"Ich liebe diesen Kurs!", entfuhr es Felipe Massa nach seiner ersten Ausfahrt auf der neuesten Tilke-Strecke in der Türkei anno 2005. Obwohl der F1-Tross in diesem Jahr erst zum dritten Mal am Bosporus Station macht, gehört der Kurs bereits zum festen Inventar. "Es gibt viele verschiedene Kurven und es ist eine echte Herausforderung. Ich liebe es, hier zu fahren", bilanzierte Massa euphorisch.

Vier Mal links herum: alle lieben Kurve 8., Foto: Sutton
Vier Mal links herum: alle lieben Kurve 8., Foto: Sutton

"Die Strecke ist großartig", lobt auch Weltmeister Fernando Alonso. "Einige Sektionen sind hart am Limit, genau das will ein Rennfahrer." Robert Kubica sieht jedoch einige Tücken. "Manchmal setzt das Auto auf, man verliert die Traktion und das Auto wird instabil", verrät der Pole. Doch sein Technikchef Willy Rampf setzt die Kritik schnell wieder ins rechte Licht: "Der Istanbul Park bietet alles, was eine interessante Strecke ausmacht." Langsame Passagen, in denen gute Traktion gefragt ist, aber auch anspruchsvolle, schnelle Ecken wie die berüchtigte Kurve 8, die aus vier Abschnitten besteht, jedoch in einem Zug mit rund 250 km/h gefahren wird. "Sobald man seine Linie gefunden hat, macht sie richtig Spaß", sagt Kubica.

Kurve 8 besitzt keinen flüssigen Radius - für die Fahrer stellt es eine besondere Herausforderung dar, die Ideallinie zu treffen. Schaffen sie es, können sie mit Vollgas durchfahren, schaffen sie es hingegen nicht, verlieren sie durch die Korrekturen am Lenkrad wichtige Zeit. "Die High-Speed-Kurve 8 ist wirklich fantastisch", schwärmt Tonio Liuzzi. "Hier spürt man die g-Kräfte richtig. Für einen Fahrer ist das ein unglaubliches Gefühl. Es ist einfach eine großartige Kurve: Man weiß, dass man hinein fährt, aber man weiß nicht, ob man auch wieder genauso gut heraus kommt." Robert Doornbos ging nach seiner ersten Ausfahrt sogar noch einen Schritt weiter: "Man fühlt förmlich, wie das Adrenalin durch den Körper gepumpt wird."

Die Adrenalinpumpe aus der Luft., Foto: Sutton
Die Adrenalinpumpe aus der Luft., Foto: Sutton

Vor seinem Debüt firmierte der Istanbul Speed Park unter vielen Namen, darunter Istanbul Racing Circuit und Istanbul Otodrom; aber egal wie die Strecke heißt: Im Gegensatz zu den F1-Retortenkursen zeichnet sie sich durch viele Eigenheiten aus. Zuallererst wird der Speed Park entgegen dem Uhrzeigersinn befahren. Eine Eigenschaft, die die Strecke nur noch mit Interlagos gemein hat.

Einen eigenen Flair erhält die Strecke durch den Berg- und Tal-Charakter, der durch einige heftige Bodenwellen sogar noch verstärkt wird. Die Fahrer vergleichen den Kurs ehrfürchtig mit der legendären Ardennenachterbahn von Spa-Francorchamps. So kann man den Speed Park getrost als Adrenalinpumpe am Bosporus bezeichnen.

Die Berg-und-Tal-Charakteristik verlangt nach einer guten aerodynamischen Effizienz, in den Bergauf-Passagen und auf der langen Gerade sind kraftvolle V8-Triebwerke gefragt. "Weil es lange, zum Teil ansteigende Geraden gibt, wird mit einem mittleren Abtriebslevel gefahren", enthüllt Rampf. "Hohe aerodynamische Effizienz ist der Schlüssel zu einer schnellen Rundenzeit. Aufgrund der verschiedenen Kurvenkombinationen ist der Istanbul Park eine fahrerisch anspruchsvolle Strecke, die ein präzises Handling verlangt." Das Wichtigste hat sich Nick Heidfeld für den Schluss aufgehoben: "Auf der Strecke gibt es Überholmöglichkeiten, das ist sehr gut." Kein Wunder, dass alle diesen Kurs lieben.