Es scheint, als hätte sich das Team bei den Wintertests gut geschlagen. Was sind Ihre Erwartungen für die bevorstehende Saison?
Patrick Head: Wir wollen unseren Aufwärtstrend seit unserem Tiefpunkt 2006 fortsetzen und wieder zu einem Top Team werden, das immer in der Lage ist, um Rennsiege mitzufahren.

Die Formel 1 hofft, dass Ferrari zum Saisonstart nicht zu dominant ist., Foto: Sutton
Die Formel 1 hofft, dass Ferrari zum Saisonstart nicht zu dominant ist., Foto: Sutton

Die Medien spekulieren bereits, dass Williams das beste Team hinter Ferrari und McLaren sein wird. Ist das realistisch?
Patrick Head: Es ist viel zu früh, um zu sagen, wo wir in der Hackordnung in etwa sein werden. Es sieht so aus, als hätten Ferrari und McLaren starke Fortschritte gegenüber dem vorigen Jahr gemacht. BMW Sauber scheint ein schnelles Auto zu haben und Renault hat sich wieder verbessert. Ich bin sicher, dass das an Fernando Alonso liegt.

Red Bull macht sich immer besser und Toro Rosso macht das Beste aus einem Auto, das sie relativ gut kennen, also können sie nicht wirklich daneben liegen... Wir haben klare Fortschritte erzielt, aber wir werden erst sehen wo wir stehen, wenn die Saison begonnen hat

Welche Verbesserungen wurden am FW30, im Gegensatz zum FW29, durchgeführt und wie stark unterscheidet der FW30 sich technisch von seinem Vorgänger?
Patrick Head: Der FW30 ist eine Weiterentwicklung des FW29, auch wenn das Kühlungssystem ziemlich verändert wurde. Offensichtlich hat das Auto von den knapp neun Monaten aerodynamischer Entwicklung profitiert. Manche Veränderungen wurden aber bereits im Laufe der Saison 2007 am FW29 adaptiert.

Das Team hat die Meisterschaft im letzten Jahr auf dem vierten Platz beendet. Ein beachtlicher Fortschritt gegenüber 2006. Könnte ein Kampf um die Weltmeisterschaft in zwei oder drei Saisons drin sein?
Patrick Head: Wir haben noch nie ein Auto gebaut, um Vierter zu werden! Klar konstruieren wir unsere Autos immer so, dass wir damit das bestmögliche Resultat erzielen können. Die Ergebnisse hängen von unserem jeweiligen Leistungsvermögen zum jeweils entscheidenden Zeitpunkt ab. Nico beginnt zwar bereits seine dritte Saison, doch Kazuki ist ein Rookie. Diese Fahrerpaarung erwartet man sich nicht gerade von einem Team, das um die Weltmeisterschaft mitfahren will. Jedenfalls haben wir vor, 2008 regelmäßig auf dem Podium zu stehen

Nico geht in seine dritte Saison als Rennfahrer, während Kazuki sein Debüt feiert. Arbeiten die beiden gut zusammen?
Patrick Head: Ja, das tun sie. Kazuki verbessert sich kontinuierlich, speziell in Qualifying-Simulationen auf eine Runde mit neuen Reifen. Wir erwarten, dass Nico der Führende der beiden sein wird, aber Kazuki wird sich ebenfalls gut schlagen.

2008 ist mit 500 Grand Prix und 50.000 erreichten Rennrunden für Williams ein Jahr, um zu feiern. Hätten Sie das geglaubt, als Sie das Team gegründet haben?
Patrick Head: Ich denke, weder Frank noch ich haben uns das jemals gedacht. In der Formel 1 herrscht dieser Tage ein Kommen und Gehen. In unseren ersten fünf Jahren war es ein finanzieller Kampf ums Überleben, aber glücklicherweise haben wir damit begonnen, Rennen zu gewinnen und dann relativ früh auch Weltmeisterschaften, was uns finanziell gestärkt hat.

Was war die größte Veränderung, derer Sie in der Formel 1 Zeuge geworden sind?
Patrick Head: Der Grad an Aktivität hat sich enorm geändert und damit auch der Grad der Berichterstattung. Manche Teams nehmen zur Zeit weit über 100 Mitarbeiter zu jedem Rennen mit. Viele davon haben überhaupt keine betriebliche Funktion, was die Autos angeht, sondern kommen von der Marketing- und Logistikschiene.

Die Kombination Williams/Head ist seit 30 Jahren erfolgreich., Foto: Williams
Die Kombination Williams/Head ist seit 30 Jahren erfolgreich., Foto: Williams

Ihre Beziehung zu Frank Williams hält nun seit bereits 30 Jahren. Was ist der Schlüssel zum Erfolg?
Patrick Head: Grundsätzlich haben Frank und ich eine ähnliche Ansicht über die Freuden des Motorsports. Außerdem kümmern wir beide uns um unterschiedliche Bereiche. Ich selbst kümmere mich um den technischen Bereich und Frank schmeißt den Laden, was Marketing, Finanzen und unsere Beziehungen mit Senior-Partnern angeht. Wir kommen uns also selten gegenseitig ins Gehege.

Konnten Sie sich, als Sie das Team gegründet haben, vorstellen, dass Sie 16 Weltmeistertitel erreichen werden?
Patrick Head: Nein, nicht im Geringsten. Aber wir wollten beide soviel wie möglich erreichen.

Wenn Sie das markanteste Merkmal für den Erfolg des Teams hervorheben müssten, welches wäre es?
Patrick Head: Konstante Betreuung von oben, ein Verständnis dafür, dass die Formel 1 großteils ein technisches und organisatorisches Problem darstellt als auch die Anerkennung der Fähigkeiten und des Enthusiasmus unserer Mitarbeiter.

Welches der 500 war das befriedigendste Rennen?
Patrick Head: Rennen zu gewinnen ist befriedigend, aber wir haben das in letzter Zeit nicht mehr getan. Wenn das Rennen einmal vorbei ist, tendieren Frank und ich dazu, an die Zukunft zu denken.

Zu guter Letzt, wie lauten Ihre Vorhersagen für die Saison 2008?
Patrick Head: Die Siege werden hauptsächlich Ferrari und McLaren unter sich ausmachen. Zumindest einmal wird ein anderes Team ein Rennen gewinnen. Ansonsten kann ich nur vorhersagen, dass Williams sich verbessert hat.