Christian, war der BMW Sauber-Testvertrag ein schönes vorzeitiges Geburtstagsgeschenk?
Christian Klien: Es war Zufall, dass die Verpflichtung beim BMW Sauber Team ungefähr mit meinem Geburtstag am 7. Februar zusammenfiel. Das Team benötigte einen erfahrenen Fahrer, um die Rolle des Ersatzfahrers zu übernehmen. Sie vertrauen darauf, dass ich bereit bin, einzuspringen, wann immer es notwendig ist. Ich bin sehr stolz, ein Mitglied des BMW Sauber Teams zu sein.

Du hast Honda verlassen, alles für ein Einsatzcockpit riskiert und wärst beinahe ohne dagestanden. Jetzt ist BMW ein Glücksfall: Freust Du Dich schon darauf, nach Honda und Force India endlich ein konkurrenzfähiges Auto zu fahren?
Christian Klien: Honda hatte im vergangen Jahr Problem mit der Performance, dass wird sich sicher rasch wieder ins positive verändern. BMW Sauber war 2007 das drittstärkste Team, und beendete in der letzten Saison die Konstrukteursweltmeisterschaft als Zweiter und belegte in der Fahrerweltmeisterschaft den fünften und sechsten Platz. Daher denke ich, das BMW Sauber Team hat bereits seine Fähigkeit bewiesen, ganz vorne mitzukämpfen. Der nächste Schritt wird eine Herausforderung - wir möchten 2008 unser erstes Rennen gewinnen. Der Wettkampf zwischen den vier besten Teams wird dieses Jahr genauso hart wie bisher sein, und ich gehe davon aus, dass BMW eine zentrale Rolle darin spielen wird, ein weiteres spannendes Jahr für die Formel-1-Fans auf der ganzen Welt zu bieten.

Dein Ziel war ganz klar ein Renncockpit für 2008. Bist Du sehr enttäuscht, dass dies bei Force India nicht geklappt hat?
Christian Klien: Nein, meine Entschlossenheit in der Formel 1 wieder Rennen zu fahren, ist klar. Um dies zu erreichen, ist mein Wechsel zu einem Top-Werksteam als Test- und Ersatzfahrer eine ausgezeichnete Gelegenheit - ich würde sagen, die allerbeste Gelegenheit, abgesehen davon, für das BMW Sauber Team Rennen zu fahren. Darum werde ich das Beste aus dieser Möglichkeit, in ihrem Programm zu arbeiten, machen.

Christian hat die Vergangenheit hinter sich gelassen, er schaut nach vorne., Foto: Bumstead/Sutton
Christian hat die Vergangenheit hinter sich gelassen, er schaut nach vorne., Foto: Bumstead/Sutton

Wann hast Du erfahren, dass Giancarlo Fisichella den Zuschlag erhalten hat? Wie wurde Dir das begründet?
Christian Klien: Das Thema ist für mich schon ad Acta gelegt. Mein Blickwinkel ist auf die neuen Aufgaben gerichtet.

Du hast letztes Jahr schon unter dem neuen Testreglement gelitten. Wirst Du dieses Jahr mehr zum Fahren kommen?
Christian Klien: Das wird man sehen, das hängt von mehreren Aspekten ab. Natürlich möchte ich möglichst viel fahren, aber die Möglichkeiten sind heutzutage eben durch das Testreglement begrenzt. Entscheidend ist, was für das Team am besten ist und dass ich der Aufgabe als Ersatzfahrer gewachsen bin, falls ich tatsächlich einmal einspringen muss.

Wäre es für Dich nicht interessant, nebenher noch in einer anderen Rennserie Rennpraxis zu sammeln? Immerhin liegt Dein letztes Rennen schon eine Weile zurück...
Christian Klien: Jeder Rennfahrer will Rennen fahren, das ist logisch und auch wichtig für die eigene Entwicklung. Bei allen Überlegungen steht jedoch im Vordergrund, dass ich als Test- und Ersatzfahrer für das BMW Sauber Team bereit stehe.

Du hast vor einigen Wochen für Mercedes ein DTM-Auto getestet. War das für Dich eine echte Alternative oder nur ein Hineinschnuppern, weil Du schon von der BMW-Chance wusstest?
Christian Klien: Die DTM ist eine interessante Rennserie, bei der sowohl die Fahrzeugperformance der einzelnen Rennwagen als auch die Leistungsdichte der Piloten enorm hoch ist. Sicher eine sehr große Herausforderung für Fahrer und Team. Der Testtag war sehr interessant. DTM ist eine Alternative zum GP-Sport.

Wie haben Dir der Test und die Zusammenarbeit mit dem Team gefallen? Was konntest Du über diese Art von Auto lernen? Welche Unterschiede gibt es bei beim Fahren und beim Abstimmen?
Christian Klien: Die Teams in der DTM arbeiten auf einem sehr hohen Niveau. Ich war doch überrascht, welchen Abtrieb dieses Auto aufbaut. Zudem ist die Performance des Wagens, was Power und Bremsverzögerung betrifft, beeindruckend für einen Tourenwagen. Die Fahrcharakteristik ist eher vergleichbar mit einem Formel Rennwagen. Speziell die letzten Zehntel Sekunden aus dem Reifenpaket herauszuholen, bedarf einer Anpassung des Fahrstils. Es hat mir riesig Spaß gemacht den DTM-Rennwagen zu fahren.