Kurz nachdem die FIA all ihren Lizenznehmern nahe gelegt hatte, Nigel Stepney bis 1. Juli 2009 nicht zu beschäftigen, ihn aber aufgrund der fehlenden Zuständigkeit nicht bestrafte, hat sich der ehemalige Ferrari-Chefmechaniker zu Wort gemeldet. Dabei begrüßte er einerseits die Feststellung, dass die FIA ihn nicht offiziell bestrafen kann, verurteilte aber gleichzeitig das Vorgehen des Automobil-Weltverbands während der vergangenen Monate. Vor allem die Tatsache, dass es so lange gedauert hatte, bevor es eine offizielle Aussage gab, störte Stepney. "Sie sollten erst einmal Sorgfalt walten lassen, bevor sie eine Seite der Geschichte akzeptieren", ließ er über seine Anwälte in einem Statement ausrichten.

In dem Statement wurde auch noch einmal betont, dass zwar ein ehemaliger McLaren-Ingenieur und 20 Jahre langer Freund von Stepney sehr begrenzte Informationen aufgrund der Nachlässigkeit des ehemaligen Ferrari-Mitarbeiters erhalten hatte. "Es war aber ganz sicher nicht das 780-seitige Dossier, das die FIA gesehen hat und das mir von den italienischen Behörden gerade erstmals gezeigt wurde", meinte er. Die italienischen Behörden hatten ihm die Unterlagen deswegen gezeigt, weil dort noch gegen ihn wegen Industrie-Spionage ermittelt wird. Die 780 Seiten Dokumente, die er weitergegeben haben soll, will Stepney aber eben nicht kennen.

"Es sollte festgehalten werden, dass Mr. Stepney nie irgendeine unehrliche Intention zugegeben hat. Die FIA ist sich dessen vollauf bewusst", erklärte Sian Nath von Coyle White Devine, jener Anwaltsfirma, die Stepney vertritt. "Unser Klient hat über gewisse Dinge gegenüber FIA-Offiziellen ausgepackt; das ist keine Behauptung. Die italienischen Behörden wurden vor einem Monat darüber in Kenntnis gesetzt; sie haben seine Position auch akzeptiert", meinte Nath weiter.

Was Stepney besonders verärgerte, war die Tatsache, dass er seinen Standpunkt bereits vorigen August per Brief gegenüber Max Mosley erläutert hatte, seitdem aber nichts mehr gehört hat. Außerdem musste er der FIA widersprechen. Die hatte in einem Statement behauptet, Stepney hätte zugegeben, Ferrari-Geheimnisse an McLaren-Mitarbeiter weitergegeben und sich dafür entschuldigt zu haben. Das sei nicht war, betonte er. "Im Buch wird alles herauskommen", meinte er zu seiner geplanten Autobiographie, "im Moment mache ich mit dem Job weiter, der mein Leben war und ich genieße meine Familie, die stark gelitten und immer friedlich zu mir gehalten hat."