Chris Dyer ist geschieden. Weggerissen von seinem Fahrer, mit dem er in den vergangenen Jahren alle Höhen und Tiefen der Königsklasse durchfuhr, nach Setups suchte und munter Informationen hin und herfunkte. "Es wird einige Rennen brauchen, bevor wir uns hundertprozentig verstehen", sagt er über seinen Neuen. Kimi Räikkönen heißt er und gilt nicht gerade als großer Redner, Motivator oder gar Arbeiter.

"Sicher wird es in den ersten Rennen ein paar Momente geben, wo wir annehmen, dass er etwas macht, weil Michael das immer gemacht hat, und dann wird es Momente geben, wo er annimmt, dass wir etwas machen, weil es sein altes Team gemacht hat", prognostiziert Dyer Missverständnisse in der frischen Ehe. "Die müssen wir minimieren."

Was für das Team wirklich zählt, ist ein ehrlicher Fahrer, der immer Vollgas gibt und gutes Feedback an die Ingenieure weiterleitet. "Er muss uns zu verstehen geben, wie wir ihn schneller machen können", so Dyer gegenüber Reuters. Allerdings sei Kimi gar nicht so anders als Michael. "Er spricht weniger am Funk, aber wir bekommen trotzdem, was wir wissen wollen." Eine Anforderung erfüllt er auf jeden Fall: "Wenn er fährt, dann gibt er 110 Prozent. Jede Runde ist am Limit."

Da gibt es also keinen Unterschied zu seinem Vorgänger, der als Berater noch immer in das Team involviert ist. Als Schumacher zum ersten Mal bei seinem alten Renningenieur anrief, um sich nach den Fortschritte von Kimi zu erkundigen, war es für Dyer, als ob seine Ex-Freunding anrief, um zu fragen, wie seine neue Freundin so wäre. "Ich fühlte mich fast schon schuldig. 'Oh ja, er schlägt sich wirklich gut.' Ich fühlte den Drang zu sagen: 'Er ist okay, aber nicht so gut wie du.'" Spätestens am Sonntag nach dem Auftaktrennen klingelt Dyers Telefon wieder, dann wird erstmals abgerechnet...