Die Lehre vom Ehrentag

Es war eine Geburtstagswoche in der F1-Welt. Zunächst feierte Nico Rosberg am Mittwoch seinen Geburtstag, danach war Ralf Schumacher am Samstag an der Reihe. Rosberg verbrachte seinen Ehrentag ganz besonders "spannend": "Ich saß 8 Stunden im Sitz", so der Williams-Pilot, der von einem PR-Event auf Island direkt nach Frankreich flog. "Ich war 5 Stunden im Flieger und 3 Stunden im Auto. Dann saß ich in meinem Motorhome an der Strecke mit drei Kühen draußen und habe mich gelangweilt. Das war nicht schlecht. Um 8:30 Uhr bin ich dann früh ins Bett - das war mein 22. Geburtstag, daran werde ich mich lange erinnern." Dabei fehlt dem Geburtstagskind nicht viel zum Glück. Die Einöde von Magny Cours störte ihn genauso wenig wie seine wiederkäuenden Geburtstagsgäste. Sein einziger Wunsch war "Happiness". Und was verhilft ihm dazu? "Das ich happy bin."

Magny Cours - Mangel an lohnenden Fotomotiven., Foto: Sutton
Magny Cours - Mangel an lohnenden Fotomotiven., Foto: Sutton

Die Lehre vom Job

Für manche ist er der Superassistent, für andere der baldige Rückkehrer und Retter, für andere einfach ein siebenfacher Ex-Weltmeister. Was Michael Schumacher genau bei Ferrari macht, ist aber auch nach dem Durchbrechen der Interviewblockade noch nicht ganz klar. "Ich frage mich, was er für eine Rolle hat, wenn man mir das beantworten kann, kann ich eine Antwort darauf geben, ob er dem Team helfen kann", sagt Alexander Wurz. "Ich weiß, dass er zuschauen kann, keine Interviews gibt - aber mehr weiß ich auch nicht." Da steht er nicht alleine da. "Ich weiß das nicht, ich habe keine Ahnung, was er offiziell macht", sagt Michaels Bruder Ralf. Das wirft eine neue Frage auf: Was macht er inoffiziell?

Die Lehre vom Unsichtbaren

Die offiziellen FIA-Pressekonferenzen sind nicht unbedingt als Thriller bekannt. Manchmal wird es aber zumindest etwas lustig. Zum Beispiel wenn ein Kollege fragt: "Diese Frage ist für Kimi und Felipe. Das Wetter ist nicht gut, es ist ziemlich kalt. Was bedeutet das für die Reifen?" Nicht, dass sich Massa vor der Antwort drücken wollte, sein Teamkollege nahm ihm diese ab: "Wer soll zuerst antworten - Felipe oder ich?" Der Kollege nahm mit Kimi Vorlieb, schließlich war Massa gar nicht auf der Pressekonferenz...

Wenigstens am Sonntag gab es das eine oder andere lohnende Motiv., Foto: Sutton
Wenigstens am Sonntag gab es das eine oder andere lohnende Motiv., Foto: Sutton

Die Lehre vom Telefonbuch

Es gibt Menschen, die zerreißen Telefonbücher mit bloßen Händen. Es gibt Menschen, die essen Telefonbücher mit trockenem Mund. Und es gibt Menschen, die nutzen die Online-Ausgabe, um sich den ganzen Papierkram zu ersparen. Lewis Hamilton soll angeblich viel Papierkram erhalten - Telefonbuchdicke Stapel an Informationen soll das McLaren Team dem willigen Schüler angeblich vor jedem Rennen auf den Tisch legen. Bei BMW Sauber handhabte man das GP-Debüt von Sebastian Vettel in Montreal etwas weniger bürokratisch. "Wir haben nur richtige Telefonbücher", sagt Mario Theissen, "die würden da nicht helfen."

Die Lehre vom Ultimatum

Bis zum Frankreich GP hatte Ralf Schumacher angeblich Zeit, um sich zu beweisen. Dann lief das Ultimatum der Boulevardpresse aus - denn seitens des Teams gab es nie eines. War also alles nur aufgebauscht, fragten einige Kollegen am Donnerstag. "Es sieht so aus", erwiderte Ralf, "sonst wäre ich ja nicht hier." Und hier möchte er noch lange bleiben, nicht unbedingt in Magny Cours, aber auf jeden Fall in der Formel 1. Was macht ihn so sicher? "Weil ich es weiß." Okay - aber warum macht Toyota keine Fortschritte? "Habe ich das gesagt? Ihr solltet einmal aufhören zu interpretieren und lieber richtig zuhören." In der F1 könne sich das Blatt schließlich schnell wenden. "Beim ersten Rennen ist Räikkönen an der Spitze eingeschlafen, jetzt schläft er nicht mehr ein - jetzt schläft er höchstens schlecht." Mittlerweile schläft er wieder besser, aber Kimis Sieg scheint wohl nur Ralfs Einwand zu bestätigen; das Blatt kann sich schnell wenden - nur wann geschieht das einmal bei Toyota?

Scheiden tut weh - im Fall Magny Cours vielleicht nicht so sehr..., Foto: Sutton
Scheiden tut weh - im Fall Magny Cours vielleicht nicht so sehr..., Foto: Sutton

Die Lehre vom Winken

Bernie Ecclestone will Fahrer zum Anfassen oder wenn das nicht geht, dann wenigstens Fahrer, die bei der Fahrerparade vom Lastwagen in die Menge winken. Fernando Alonso nahm sich diesen Wunsch des F1-Zampanos zu Herzen. Er winkt gerne. Etwa Robert Doornbos, wenn dieser im Freien Training vor ihm liegt. Oder seinem Kommandostand, wenn dieser gerade in der Nähe liegt. Oder eigentlich allen Kollegen, die er auf der Strecke überholt. So jedenfalls begründete der Spanier mit einem unübersehbaren Grinsen seine Handzeichen von Indianapolis. "Ich hebe meine Hand jedes Mal, wenn ich auf ein Auto auflaufe, dass ich überrunde oder mit dem ich kämpfe. Wer also das Rennen genießen möchte, der sollte sich meine Onboard-Aufnahmen ansehen." Nick Heidfeld dürfte sich über die vielen Liebesgrüße aus Oviedo gefreut haben...

Die Lehre vom Knall

Die Technik wird immer standfester, es gibt immer weniger Ausfälle, die Motoren halten immer länger. Norbert Haug hält das aber für keinen Dauerzustand. "Dieses Niveau aufrecht zu erhalten, ist nicht ohne. Wenn man über so eine harte Saison komplett ohne Motorschaden kommt, gehört etwas dazu, das ist fast nicht anzunehmen." Am Samstag wären seine Worte beinahe bittere Realität geworden. Im ersten Moment glaubte das Team, dass es einen Motorschaden an Fernando Alonsos MP4-22 gab. Doch es war nur das Getriebe, zukünftig soll es für Getriebewechsel allerdings auch eine Strafversetzung geben. Werden die Defekte dann noch rarer? Es ist fast nicht anzunehmen...