Mit einer beeindruckenden Zeit setzte Felipe Massa den Schlusspunkt unter den letzten großen Test vor dem ersten Grand Prix in Melbourne. Seine 1:29.989 bedeuteten auch die schnellste Runde der gesamten zwei Testwochen auf dem Sakhir Circuit von Bahrain. Heute betrug Massas Abstand auf den Rest des Feldes, angeführt von Heikki Kovalainen, vier Zehntel. Auch wenn der Brasilianer seine schnelle Runde mit neuen Reifen gefahren ist, war es offensichtlich, dass Massa nicht auf einer Qualifikationsrunde ohne Sprit unterwegs war.

Felipe Massa konnte sich ab Mittag entspannt zurücklehnen., Foto: Sutton
Felipe Massa konnte sich ab Mittag entspannt zurücklehnen., Foto: Sutton

Dementsprechend selbstbewusst gab sich der Brasilianer danach. "Man braucht nicht nur ein zuverlässiges Auto, man braucht auch ein schnelles Auto. Und da sind wir: Schnell und zuverlässig." Auch heute war Massa wieder mit dem neuen Aerodynamikpaket unterwegs. Da der Brasilianer sein Testprogramm schon am Mittag beenden konnte, konnte auch Teamkollege Kimi Räikkönen das Paket am Nachmittag ein zweites Mal testen. Der Finne absolvierte 77 Runden und kam auf Platz vier.

Auf den Plätzen zwei bis fünf ging es hingegen umso enger zu. Hier lagen alle Piloten innerhalb von zwei zehntel Sekunden. "Best of the rest" waren heute jedoch die Renault mit Heikki Kovalainen (1:30.384) und Giancarlo Fischella (1:30.498). Die Konstrukteursweltmeister zeigten rechtzeitig, dass dieses Jahr auch ohne Alonso wieder mit ihnen zu rechnen ist. "Wir haben ein wettbewerbsfähiges Auto", stellte Chef-Testingenieur Christian Silk zufrieden fest. Noch vor einigen Wochen hatte es so ausgesehen, als könnte das neue Auto bei der Performance nicht ganz Schritt halten. Keine leichte Situation für Silk und sein Team. "Es war ein harter Winter, der uns viel abverlangt hat. Nun sind wir gespannt, wie sich der R27 im Rennen schlägt."

Für Heikki Kovalainen war die zweitschnellste Zeit sicherlich auch eine kleine Genugtuung nach seinem fulminanten Crash am Dienstag, den er durch einen Fahrfehler verschuldete. Ganz ohne Probleme war der Tag des jungen Finnen aber auch heute nicht. Kurz nach der Mittagspause verursachte sein R27 mit mechanischen Problemen eine rote Flagge.

Fernando Alonso war heute einer der Fleißigsten., Foto: Patching/Sutton
Fernando Alonso war heute einer der Fleißigsten., Foto: Patching/Sutton

Weltmeister Fernando Alonso sollte heute eigentlich gar nicht fahren. Aufgrund der Ferraristärke überlegte es sich der Spanier aber kurzfristig anders. Dabei war er in seiner Extraschicht sehr fleißig und spulte 113 Runden ab. Am Ende reichte es für die fünftschnellste Zeit (1:30.564), einen Wimpernschlag langsamer als Kimi Räikkönen. Im zweiten McLaren saß heute Pedro de la Rosa. Er wurde mit 1:31.354 als Siebter gestoppt.

Nur wenige Fahrer spulten noch mehr Kilometer ab als Alonso. Rubens Barrichello war 118 Runden auf der Strecke und kam mit einem Abstand von doch schon einer halben Sekunde auf den Silberpfeil des Weltmeisters auf Platz sechs. Die meisten Runden (124) verbuchte jedoch Scott Speed im Toro Rosso auf der Habenseite. Und nicht nur das. Nach dem neunten Platz von Liuzzi konnte Speed heute sogar auf Platz acht (1:31.500) vorfahren.

Auch der große Bruder Red Bull Racing konnte heute ein wenig schnellere Zeiten fahren als zuletzt. David Coulthard fuhr in seinem Renault-getriebenen Boliden eine 1:31.589 und damit auf Platz neun, Mark Webber kam auf den elften Platz der Zeitentabelle (1:31.742). Dass dennoch noch viel geschehen muss, damit der RB3 zumindest annähernd konkurrenzfähig wird, weiß auch Cristian Horner, Chef des ambitionierten Teams: "Die Tests sind nicht problemlos gelaufen und an vielen Teilen muss noch gearbeitet werden. Aber wie haben auch Fortschritte gemacht." Dennoch geht Red Bull Racing nächste Woche in Magny Cours in die Verlängerung. Dort soll zwei Tage lang das Aerodynamik-Paket ausprobiert werden, das auch in Melbourne zum Einsatz kommen soll.

Nach einem starken Auftakt bei den letzten Tests tritt BMW-Sauber zur Zeit ein bisschen auf der Stelle. Wieder bekam das Team die Zuverlässigkeitsprobleme des F1.07 nicht richtig in den Griff. Gegen Ende der Session blieben sowohl Nick Heidfeld als auch Robert Kubica mit technischen Problemen auf der Strecke stehen. Und auch schnelle Rundenzeiten standen am Ende nicht zu Buche. Heidfeld (1:31.720) ordnete sich hinter Coulthard auf Platz zehn ein, Kubica war Zwölftschnellster (1:31.751). Willy Rampf war dennoch mit dem Verlauf der zwei Wochen zufrieden. In Sachen Haltbarkeit des Autos verwies der technische Direktor auf die Rennsimulationen, die man vergangene Woche erfolgreich absolvieren konnte. "Mit entsprechender Detailarbeit hoffen wir, diese Zuverlässigkeit auch in Melbourne darstellen zu können."

Toyota macht kaum Fortschritte, Foto: Sutton
Toyota macht kaum Fortschritte, Foto: Sutton

Die letzten Plätze der Zeitentabelle bildete dieses Mal wieder ein Quartett aus Fernost. Dabei waren Ralf Schumacher im Toyota und Jenson Button im immer noch schwarzen Honda im zeitlichen Bereich von Sauber und Red Bull. Deutlicher ab fielen hingegen Toyota-Testfahrer Franck Montagny und Takuma Sato im Super Aguri Interimsauto. Für das kleine japanische Team war der Tag früher als erwartet beendet, nachdem Sato bei einem Ausflug über die Kerbs das Monocoque beschädigte.

Super Aguri hatte man hinten erwartet, wirklichen Anlass zur Enttäuschung boten wieder einmal die schwachen Zeiten von Toyota. Die zeigten sich jedoch vordergründig zufrieden mit dem Testtag. "Es sieht so aus, als ob wir auf den Longruns ziemlich konkurrenzfähig sind, denn wir waren in der Lage genau so schnelle Runden zu drehen, wie unsere Konkurrenten, bemerkte Franck Montagny. "Jetzt müssen wir nur noch an der Qualifikationsgeschwindigkeit arbeiten." Dafür hat man sich bei Toyota freiwilliges Nachsitzen in Jerez in der nächsten Woche verordnet.