Wenn Murmeltiere Geldscheine oder Kreditkarten benutzen könnten, würden sie momentan Ohrenstöpsel im großen Stil einkaufen. Seit Freitag wird es in ihrer Heimat, der Ile de Notre Dame inmitten des St.- Lorenz-Stroms, wieder laut - verdammt laut. Die Formel 1 ist zurück in Montreal. Nach dem 1. Freien Training lassen sich zwei Dinge festhalten: Monaco ist Vergangenheit, McLaren und Ferrari liegen wieder näher zusammen an der Spitze. Noch sind es aber die Silberpfeile, die den schrillen V8-Ton auf der Murmeltierinsel angeben.

Die Bestzeit fuhr standesgemäß der Weltmeister. Mit zwei Zehnteln Vorsprung setzte sich Fernando Alonso gegen seinen Teamkollegen Lewis Hamilton durch - die britischen Schreie nach Teamorder hielten sich aber noch in Grenzen. Gute anderthalb Zehntel hinter dem zweiten McLaren führte Kimi Räikkönen das rote Duo an. Er war aber nur wenige Hundertstel schneller als sein Teamkollege Felipe Massa auf Platz 4.

Der Kampf um die dritte Kraft scheint seit Monaco zwischen BMW Sauber und Renault ausgetragen zu werden; auch wenn Mark Webber in letzter Sekunde auf Rang 5 fuhr und damit der beste Verfolger des Spitzenquartetts war. Bei BMW Sauber gab es die einzigen Rauchzeichen des Vormittags. Pechvogel Robert Kubica musste seinen F1.07 mit einem rauchenden Heck in der Box abstellen. Ungemach droht ihm aber nicht: da er bekanntlich erst am Samstag den Zweiwochenendmotor eingebaut bekommt.

Ohne Kubica-Zeit musste Nick Heidfeld die weiß-blauen Fahnen hochhalten. Das schaffte der noch wilder denn je aussehende Mönchengladbacher mit Platz 6. Vor ihm reihte sich Giancarlo Fisichella im beflügelten Renault ein. Beiden fehlten gut acht Zehntel auf die Bestzeit. Knapp dahinter zeigte Ralf Schumacher sein Können als Siebtschnellster. Nico Rosberg musste sein Auto am Freitagmorgen an Testfahrer Kazuki Nakahima abtreten. Die Briten sind damit das einzige Team, das noch an dieser Regelung festhält.

Die ersten neunzig Minuten verliefen relativ Murmeltierfreundlich - sprich ohne große Aufregung. Noch werden Wetten auf den ersten Einschlag in der berüchtigten Wall of Champions angenommen. Die einzigen Ausrutscher waren Ausflüge in die Wiese oder über die Rasengittersteine in der letzten Schikane. Egal ob Hamilton, Alonso, Räikkönen oder Coulthard - die Piloten tasten sich noch an die idealen Bremspunkte heran. Die Wiesenausflüge scheuchten bislang keinen der Ureinwohner auf - noch scheinen also alle Murmeltiere auch ohne Lärmschutz auf den haarigen Ohren zurechtzukommen.