Bob, was können Sie uns über den Renault F1 R27 sagen?
Bob Bell: Der R27 ist eine aggressive Evolution der Design-Philosophie, die die Weltmeisterschaften 2005 und 2006 gewonnen hat. Ich bin sehr stolz, wie das Team an diesem Projekt gearbeitet hat: wir hatten zwei Saisons mit außergewöhnlichem Erfolg, aber das hat nicht zum Aufkommen einer Selbstgefälligkeit geführt. Das Team ist hungrig, weiter zu gewinnen und das neue Auto spiegelt das wider.

FÜr Bob Bell ist der Mix aus Erfahrung und Neuem genau richtig, Foto: Renault
FÜr Bob Bell ist der Mix aus Erfahrung und Neuem genau richtig, Foto: Renault

Visuell sieht das Auto recht anders als sein Vorgänger aus…
Bob Bell: Unser Ziel bei jedem neuen Auto ist es, das Design bis ans Limit zu bringen - und das ist es, was unser Aero-Team beim R27 auf dramatische Weise getan hat. Das ist jetzt die dritte Saison mit den momentanen Aerodynamik-Regeln und wie immer unterliegt das Finden von Leistung unter stabilen technischen Bedingungen dem Gesetzt des abnehmenden Nutzens - je länger die Regeln unverändert bleiben, desto schwieriger ist es, Fortschritte zu erzielen. Unser Technikteam hat diese Herausforderung mit einer Kombination aus neuer Denkweise und penibler Arbeit im Windkanal angenommen. Es war kein einfacher Prozess und es wird weiter schwieriger werden, aber wir finden die Herausforderung reizvoll.

Das Renault F1 Team wird 2007 erstmals mit Bridgestone Reifen fahren. Was waren die Auswirkungen des Wechsels?
Bob Bell: Einfach ausgedrückt, waren die Auswirkungen des Wechsels zweierlei. Als wir die Bridgestone Reifen an unserem Modell für den Windkanal angebracht haben, haben wir festgestellt, dass wir noch einmal auf unser Aerodynamik-Paket schauen müssen - und die Optimierung davon wird ein fortlaufender Prozess sein.

Zweitens haben wir die dynamischen Charakteristika des Autos verbessert, um das meiste aus den Reifen zu bekommen und dabei die Parameter wie Gewichtsverteilung überarbeitet. Bridgestone war sehr offen zu uns und wir erarbeiten eine starke Arbeits-Beziehung mit ihnen an der Strecke. Aber wir bleiben mit den Füßen auf dem Boden und wir wissen, dass wir bis zum ersten Saisonrennen und darüber hinaus eine steile Lernkurve vor uns haben.

Das Team hat 2006 mit Ferrari um den Titel gekämpft und 2005 mit McLaren. Wie wird sich die Konkurrenz-Situation 2007 ihrer Meinung nach entwickeln?
Bob Bell: Ich denke, dass wir eine ziemlich enge und umkämpfte Saison erwarten können. In den vergangenen Jahren war der größte Faktor im Unterschied zwischen den Teams der Reifen - und das fällt jetzt weg. Zusätzlich bedeuten die Homologations-Regeln, dass es weniger Bewegungsraum gibt, um aus dem Motor einen Leistungsvorteil zu holen. Das wird, meiner Meinung nach, zwei Konsequenzen haben.

Erstens wird der Unterschied in der Leistung zwischen den Teams kleiner und der Wettkampf enger. Aber zum Zweiten wird das die wirkliche Qualität der verschiedenen Teams zeigen - und Organisationen wie unserer mit einer erwiesenen Erfolgsgeschichte von gewonnen WM-Titeln erlauben, den Unterschied aufzuzeigen.

Der R27 ist eine aggressive Evolution der Design-Philosophie, Foto: Renault
Der R27 ist eine aggressive Evolution der Design-Philosophie, Foto: Renault

Wird der R27 irgendwelche großen Fortschritte haben?
Bob Bell: Ja. 2007 werden wir mit einem verzögerungsfreien Getriebe arbeiten. Das ist in der Formel 1 nichts Neues, da einige Teams das System schon nutzen. Aber wir haben entschieden, bis 2007 zu warten, um den größtmöglichen Wettbewerbsvorteil aus einem zuverlässigen System zu holen. Das Getriebe hat einige tausend Kilometer seit dem November in einem Hybrid-Auto erlebt und es hat einen guten Leistungsschub gebracht. Außerdem wird es in einer Saison, in der Zugewinne nur schwer zu finden sind, ein großer Schritt im Vergleich zu den Teams sein, die diese Technologie bereits verwenden.

Oft wird in Zeiten des Erfolgs gesagt, dass es am besten ist, so wenig wie möglich zu verändern - aber das Team hat einen neuen Fahrer und einen neuen Reifenausstatter. Verändert das den Zugang des Teams zur neuen Saison?
Bob Bell: Es hat unseren Zugang in keinster Weise verändert. Jedes Top-Team wird 2007 große Veränderungen erleben, mit neuen Fahrern, neuen technischen Strukturen und in manchen Fällen auch mit neuen Reifen; und die wahre Qualität eines Teams zeigt sich darin, wie effektiv man mit diesen Änderungen umgeht. Bei Renault war die Anpassung an Veränderung eine der großen Stärken der vergangenen Jahre und wir haben für 2007 Beständigkeit mit Regeneration verbunden: neben einem erfahrenen Fahrer und Rennsieger mit Giancarlo und einem stabilen technischen Management haben wir Heikki und ein neu strukturiertes Team an der Strecke, in dem einige junge Ingenieure neue größere Rollen einnehmen. Wir sind entschlossen, weiter Rennen zu gewinnen und um Weltmeisterschaften zu kämpfen. Diese Ziele zu erreichen, wird ein weiterer Beweis für die Stärke unseres Teams.

Was sind also Ihre Erwartungen an das kommende Jahr?
Bob Bell: Ich denke, wir fühlen uns sehr optimistisch. Als Team ist es unser Ziel, die Fahrer mit dem bestmöglichen Equipment auszustatten, damit sie Rennen gewinnen - und ihnen die beste Umgebung zu geben, um das zu tun. Ich denke, das haben wir für 2007 getan. Unsere Motivation ist größer als je zuvor und wir erwarten eine sehr konkurrenzfähige Saison.