeitskurven eine sehr gute Balance und viel Abtrieb haben und in den Kurven im letzten Teil der Strecke, wo wir nach dem Umbau jetzt langsamer fahren, brauchen wir an den Kurvenausgängen viel Traktion."
Der Grip in den neu asphaltierten Bereichen hat sich seit dem Umbau verbessert. War er zunächst extrem gering, ist die Strecke an diesen Stellen mittlerweile schneller geworden. "An einigen Stellen müssen wir stark verzögern, deshalb können wir hier auch die Bremsen testen; ein paar Kurven sind gut geeignet, um die Balance des Autos zu erproben und in den engen Schikanen sehen wir, wie sich das Auto bei Richtungswechseln verhält", zeigt Heikki Kovalainen die Nützlichkeit der Paradeteststrecke auf.
Auch für die Motoren ist der Kurs anspruchsvoll. Der Volllastanteil liegt bei 70 Prozent und nach der neuen Schikane vor Start und Ziel wird ca. 13 Sekunden ununterbrochen Vollgas gefahren. Das Wichtigste ist jedoch die Frage nach potenziellen Überholstellen. "Überholen ist hier eine echte Herausforderung", sagt Button. "Die beste Stelle ist vor Kurve eins", meint Kovalainen. "Ausgangs der engen Schikane und über die Start-Ziel-Gerade sollte man sich im Windschatten des vorausfahrenden Autos ansaugen und beim Bremsen überholen." Das sieht auch Button so, der jedoch anmerkt: "Es ist sehr schwierig. Ein kleiner Fehler in der Schikane kann dich viel Zeit kosten." Weitere Überholmöglichkeiten, wenn auch etwas schwierigere, gibt es vor Kurve fünf und vor Kurve zehn, falls man Kurve neun gut erwischen sollte.
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