Bob, Ihr wechselt 2008 von der "Step 11" ECU, die gemeinsam von Renault und Magneti Marelli entwickelt wurde, zur Einheits-ECU, die die FIA dann vorschreibt. Wie ist die Performance dieses neuen Systems?
Bob Bell: Verglichen mit dem Gerät, das wir bislang genutzt haben, verfügt die neue ECU über eine geringere Leistung. Ihre Kapazität, ihre Komplexität und Funktionalität sind allesamt nicht auf dem bisherigen Level. Für ein Team, das wie wir zuvor mit einer speziell angefertigten ECU gefahren ist, stellt das neue System somit einen Rückschritt dar.

Wird die neue ECU eine spezielle Installation im Fahrzeug benötigen?
Bob Bell: Sie unterscheidet sich auch in dieser Hinsicht von dem bisher genutzten Gerät. Auch die Zubehörteile sind sehr speziell. Der Einbau war zwar keine unlösbare Aufgabe, dennoch entspricht das Endergebnis nicht unbedingt der Lösung, die wir unter normalen Umständen gewählt hätten.

Was musste denn alles wegen der neuen ECU angepasst werden?
Bob Bell: Da gab es durchaus einiges zu tun. Wie erwähnt, mussten die technischen Spezifikationen des Fahrzeugs entsprechend verändert werden. Auch der Einbau der ECU erforderte neue Lösungen – zusätzlich zu weiteren Parametern, die angepasst werden mussten. Das veränderte Elektronik-Management verlangte sogar die Entwicklung eines neuen Lenkrads, und auch die Verbindung zu bestehenden Kontrollsystemen mussten wir überarbeiten. All das bedeutete natürlich, dass wir Zeit und Ressourcen aufwenden mussten, die wir sonst in die Optimierung der Gesamtperformance des Fahrzeugs investiert hätten. Hinzu kommt, dass wir uns auf ein komplett neues System einstellen müssen. 2008 werden wir sämtliche unserer Arbeitsabläufe von der Marelli-Umgebung auf die McLaren Electronics Philosophie umstellen müssen – das ist etwa so, als ob wir von nun an in einer völlig neuen Sprache und unter gänzlich anderen Vorzeichen mit dem Fahrzeug kommunizieren werden!

An der Elektronik war und ist viel zu tun, Foto: Sutton
An der Elektronik war und ist viel zu tun, Foto: Sutton

Wie lange hat es gedauert, all diese Modifikationen durchzuführen?
Bob Bell: Wir haben uns insgesamt mehr als ein Jahr darauf vorbereitet. Die Arbeiten am R27, der für die Zeit zwischen den Saisons als fahrendes Testlabor fungiert, haben ungefähr zwei Monate in Anspruch genommen. Beim R28, der quasi um das neue System herum konstruiert wird, fingen wir bei null an. Einerseits war es so einfacher, die ECU und die dazugehörigen Teile im Fahrzeug zu integrieren, andererseits hat die Konstruktionsphase natürlich mehr Zeit und Arbeit gekostet, als das normalerweise der Fall gewesen wäre. Man darf nicht außer Acht lassen, dass mit der Umstellung ganz grundlegende Veränderungen in der Infrastruktur des Fahrzeugs einhergehen. Schließlich ist die Funktionsweise der neuen ECU eine andere und wir mussten in der Peripherie ein Menge überarbeiten – angefangen von unserem Prüfstand bis hin zum Getriebe-Management, den Werkzeugen, die wir für Analyse und Telemetrie nutzen, den Computern in der Fabrik und der Box. Auch unsere Ingenieure mussten sich auf das System einstellen. Die ganze Phase der Umstellung ist immer noch nicht abgeschlossen.

Ist dies also die größte technische Herausforderung der kommenden Saison 2008?
Bob Bell: Ganz zweifellos!

Werden denn die Teams, die das System schon 2007 eingesetzt haben im Vorteil sein?
Bob Bell: Das wird offensichtlich der Fall sein.

Ist der Übergang dennoch alles in allem gut gelaufen?
Bob Bell: Nicht wirklich. Besonders zu Beginn des Programms hatten wir eine Menge Probleme. Wir mussten viele Gespräche mit den Ingenieuren von McLaren Electronics führen, um diese zu lösen – was uns bis heute auch in den allermeisten Fällen gelungen ist. Aber eine schwere Geburt war es trotzdem.