Es war irgendwie anders als sonst. Ja, man hatte ein Rennen gefahren und ja, es gab danach viel zu erzählen, aber auch vier Deutsche und ein Österreicher konnten sich nicht dem entziehen, was während des Rennens in Kanada so alles vorgefallen war. Es brauchte etwas, bis sich wieder Humor, Frust oder Ärger nach oben gearbeitet hatten, nachdem zunächst alle unter dem Eindruck dessen gestanden waren, was sich in Runde 26 ereignet hatte. Als es aber die Entwarnung gegeben hatte und man wusste, dass Robert Kubica nichts Schlimmes passiert war, durften alle zunächst ihre Erleichterung ausdrücken und sich dann doch auch mit dem auseinandersetzen, was ihnen so passiert war und da war weitestgehend Aufatmen angesagt, auch wenn nicht alle wirklich zufrieden waren.

Aufatmen, das konnte zuallererst Nick Heidfeld. Nicht nur, dass es sein Teamkollege war, der für den Schock des Rennens gesorgt hatte, nach der Erleichterung darüber, dass Kubica nur einen verstauchten Knöchel und eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen hatte, konnte er auch aufatmen, weil er aus eigener Kraft Platz zwei geholt und damit ein Saisonziel von BMW Sauber erfüllt hatte. "Wichtig und sehr befriedigend ist, dass ich auch unter normalen Rennbedingungen, ohne die vielen Safety-Car-Phasen und die Strafe für Alonso, die Chance auf Platz zwei gehabt hätte", sagte ein gelöster Nick.

Aufatmen durfte Alex Wurz. 0:6 liegt er im Qualifying Duell gegen Nico Rosberg hinten und 2:5 stand es bei den WM-Punkten vor Kanada. Doch dann kam das Rennen und der nicht gerade rosige Startplatz 19. Mit einer Ein-Stopp-Strategie ging es aber nach vor auf Platz drei. "Das ist ein Traum. Wir hatten ein schweres Wochenende und haben nie den Rhythmus gefunden, aber ich habe gezeigt, dass ich immer noch ein Racer bin. Ich hatte die Pace, aber auf den Option-Reifen war es sehr schwer", konnte Wurz dann nach dem Rennen aufatmen und damit seine eigene Feier anstimmen. "Nachdem ich vor zehn Jahren hier mein Debüt in der Formel 1 gegeben habe, ist das heute so wie ein Geburtstag für mich."

Ralf Schumacher durfte noch ein Pünktchen entführen, Foto: Sutton
Ralf Schumacher durfte noch ein Pünktchen entführen, Foto: Sutton

Aufatmen, das durfte auch Ralf Schumacher. Der Toyota-Pilot musste nach seinem schlechten Qualifying wieder einiges an Kritik einstecken, auch wenn er beteuerte, dass er im Verkehr festgesteckt war. Schließlich ging es von Startplatz 18 auf Rang acht nach vorne und damit in die Punkte. "Es war wieder ein schwieriges Wochenende für mich, aber natürlich ist es schön, noch einen Punkt zu holen, wenn man vom 18. Platz aus losfährt. Damit habe ich sicher nicht gerechnet, aber es war auch ein chaotisches Rennen", durfte er nachher erleichtert feststellen. Wegen des einen Punktes konnte er allerdings nur aufatmen, aber nicht gleich in Begeisterungsstürme ausbrechen. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber wenigstens konnte ich einen Punkt mitnehmen."

Das Aufatmen wurde bei Nico Rosberg eher zum schweren Durchatmen, denn der Williams-Pilot war ein Opfer der Safety Car Phasen, die sich mit seinem Nachtank-Fenster nicht so ganz vertrugen. "In meiner Situation ist es halt Scheiße. Ich glaube, dass die Regel insgesamt gut ist und es gibt aber diesen kleinen Teil, da waren ich und Fernando gerade drin, wo es ein Desaster ist", meinte er uns gegenüber dann nachher etwas unerfreut. Denn falsch gemacht hatte er eigentlich nichts, nur eben, dass ihm das Benzin ausgegangen wäre, wenn er nicht bei geschlossener Box zum Tanken gekommen wäre. Etwas aufatmen konnte er dann aber doch, denn die Pace des Williams stimmte, was für die Zukunft zuversichtlich machen sollte. "Es war schon stark ja. Es passiert nicht oft, dass im Heckspiegel ein rotes Auto immer kleiner wird. Das war schon super."

Aufatmen, das konnte Adrian Sutil nur, weil ihm bei seinem Unfall gar nichts passiert war. Doch angesichts seines eher milden Einschlages war das nicht unbedingt viel. Sutil musste nach dem Rennen Selbstkritik betreiben. "Ich möchte mich beim Team entschuldigen, sie haben das ganze Wochenende tolle Arbeit geleistet und es wäre heute so einfach gewesen einen Punkt zu holen, wenn ich keinen Fehler gemacht hätte." Doch es sollte auch diesmal nicht sein, weswegen ihm auch Mike Gascoyne etwas böse war. Doch nun ist nur kurz Zeit zum Durchatmen und um das alles zu verdauen, denn am kommenden Wochenende geht es in Indianapolis schon weiter - vielleicht gibt es dann weitere Gründe, um aufzuatmen.