Alle Jahre wieder: Toyota stellt ein ähnlich weiß-rot lackiertes Auto vor, besitzt das umfangreichste Organigramm der F1-Welt und kündigt Erfolge an, mal sind es Siege, mal Podestplätze, je nachdem, wie weit man das Ziel im Vorjahr verfehlt hat. Im Gegensatz zu mancher Annahme sind auch bei Toyota die Ressourcen und das Budget endlich, allerdings erst viel später als bei den meisten anderen Rennställen. Die Voraussetzungen müssten also stimmen - die Ergebnisse jedoch nicht.

Toyota sucht weiter nach dem Erfolgsrezept., Foto: Sutton
Toyota sucht weiter nach dem Erfolgsrezept., Foto: Sutton

Noch zwei Jahre bleiben dem neuen Teamchef Tadashi Yamashina, um die gewünschten Erfolge einzufahren. Zwar wurde dementiert, dass dies eine Deadline bis zum F1-Ausstieg sei, denn so wie bisher darf es eigentlich schon jetzt nicht mehr weitergehen. Jarno Trulli schrieb schon vor Saisonbeginn Siege und Podestplätze für sein Team ab. Hinter Ferrari und McLaren hält er jedoch einiges für möglich. Da könnte er recht behalten, nur ob Toyota dafür verantwortlich sein wird?

Das Team Es ist nicht einfach, das Übel bei der Wurzel zu packen - wenn es so viele davon gibt. Denn wenn Super Aguri-Teamboss Aguri Suzuki sagt: "Gehen Sie doch mal ins Toyota-Motorhome und zeigen Sie mir, wer das Sagen hat." Dann hat er nicht Unrecht: nur die wenigsten Menschen haben genügend Arme, um in alle Himmelsrichtungen und noch viel mehr zu zeigen - und vielarmige Kraken werden von Bernies Akkreditierungsbüro noch immer diskriminiert.

Die Wege von der Strecke nach Köln-Marsdorf nach Japan und wieder zurück sind lang, zu lang. Das Strukturchaos ist eine Altlast, die das Team dem Toyota-Weg verdankt. Die Japaner wollen mit ihrer Philosophie Erfolg haben; wenn es nach Bernie Ecclestone geht, dann ist das in der Formel 1 aber nicht möglich - aus seiner Sicht kann man in der F1 nur mit einer Diktatur Erfolg haben. Mit Mike Gascoyne hatte Toyota einst einen solchen starken Mann als Technischen Direktor. Mit ihm fuhr das Team die größten Erfolge der Teamgeschichte ein, war weiter vorne denn jemals davor oder danach. Doch Toyota und Gascoyne passten nicht zusammen.

Die weite Reise nach Bahrain soll viel gebracht haben., Foto: Toyota
Die weite Reise nach Bahrain soll viel gebracht haben., Foto: Toyota

Im letzten Jahr bemühte man sich überhaupt nicht um Ross Brawn. Einen Lenker, der verfügbar gewesen wäre. So muss es wieder Pascal Vasselon richten. Der Franzose kam als Reifenspezialist von Michelin nach Köln. Viele werfen ihm deshalb vor, dass er dem Chassisteam gar keine korrekte Richtung vorgeben könne. Als Technischer Direktor ist er allerdings nicht dafür verantwortlich, das Auto in Eigenregie zu bauen, er muss nur die richtigen Leute einsetzen. Seit dem letzten Winter kamen keine Neuen hinzu. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Das alte Personal konnte die Fehler des TF107 ausbügeln oder es geht mit dem gleichen Personal und der gleichen Lackierung genauso erfolglos weiter wie bisher.

Das Auto Mal wieder hapert es an der Aerodynamik. Trotz zweier hoch moderner Windkanäle ist auch der TF108 kein Spitzenauto. Schon früh wurde ein neues Aerodynamikpaket nachgeschoben, weitere Teile werden folgen. Der Speed fehlt allerdings noch. Am letzten Testtag des Winters setzte Jarno Trulli mit einer Tagesbestzeit ein Ausrufezeichen. Die Reaktionen lauteten sofort: Wir sind besser als alle denken. Der Tank war aber wohl auch leerer als so mancher zugeben wollte.

Das neue Auto reagiert besser auf Setupänderungen, ist in schnellen und langsamen Kurven stabiler beim Anbremsen und bei der Kurvendurchfahrt. Der große Wurf ist Toyota mit dem TF108 aber wieder nicht gelungen. Neben Ferrari nahm Toyota als einziges Team die lange Reise zu den beiden Bahrain-Tests auf sich. Ohne den Regen und die kühlen Temperaturen konnte man dort in Ruhe testen - im Hinblick auf den Saisonstart als auch auf die Hitzerennen in Bahrain und Malaysia.

Die Fahrer Ein neues Fahrerduo soll 2008 mehr Punkte einfahren als in den Vorjahren. Jarno Trulli ist erneut mit von der Partie. Der Italiener erhielt einen Vertrag bis 2009, muss dieses Vertrauen allerdings noch rechtfertigen. Im Qualifying stellt Trulli immer wieder seine Extraklasse unter Beweis, im Rennen ist er gerne unauffällig. Das muss sich dieses Jahr ändern.

Wer durchschneidet die Absperrung in Richtung Erfolg?, Foto: Sutton
Wer durchschneidet die Absperrung in Richtung Erfolg?, Foto: Sutton

Timo Glock kam hoch motiviert nach Köln, wo er in der Nähe des Teams seine Zelte aufschlug, um so viel Zeit wie möglich in der Fabrik zu verbringen. Der Einsatz stimmt beim Deutschen. Trotzdem muss er noch viel lernen, obwohl er ja schon einige Grand Prix für Jordan und F1-Tests für BMW Sauber bestritten hat. Das Fehlen der Traktionskontrolle will er nicht als Vorteil werten. Zwar kennt er das aus der GP2, doch sind F1-Autos eben noch einmal etwas anderes als ein GP2-Bolide. Allem voran hofft Glock, dass sein F1-Auto zuverlässiger ist als der alte GP2-Bolide.

Beim letzten Test in Barcelona schlichen sich einige Setupprobleme ein, die er sich bis zuletzt nicht erklären konnte. Daran gilt es bis Melbourne zu arbeiten. Ein anderes Problem ist auf seine mangelnde Erfahrung mit dem Auto zurückzuführen. Vor dem Beginn der Testfahrten hoffte Timo seinen Qualifyingnachteil durch seine Fähigkeiten als Racer im Rennen wettmachen zu können. Doch bislang sah es anders aus: er war auf einer Runde näher an Jarno Trulli dran als über die Distanz. Mit wenig Benzin an Bord verhält sich der TF108 genau wie er es möchte. Aber aufgetankt hat Timo Probleme mit Untersteuern. Alles eine Frage der richtigen Gewichtsverteilung.

Toyota - Hausaufgaben gut gemacht?*

Pluspunkte Minuspunkte
+ Budget
+ motivierter Glock
- Strukturchaos
- Wer ist hier der Boss?
- keine neuen Techniker
Hausaufgaben gut gemacht? Saisonprognose
Unauffällige Tests - bis zum Paukenschlag zum Abschluss. Der TF108 ist wohl wieder nur Durchschnitt. Note: 4 Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also dürfen sich Toyota-Fans darauf stützen, dass das Team beim letzten Test tatsächlich noch etwas gefunden hat, die Bestzeit nicht mit leerem Tank eingefahren wurde. Angesichts des super engen Mittelfelds erscheinen regelmäßige Platzierungen direkt hinter den zwei Topteams jedoch als unwahrscheinlich.

* Hausaufgaben gut gemacht ist seit 2001 die traditionelle Saisonvorschau auf motorsport-magazin.com/f1welt.com. Die vergangenen 7 Jahre ergeben noch nicht ganz 760 Seiten, aber total viele Kopien sollen dieses Jahr gesichtet worden sein...