Es ist eine Krux. Alle reden von Aufschwung, doch genauso wenig, wie er den Mittelstand erreicht, erreicht er auch das Fahrerlager. Der Arbeitsplatzmangel ist groß. Die Tarifverträge laufen aus. Jetzt hat der Wirtschaftsweise Bernie auch noch verkündet, dass es mit dem geplanten Wachstum von 9 Prozent - das entspricht zwei Prodrive-Cockpits - im nächsten Jahr nichts wird. Zudem klafft die soziale Schere immer weiter auseinander. Während einige wenige Piloten Millionen einstreichen, müssen die restlichen um die verbliebenen Arbeitsplätze kämpfen. Manche zahlen sogar drauf, nur um Arbeit zu haben - die Ein-Euro-Jobber sozusagen. Soweit ist es bei den fünf Deutschen zum Glück noch nicht, aber auch sie müssen kurz vor dem Ende der Kampagne noch einmal zum Vorstellungsgespräch. So zogen sie brav ihre frisch gebügelten Sonntags-Overalls an, putzten ihre Helme blitzeblank, um im Jobcenter zwischen den Seen ihre Visitenkarte abzugeben.

Nick und Ralf traten den schweren Gang gemeinsam an., Foto: Sutton
Nick und Ralf traten den schweren Gang gemeinsam an., Foto: Sutton

Der Erste, der hereingerufen wurde, war Adrian Sutil. Noch ist er bei einem recht kleinen Unternehmen beschäftigt. Doch an Selbstbewusstsein mangelt es dem smarten Adrian nicht. So weiß er ganz genau, dass er für seinen derzeitigen Job hoffnungslos überqualifiziert ist. Er ist unglaublich jung, und unglaublich dynamisch. Doch gerade als er seine Bewerbungsrunde drehen wollte, war von Dynamik nichts mehr zu sehen. Er blieb liegen. "Das war das gleiche Problem, das wir heute Morgen hatten, aber da bin ich in der Boxengasse stehen geblieben und meine Mechaniker konnten mich in die Garage zurückschieben und neu starten. Am Nachmittag war ich auf der Strecke, da ging das nicht", erklärte er. Dennoch machte Adrian einen zufriedenen Eindruck. Denn schon vor seinem verpatzten Auftritt hatte er einige Initiativbewerbungen verschickt. An wen die adressiert waren, wollte er aber nicht sagen.

Um Adrian müssen wir uns also keine Sorgen machen. Ganz anders sieht das bei Ralf Schumacher aus. Der hat zwar einen gut dotierten Job bei Toyota, doch nicht mehr lange. Frech knallte er seinen Chefs vor kurzem seine Kündigung auf den Tisch. Angeblich hat er zwei neue Arbeitgeber an der Angel, nur weiß keiner, ob das wieder einmal eines von Ralfs Hirngespinsten oder Wirklichkeit ist. So war Ralf gut beraten, beim Bewerbungsgespräch in Interlagos einen guten Eindruck zu machen. Machte er aber nicht. Stattdessen wirkte er unvorbereitet und fahrig. "Ich hatte keine besonderen Probleme im Q2", gestand Ralf. "Der Verkehr war okay, das Auto fühlte sich gut an. Ich habe es einfach nicht hinbekommen, das ist sehr schade", sagte er nur lapidar. Ist da einer von ganz oben auf bestem Wege in Richtung Prekariat oder ist er sich seiner Sache wirklich so sicher?

Seiner Sache sicher kann sich auch Sebastian Vettel sein. Egal ob Gerhard, Mario oder Norbert - alle Bosse halten viel von dem jungen Piloten. Da kann man mit breiter Brust ins Jobcenter marschieren und sich in einem in freier Rede gehaltenen Vortrag die Höhepunkte bis zum Schluss aufbewahren. "Im letzten Run waren wir dort, wo ich hin wollte", verriet er hintereher. "Selbst habe ich nicht viel anders gemacht, die Zeit war einfach da." Aufgrund des rutschigen Bodens legte Sebastian sogar noch eine kleine Tanzeinlage auf das Parkett. "Es hat getanzt. Danach war es besser; nicht viel, aber man sah es auf der Uhr", sagte er. Denn mit Sebastian verging das Vorstellungsgespräch wie im Flug.

Nico Rosbergs Frisur saß perfek und auch sonst überzeugte er durch eloquentes Auftreten, Foto: Sutton
Nico Rosbergs Frisur saß perfek und auch sonst überzeugte er durch eloquentes Auftreten, Foto: Sutton

Während Sebastian großes Potential bescheinigt wird, hat sich Nico Rosberg schon längst einen Namen gemacht. Sein Ruf in der Branche ist sogar so gut, dass ihm sein Arbeitgeber eine Jobgarantie bietet, wenn er nur bleibt. Doch Nico kennt seinen Marktwert, und so schaute auch er im Jobcenter vorbei. Vielleicht war ja der eine oder andere Headhunter auch anwesend. Dabei lieferte einen für seine Verhältnisse soliden Eindruck ab. "In Q2 habe ich die Runde einfach hingebracht. Mehr hätte ich aus dem Auto nicht hinausholen können. In Q3, mit mehr Benzin an Bord, hatte ich ein kleines Balanceproblem und machte auch einen kleinen Fehler, was mich eine oder zwei Zehntel gekostet hat", erzählte Rosberg hinterher. Zufrieden war er dennoch: "Man kann aber nicht immer alles aus einer Runde holen. Ich denke, wir müssen zufrieden sein, wo wir sind und morgen unser Bestes geben."

Sein Bestes gibt Nick Heidfeld schon seit Jahren. Und das ist fast immer besser als das, was seine Kollegen abliefern. Dennoch wurde Nick immer übergangen, wenn es um Beförderungen ging. Doch in diesem Sommer konnte auch sein Chef nicht verleugnen, dass Nick einfach zu gut ist, um seinen Arbeitsplatz zu verlieren. So war für ihn der Termin beim Arbeitsamt nur eine Pflichtübung - die er aber mit Bravour meisterte. "Ich bin extrem zufrieden. Meine vorletzte Runde war schon nicht schlecht, und die letzte hat einfach super gepasst", freute er sich. Dabei wäre er beinahe schon in der zweiten Bewerbungsrunde rausgeflogen. "Das war so knapp, weil ich in Kurve sechs komplett quer stand, ich hätte mich fast gedreht." Doch dann zeigte er, was er drauf hat. "Es lief besser und besser. Zum Glück es dann gepasst, als es gezählt hat."