Unbeachtet, ungelobt, unbelohnt. Für Super Aguri interessierten sich im Laufe der Saison 2006 nur wenige. Trotzdem waren die Leistungen der tapferen Japaner im Kampf mit der roten Laternen aller Ehren wert. Super Aguri lieferte den Umständen entsprechend sogar ein starkes Debütjahr ab.

Natürlich fuhren sie keinen einzigen WM-Punkt ein und machten keine großen Schlagzeilen (abseits von Yuji Ides vielen Drehern). Doch allein die Tatsache, dass man überhaupt dabei war, darf schon als Erfolg gewertet werden. Ganz zu schweigen von der Steigerung im Laufe des Jahres: Beim Saisonfinale in Brasilien fuhr Takuma Sato im Schatten des Schumacher-Rücktritts und der WM-Entscheidung aus eigener Kraft in die Top10.

Für das kleinste Team sieht es 2007 viel besser als 2006 aus., Foto: Hartley/Sutton
Für das kleinste Team sieht es 2007 viel besser als 2006 aus., Foto: Hartley/Sutton

Die große Frage vor der neuen Saison ist nun, ob Super Aguri mit einer richtigen Vorbereitung, mehr Erfahrung und einem verstärkten und eingespielten Team 2007 mehr erreichen kann? Dagegen spricht die Erfahrung, denn das zweite Jahr ist bekanntlich immer das schwierigste. Ganz besonders, wenn man es wie Aguri Suzuki darauf anlegt. Wer wenige Wochen vor Saisonbeginn ein vier Jahre altes Arrows-Chassis aus Paul Stoddarts Garage entstaubt, der wird von der Konkurrenz schlimmstenfalls belächelt. Wer aber einen Vorjahres-Honda und damit immerhin ein Siegerauto verwenden möchte, der vertreibt das Lächeln der Konkurrenten und zieht sich deren Zorn zu. Genau das droht derzeit Super Aguri.

Das Team: Obwohl die Vorzeichen besser als vor zwölf Monaten sind, dürfen wir die aktuelle Situation des Rennstalls nicht überbewerten; schließlich wäre eine schlechtere Situation als vor einem Jahr gar nicht möglich. Damals hatte das Team nichts - außer dem festen Willen, 2006 an der Formel 1-WM teilnehmen zu wollen. Ein Jahr später sieht es, wie gesagt, besser, aber nicht bestens aus. Das Team hat sich eingearbeitet und wurde personell verstärkt, aber es ist verglichen mit den anderen zehn Rennställen immer noch unterbesetzt und unerfahren. Auch das Budget der Japaner kann mit jenem der Herstellerteams nicht mithalten. Entsprechend sind die Anlagen und Voraussetzungen in Leafield nicht zu vergleichen mit den High-Tech-Equipment von BMW Sauber und McLaren Mercedes.

Original und noch ein Original: Honda RA106 und Super Aguri Interimsauto., Foto: Sutton
Original und noch ein Original: Honda RA106 und Super Aguri Interimsauto., Foto: Sutton

Nichtsdestotrotz gibt es Grund zum Optimismus. Der größte Hoffnungsträger ist Honda. Die Japaner stehen wie eine Eins hinter ihren Landsleuten. In dieser Saison wird die Unterstützung sogar ausgebaut: neben Motor, Getriebe und Elektronik soll auch das Chassis von Honda geliefert werden. Die japanischen Fans belohnen das mit Treue und Euphorie - Super Aguri ist in seiner Heimat beliebter als die beiden Werksteams von Honda und Toyota zusammen. Das liegt unter anderem am Volksheldenstatus von Aguri Suzuki, der als erster Japaner ein F1-Podium betrat. Dem Honda Werksteam dürfte all das nicht wirklich gefallen, immerhin ist ein zweites Team immer eine Ablenkung, ganz besonders, wenn man wie Honda noch weit vom Erreichen der eigenen Ansprüche entfernt ist. Diese erwarten bekanntlich GP-Siege und den WM-Titel. Momentan ist Honda Racing klar die Nummer 1, aber wer weiß, ob Japan nicht irgendwann dem Projekt Brackley die Mittel entzieht und sich stattdessen auf das Quasi-Nationalteam konzentriert?

Das Auto: Ist er jetzt illegal oder nicht? Mit Gewissheit sagen kann das niemand. Denn noch hat niemand den SA07 gesehen. Bekannt ist nur, dass er zwei Tage später als angekündigt am 14. März in Melbourne vorgestellt werden soll, und dass er durch einen FIA-Crashtest geflogen sein soll. Wie sehr er dem Honda RA106 oder dem RA107 ähnelt, weiß niemand, auch nicht bei Williams und Spyker, wo bereits seit einiger Zeit heftig mit den Säbeln gerasselt wird und sogar juristische Schritte angedroht wurden. Abwarten und Sake trinken.

Sato erhält 2007 Konkurrenz im eigenen Team., Foto: Hartley/Sutton
Sato erhält 2007 Konkurrenz im eigenen Team., Foto: Hartley/Sutton

Die Tests: Mindestens genauso umstritten wie das neue Auto war das so genannte Interimsauto von Super Aguri, das bei seinem Roll-Out Ende November in Barcelona für einige hochgezogene Augenbrauen sorgte. Immerhin ähnelte es dem RA106 wie ein Bridgestone-Einheitsreifen dem anderen. Die Testergebnisse damit bestätigten den großen Performancesprung vom SA06 zum "Interimsauto". Plötzlich fuhr Super Aguri im Mittelfeld mit, Toyota und Red Bull hatten mehrfach das Nachsehen. Die Zuverlässigkeit war ebenfalls gut, aber das Auto war ja auch schon erprobt, unter anderem vom neuen Stammfahrer Anthony Davidson, dessen Eingewöhnungsschwierigkeiten durch das bekannte Arbeitsgerät gering ausfielen.

Im Gegensatz zum Vorjahr testete man nicht nur knapp 600 Kilometer, sondern war bei fast allen gemeinsamen Tests anwesend, sogar in Bahrain. Nur eben kein einziges Mal mit dem neuen Auto, was die Ausgangssituation für Melbourne wieder verschlechtert, wenn man dort nicht ohnehin mit dem "Interimsauto" antreten sollte - dagegen würde die Konkurrenz aber wohl genauso protestieren wie gegen einen geklonten SA07. Die Tests müssen also zu 50% positiv, zu mindestens 50% aber auch negativ bewertet werden, denn das neue Auto fuhr noch keinen einzigen Meter.

Die Fahrer: Bei der Fahrerpaarung besann sich Aguri Suzuki eines Besseren: das japanische Doppel wurde gesprengt. Nachdem das Experiment Ide misslang und Sakon Yamamoto zu wenig Erfahrung hatte, setzt man mit dem bisherigen Honda-Tester Anthony Davidson auf einen gestanden Testfahrer. Genau das könnte sich zum Problem entwickeln, aber nur dann, wenn "The Ant" den Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden sollte. Testfahrten sind immer etwas anderes als Rennen. Jetzt hat Davidson die Chance, zu beweisen, dass er nicht nur ein guter Testfahrer, sondern auch ein guter Rennfahrer ist. Seine bisherigen Renneinsätze für Minardi und als Sato-Ersatz für Honda darf man nicht als Basis heranziehen. Minardi war nicht konkurrenzfähig und bei seinem einzigen Honda-GP für den kranken Sato fiel sein Auto schon nach wenigen Runden mit einem Defekt aus.

Wohin geht die Reise von Super Aguri? Die Kundenchassiskrise bringt die Antwort., Foto: Sutton
Wohin geht die Reise von Super Aguri? Die Kundenchassiskrise bringt die Antwort., Foto: Sutton

An Davidsons Seite fährt ein alter Bekannter: Takuma Sato kennt er von Honda, aber auch aus der britischen Formel 3, wo beide ebenfalls Teamkollegen waren. Interne Kämpfe zwischen den beiden sind also nicht zu erwarten. Trotzdem muss sich 2007 auch Sato beweisen. Im letzten Jahr schien er seine wilde, aggressive Fahrweise etwas abgelegt zu haben und weniger Fehler zu machen. Seine Kritiker sagen jedoch, dass er im letzten Jahr auch langsam gefahren sei. Zudem waren Ide, Yamamoto und Montagny nie eine Gefahr für ihn. Mit Davidson sollte sich das ändern. Der neue dritte Mann ist der ins zweite Glied zurückgeschobene Yamamoto, der in der GP2 mehr Erfahrung sammeln soll. Die Rolle des Ersatzmannes erbte er von Giedo van der Garde, der sich kurz vor Saisonbeginn, trotz eines Vertrages (das zumindest behauptet Super Aguri), zu Spyker absetzte. Auch hier drohen noch rechtliche Folgen.

Das Fazit: Aguri Suzuki hat ein klares Ziel ausgegeben: die ersten WM-Punkte. Sollte man einen letztjährigen oder aktuellen Honda verwenden und damit punkten dürfen, dürfte das im Bereich des Möglichen liegen. Allerdings hat sich Super Aguri dafür ein schwieriges Jahr ausgesucht, da es nach den Tests so aussieht, als ob die Teams so eng wie schon lange nicht mehr zusammen liegen, gerade im Mittelfeld und auf den letzten Punkterängen. Die Hauptgegner sollten die beiden Rivalen des Vorjahres sein - Toro Rosso und Spyker. Da Toro Rosso ebenfalls ein Kundenchassis einsetzt, scheinen sie momentan aber einen kleinen Vorteil zu haben. Andererseits ist der Red Bull momentan noch nicht das Gelbe vom Ei, weshalb in der aktuellen Verfassung sogar Red Bull Racing als Gegner in Frage kommt. Im Laufe des Jahres könnte sich das aber schnell wieder ändern. Bei Super Aguri steht und fällt alles mit der Entscheidung über die Kundenchassisproblematik.

Super Aguri Honda

Pluspunkte Minuspunkte

+ Honda-Unterstützung
+ bessere Vorbereitung als 2006
+ verstärktes Team
+ bei Tests gute Zeiten

- Chassisstreit
- drohende Klage
- keine Tests mit SA07
- Ärger mit Werksteam

Hausaufgaben gut gemacht? Saisonprognose

Jein, besser als letztes Jahr, aber 07er Auto nicht bereit und umstritten. Note: 3-

Mit Kundenchassis: einige Überraschungen & erste Punkte drin; Spyker, Toro Rosso und Red Bull in Reichweite. Ansonsten drohen viel Ärger und erneut ein nicht konkurrenzfähiges Auto.